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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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es angeordnet habe, und weil es bei uns eingeführt
ist, daß der, welcher wiederholt den Anordnungen
nicht nachkömmt, des Dienstes entlassen wird. Es sind
aber endlich auch noch andere Dinge außer den Thie¬
ren, welche das Wetter vorhersagen, nehmlich die
Pflanzen."

"Von den Pflanzen wußte ich es schon, und zwar
besser, als von den Thieren," erwiederte ich.

"In meinem Garten und in meinem Gewächs¬
hause sind Pflanzen," sagte er, "welche einen auffal¬
lenden Zusammenhang mit dem Luftkreise zeigen, be¬
sonders gegen das Nahen der Sonne, wenn sie lange
in Wolken gewesen war. Aus dem Geruche der Blu¬
men kann man dem kommenden Regen entgegen
sehen, ja sogar aus dem Grase riecht man ihn bei¬
nahe. Mir kommen diese Dinge so zufällig in den
Garten und in das Haus; ihr aber werdet sie weit
besser und weit gründlicher kennen lernen, wenn ihr
die Wege der neuen Wissenschaftlichkeit wandelt, und
die Hilfsmittel benüzt, die es jezt gibt, besonders die
Rechnung. Wenn ihr namentlich eine einzelne Rich¬
tung einschlagt, so werdet ihr in derselben ungewöhn¬
lich große Fortschritte machen."

"Woher schließt ihr denn das?" fragte ich.

es angeordnet habe, und weil es bei uns eingeführt
iſt, daß der, welcher wiederholt den Anordnungen
nicht nachkömmt, des Dienſtes entlaſſen wird. Es ſind
aber endlich auch noch andere Dinge außer den Thie¬
ren, welche das Wetter vorherſagen, nehmlich die
Pflanzen.“

„Von den Pflanzen wußte ich es ſchon, und zwar
beſſer, als von den Thieren,“ erwiederte ich.

„In meinem Garten und in meinem Gewächs¬
hauſe ſind Pflanzen,“ ſagte er, „welche einen auffal¬
lenden Zuſammenhang mit dem Luftkreiſe zeigen, be¬
ſonders gegen das Nahen der Sonne, wenn ſie lange
in Wolken geweſen war. Aus dem Geruche der Blu¬
men kann man dem kommenden Regen entgegen
ſehen, ja ſogar aus dem Graſe riecht man ihn bei¬
nahe. Mir kommen dieſe Dinge ſo zufällig in den
Garten und in das Haus; ihr aber werdet ſie weit
beſſer und weit gründlicher kennen lernen, wenn ihr
die Wege der neuen Wiſſenſchaftlichkeit wandelt, und
die Hilfsmittel benüzt, die es jezt gibt, beſonders die
Rechnung. Wenn ihr namentlich eine einzelne Rich¬
tung einſchlagt, ſo werdet ihr in derſelben ungewöhn¬
lich große Fortſchritte machen.“

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[186/0200] es angeordnet habe, und weil es bei uns eingeführt iſt, daß der, welcher wiederholt den Anordnungen nicht nachkömmt, des Dienſtes entlaſſen wird. Es ſind aber endlich auch noch andere Dinge außer den Thie¬ ren, welche das Wetter vorherſagen, nehmlich die Pflanzen.“ „Von den Pflanzen wußte ich es ſchon, und zwar beſſer, als von den Thieren,“ erwiederte ich. „In meinem Garten und in meinem Gewächs¬ hauſe ſind Pflanzen,“ ſagte er, „welche einen auffal¬ lenden Zuſammenhang mit dem Luftkreiſe zeigen, be¬ ſonders gegen das Nahen der Sonne, wenn ſie lange in Wolken geweſen war. Aus dem Geruche der Blu¬ men kann man dem kommenden Regen entgegen ſehen, ja ſogar aus dem Graſe riecht man ihn bei¬ nahe. Mir kommen dieſe Dinge ſo zufällig in den Garten und in das Haus; ihr aber werdet ſie weit beſſer und weit gründlicher kennen lernen, wenn ihr die Wege der neuen Wiſſenſchaftlichkeit wandelt, und die Hilfsmittel benüzt, die es jezt gibt, beſonders die Rechnung. Wenn ihr namentlich eine einzelne Rich¬ tung einſchlagt, ſo werdet ihr in derſelben ungewöhn¬ lich große Fortſchritte machen.“ „Woher ſchließt ihr denn das?“ fragte ich.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/200>, abgerufen am 24.11.2024.