Sonnenschein kommen soll, oder wie ich überhaupt aus ihren Handlungen Schlüsse ziehe, kann ich jezt nicht reden, weil es zu umständlich sein würde, ob¬ wohl es merkwürdig ist; aber das kann ich sagen, daß nach meinen bisherigen Erfahrungen gestern keines der Thierchen in meinem Garten ein Zeichen von Re¬ gen gegeben hat, wir mögen von den Bienen anfan¬ gen, welche in diesen Zweigen summen, und bis zu den Ameisen gelangen, die ihre Puppen an der Planke meines Gartens in die Sonne legen, oder zu dem Springkäfer, der sich seine Speise trocknet. Weil mich nun diese Thiere, wenn ich zu ihnen kam, nie ge¬ täuscht haben, so folgerte ich, daß die Wasserbildung, welche unsere gröberen wissenschaftlichen Werkzeuge voraussagten, nicht über die Entstehung von Wolken hinausgehen würde, da es sonst die Thiere gewußt hätten. Was aber mit den Wolken geschehen würde, erkannte ich nicht genau, ich schloß nur, daß durch die Abkühlung, die ihr Schatten erzeugen müßte, und durch die Luftströmungen, denen sie selber ihr Dasein verdankten, ein Wind entstehen könnte, der in der Nacht den Himmel wieder rein fegen würde."
"Und so geschah es auch," sagte ich.
"Ich konnte es um so sicherer voraussehen," er¬
Sonnenſchein kommen ſoll, oder wie ich überhaupt aus ihren Handlungen Schlüſſe ziehe, kann ich jezt nicht reden, weil es zu umſtändlich ſein würde, ob¬ wohl es merkwürdig iſt; aber das kann ich ſagen, daß nach meinen bisherigen Erfahrungen geſtern keines der Thierchen in meinem Garten ein Zeichen von Re¬ gen gegeben hat, wir mögen von den Bienen anfan¬ gen, welche in dieſen Zweigen ſummen, und bis zu den Ameiſen gelangen, die ihre Puppen an der Planke meines Gartens in die Sonne legen, oder zu dem Springkäfer, der ſich ſeine Speiſe trocknet. Weil mich nun dieſe Thiere, wenn ich zu ihnen kam, nie ge¬ täuſcht haben, ſo folgerte ich, daß die Waſſerbildung, welche unſere gröberen wiſſenſchaftlichen Werkzeuge vorausſagten, nicht über die Entſtehung von Wolken hinausgehen würde, da es ſonſt die Thiere gewußt hätten. Was aber mit den Wolken geſchehen würde, erkannte ich nicht genau, ich ſchloß nur, daß durch die Abkühlung, die ihr Schatten erzeugen müßte, und durch die Luftſtrömungen, denen ſie ſelber ihr Daſein verdankten, ein Wind entſtehen könnte, der in der Nacht den Himmel wieder rein fegen würde.“
„Und ſo geſchah es auch,“ ſagte ich.
„Ich konnte es um ſo ſicherer vorausſehen,“ er¬
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Sonnenſchein kommen ſoll, oder wie ich überhaupt
aus ihren Handlungen Schlüſſe ziehe, kann ich jezt
nicht reden, weil es zu umſtändlich ſein würde, ob¬
wohl es merkwürdig iſt; aber das kann ich ſagen, daß
nach meinen bisherigen Erfahrungen geſtern keines
der Thierchen in meinem Garten ein Zeichen von Re¬
gen gegeben hat, wir mögen von den Bienen anfan¬
gen, welche in dieſen Zweigen ſummen, und bis zu
den Ameiſen gelangen, die ihre Puppen an der Planke
meines Gartens in die Sonne legen, oder zu dem
Springkäfer, der ſich ſeine Speiſe trocknet. Weil mich
nun dieſe Thiere, wenn ich zu ihnen kam, nie ge¬
täuſcht haben, ſo folgerte ich, daß die Waſſerbildung,
welche unſere gröberen wiſſenſchaftlichen Werkzeuge
vorausſagten, nicht über die Entſtehung von Wolken
hinausgehen würde, da es ſonſt die Thiere gewußt
hätten. Was aber mit den Wolken geſchehen würde,
erkannte ich nicht genau, ich ſchloß nur, daß durch die
Abkühlung, die ihr Schatten erzeugen müßte, und
durch die Luftſtrömungen, denen ſie ſelber ihr Daſein
verdankten, ein Wind entſtehen könnte, der in der
Nacht den Himmel wieder rein fegen würde.“
„Und ſo geſchah es auch,“ ſagte ich.
„Ich konnte es um ſo ſicherer vorausſehen,“ er¬
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/197>, abgerufen am 25.11.2024.
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