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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Holz eingelegt. Die übrige Geräthschaft waren hoch¬
lehnige Sessel mit Schnizwerk Flechtwerk und ein¬
gelegter Arbeit, zwei geschnizte Sizbänke, die man im
Mittelalter Gesiedel geheißen hatte, geschnizte Fahnen
mit Bildern und endlich zwei Schirme von gespann¬
tem und gepreßtem Leder, auf welchem Blumen
Früchte Thiere Knaben und Engel aus gemaltem
Silber angebracht waren, das wie farbiges Gold
aussah. Der Fußboden des Zimmers war gleich den
Geräthen aus Flächen alter eingelegter Arbeit zusam¬
mengestellt. Wir hatten wahrscheinlich wegen der
Schönheit dieses Bodens bei dem Eintritte in diese
Stube die Filzschuhe an unsern Füßen behalten.

Obwohl der alte Mann gesagt hatte, daß dieses
Zimmer sein Arbeitszimmer sei, so waren doch keine
unmittelbaren Spuren von Arbeit sichtbar. Alles
schien in den Laden verschlossen oder auf seinen Plaz
gestellt zu sein.

Auch hier war mein Begleiter, als ich meine
Freude über dieses Zimmer aussprach, nicht sehr
wortreich, genau so, wie in dem Marmorsaale; aber
gleichwohl glaubte ich das Vergnügen ihm von sei¬
nem Angesichte herablesen zu können.

Das nächste Zimmer war wieder ein alterthüm¬

Holz eingelegt. Die übrige Geräthſchaft waren hoch¬
lehnige Seſſel mit Schnizwerk Flechtwerk und ein¬
gelegter Arbeit, zwei geſchnizte Sizbänke, die man im
Mittelalter Geſiedel geheißen hatte, geſchnizte Fahnen
mit Bildern und endlich zwei Schirme von geſpann¬
tem und gepreßtem Leder, auf welchem Blumen
Früchte Thiere Knaben und Engel aus gemaltem
Silber angebracht waren, das wie farbiges Gold
ausſah. Der Fußboden des Zimmers war gleich den
Geräthen aus Flächen alter eingelegter Arbeit zuſam¬
mengeſtellt. Wir hatten wahrſcheinlich wegen der
Schönheit dieſes Bodens bei dem Eintritte in dieſe
Stube die Filzſchuhe an unſern Füßen behalten.

Obwohl der alte Mann geſagt hatte, daß dieſes
Zimmer ſein Arbeitszimmer ſei, ſo waren doch keine
unmittelbaren Spuren von Arbeit ſichtbar. Alles
ſchien in den Laden verſchloſſen oder auf ſeinen Plaz
geſtellt zu ſein.

Auch hier war mein Begleiter, als ich meine
Freude über dieſes Zimmer ausſprach, nicht ſehr
wortreich, genau ſo, wie in dem Marmorſaale; aber
gleichwohl glaubte ich das Vergnügen ihm von ſei¬
nem Angeſichte herableſen zu können.

Das nächſte Zimmer war wieder ein alterthüm¬

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[130/0144] Holz eingelegt. Die übrige Geräthſchaft waren hoch¬ lehnige Seſſel mit Schnizwerk Flechtwerk und ein¬ gelegter Arbeit, zwei geſchnizte Sizbänke, die man im Mittelalter Geſiedel geheißen hatte, geſchnizte Fahnen mit Bildern und endlich zwei Schirme von geſpann¬ tem und gepreßtem Leder, auf welchem Blumen Früchte Thiere Knaben und Engel aus gemaltem Silber angebracht waren, das wie farbiges Gold ausſah. Der Fußboden des Zimmers war gleich den Geräthen aus Flächen alter eingelegter Arbeit zuſam¬ mengeſtellt. Wir hatten wahrſcheinlich wegen der Schönheit dieſes Bodens bei dem Eintritte in dieſe Stube die Filzſchuhe an unſern Füßen behalten. Obwohl der alte Mann geſagt hatte, daß dieſes Zimmer ſein Arbeitszimmer ſei, ſo waren doch keine unmittelbaren Spuren von Arbeit ſichtbar. Alles ſchien in den Laden verſchloſſen oder auf ſeinen Plaz geſtellt zu ſein. Auch hier war mein Begleiter, als ich meine Freude über dieſes Zimmer ausſprach, nicht ſehr wortreich, genau ſo, wie in dem Marmorſaale; aber gleichwohl glaubte ich das Vergnügen ihm von ſei¬ nem Angeſichte herableſen zu können. Das nächſte Zimmer war wieder ein alterthüm¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/144>, abgerufen am 23.11.2024.