Aufmerksamkeit erregte, weil er nicht nur das größte sondern wahrscheinlich auch das schönste Stück des Zimmers war. Vier Delphine, welche sich mit dem Untertheil ihrer Häupter auf die Erde stüzten, und die Leiber in gewundener Stellung emporstreckten, trugen den Körper des Schreines auf diesen gewun¬ denen Leibern. Ich glaubte Anfangs, die Delphine seien aus Metall gearbeitet, mein Begleiter sagte mir aber, daß sie aus Lindenholz geschnitten, und nach mittelalterlicher Art zu dem gelblich grünlichen Me¬ talle hergerichtet waren, dessen Verfertigung man jezt nicht mehr zuwege bringt. Der Körper des Schreines hatte eine allseitig gerundete Arbeit mit sechs Fächern. Über ihm befand sich das Mittelstück, das in einer guten Schwingung flach zurückging, und die Klappe enthielt, die geöffnet zum Schreiben diente. Von dem Mittelstücke erhob sich der Aufsaz mit zwölf geschwun¬ genen Fächern und einer Mittelthür. An den Kanten des Aufsazes und zu beiden Seiten der Mittelthür befanden sich als Säulen vergoldete Gestalten. Die beiden größten zu den Seiten der Thür waren starke Männer, die die Hauptsimse trugen. Ein Schildchen, das sich auf ihrer Brust öffnete, legte die Schlüssel¬ öffnungen dar. Die zwei Gestalten an den vorderen
Aufmerkſamkeit erregte, weil er nicht nur das größte ſondern wahrſcheinlich auch das ſchönſte Stück des Zimmers war. Vier Delphine, welche ſich mit dem Untertheil ihrer Häupter auf die Erde ſtüzten, und die Leiber in gewundener Stellung emporſtreckten, trugen den Körper des Schreines auf dieſen gewun¬ denen Leibern. Ich glaubte Anfangs, die Delphine ſeien aus Metall gearbeitet, mein Begleiter ſagte mir aber, daß ſie aus Lindenholz geſchnitten, und nach mittelalterlicher Art zu dem gelblich grünlichen Me¬ talle hergerichtet waren, deſſen Verfertigung man jezt nicht mehr zuwege bringt. Der Körper des Schreines hatte eine allſeitig gerundete Arbeit mit ſechs Fächern. Über ihm befand ſich das Mittelſtück, das in einer guten Schwingung flach zurückging, und die Klappe enthielt, die geöffnet zum Schreiben diente. Von dem Mittelſtücke erhob ſich der Aufſaz mit zwölf geſchwun¬ genen Fächern und einer Mittelthür. An den Kanten des Aufſazes und zu beiden Seiten der Mittelthür befanden ſich als Säulen vergoldete Geſtalten. Die beiden größten zu den Seiten der Thür waren ſtarke Männer, die die Hauptſimſe trugen. Ein Schildchen, das ſich auf ihrer Bruſt öffnete, legte die Schlüſſel¬ öffnungen dar. Die zwei Geſtalten an den vorderen
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Aufmerkſamkeit erregte, weil er nicht nur das größte
ſondern wahrſcheinlich auch das ſchönſte Stück des
Zimmers war. Vier Delphine, welche ſich mit dem
Untertheil ihrer Häupter auf die Erde ſtüzten, und
die Leiber in gewundener Stellung emporſtreckten,
trugen den Körper des Schreines auf dieſen gewun¬
denen Leibern. Ich glaubte Anfangs, die Delphine
ſeien aus Metall gearbeitet, mein Begleiter ſagte mir
aber, daß ſie aus Lindenholz geſchnitten, und nach
mittelalterlicher Art zu dem gelblich grünlichen Me¬
talle hergerichtet waren, deſſen Verfertigung man jezt
nicht mehr zuwege bringt. Der Körper des Schreines
hatte eine allſeitig gerundete Arbeit mit ſechs Fächern.
Über ihm befand ſich das Mittelſtück, das in einer
guten Schwingung flach zurückging, und die Klappe
enthielt, die geöffnet zum Schreiben diente. Von dem
Mittelſtücke erhob ſich der Aufſaz mit zwölf geſchwun¬
genen Fächern und einer Mittelthür. An den Kanten
des Aufſazes und zu beiden Seiten der Mittelthür
befanden ſich als Säulen vergoldete Geſtalten. Die
beiden größten zu den Seiten der Thür waren ſtarke
Männer, die die Hauptſimſe trugen. Ein Schildchen,
das ſich auf ihrer Bruſt öffnete, legte die Schlüſſel¬
öffnungen dar. Die zwei Geſtalten an den vorderen
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/141>, abgerufen am 23.11.2024.
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