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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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und auf ihren Segen erst in meinem Alter mehr achten
lernte."

"Ich habe nichts zu verzeihen," erwiederte ich;
"denn ich theile eure Ansicht über das Getreide voll¬
kommen, wenn ich auch ein Kind der großen Stadt
bin. Ich habe diese Gewächse viel beachtet, habe
darüber gelesen, freilich mehr von dem Standpunkte
der Pflanzenkunde, und habe, seit ich einen großen
Theil des Jahres in der freien Natur zubringe, ihre
Wichtigkeit immer mehr und mehr einsehen gelernt."

"Ihr würdet es erst recht," sagte er, "wenn ihr
Besizthümer hättet, oder auf euren Besizthümern euch
mit der Pflege dieser Pflanzen besonders abgäbet."

"Meine Eltern sind in der Stadt," antwortete ich,
"mein Vater treibt die Kaufmannschaft, und außer
einem Garten besizt weder er noch ich einen liegenden
Grund."

"Das ist von großer Bedeutung," erwiederte er,
"den Werth dieser Pflanzen kann keiner vollständig er¬
messen, als der sie pflegt."

Wir schwiegen nun eine Weile.

Ich sah an seinen Wirthschaftsgebäuden Leute be¬
schäftigt. Einige gingen an den Thoren ab und zu,
in häuslichen Arbeiten begriffen, andere mähten in

und auf ihren Segen erſt in meinem Alter mehr achten
lernte.“

„Ich habe nichts zu verzeihen,“ erwiederte ich;
„denn ich theile eure Anſicht über das Getreide voll¬
kommen, wenn ich auch ein Kind der großen Stadt
bin. Ich habe dieſe Gewächſe viel beachtet, habe
darüber geleſen, freilich mehr von dem Standpunkte
der Pflanzenkunde, und habe, ſeit ich einen großen
Theil des Jahres in der freien Natur zubringe, ihre
Wichtigkeit immer mehr und mehr einſehen gelernt.“

„Ihr würdet es erſt recht,“ ſagte er, „wenn ihr
Beſizthümer hättet, oder auf euren Beſizthümern euch
mit der Pflege dieſer Pflanzen beſonders abgäbet.“

„Meine Eltern ſind in der Stadt,“ antwortete ich,
„mein Vater treibt die Kaufmannſchaft, und außer
einem Garten beſizt weder er noch ich einen liegenden
Grund.“

„Das iſt von großer Bedeutung,“ erwiederte er,
„den Werth dieſer Pflanzen kann keiner vollſtändig er¬
meſſen, als der ſie pflegt.“

Wir ſchwiegen nun eine Weile.

Ich ſah an ſeinen Wirthſchaftsgebäuden Leute be¬
ſchäftigt. Einige gingen an den Thoren ab und zu,
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[100/0114] und auf ihren Segen erſt in meinem Alter mehr achten lernte.“ „Ich habe nichts zu verzeihen,“ erwiederte ich; „denn ich theile eure Anſicht über das Getreide voll¬ kommen, wenn ich auch ein Kind der großen Stadt bin. Ich habe dieſe Gewächſe viel beachtet, habe darüber geleſen, freilich mehr von dem Standpunkte der Pflanzenkunde, und habe, ſeit ich einen großen Theil des Jahres in der freien Natur zubringe, ihre Wichtigkeit immer mehr und mehr einſehen gelernt.“ „Ihr würdet es erſt recht,“ ſagte er, „wenn ihr Beſizthümer hättet, oder auf euren Beſizthümern euch mit der Pflege dieſer Pflanzen beſonders abgäbet.“ „Meine Eltern ſind in der Stadt,“ antwortete ich, „mein Vater treibt die Kaufmannſchaft, und außer einem Garten beſizt weder er noch ich einen liegenden Grund.“ „Das iſt von großer Bedeutung,“ erwiederte er, „den Werth dieſer Pflanzen kann keiner vollſtändig er¬ meſſen, als der ſie pflegt.“ Wir ſchwiegen nun eine Weile. Ich ſah an ſeinen Wirthſchaftsgebäuden Leute be¬ ſchäftigt. Einige gingen an den Thoren ab und zu, in häuslichen Arbeiten begriffen, andere mähten in

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/114>, abgerufen am 24.11.2024.