gesund daraus hervor. Ich betrachtete durch diese That¬ sache aufmerksam gemacht nun auch den Kohl genauer, der nicht weit von unserm Wege stand. An ihm zeigte keine kahle Rippe, daß die Raupe des Weißlings ge¬ nagt habe. Die Blätter waren ganz und schön. Ich nahm mir vor, diese Beobachtung gegen meinen Be¬ gleiter gelegentlich zur Sprache zu bringen.
Wir waren mittlerweile bis an das Ende der Pflanzungen gelangt, und es begann Rasengrund, der steiler anstieg, Anfangs mit Bäumen besezt war, weiter oben aber kahl fortlief.
Wir stiegen auf ihm empor.
Da wir auf eine ziemliche Höhe gelangt waren, und Bäume die Aussicht nicht mehr hinderten, blieb ich ein wenig stehen, um den Himmel zu betrachten. Mein Begleiter hielt ebenfalls an. Das Gewitter stand nicht mehr gegen Sonnenuntergang allein, son¬ dern jezt überall. Wir hörten auch entfernten Donner, der sich öfter wiederholte. Wir hörten ihn bald gegen Sonnenuntergang, bald gegen Mittag, bald an Orten, die wir nicht angeben konnten. Mein Mann mußte seiner Sache sehr sicher sein; denn ich sah, daß in dem Garten Arbeiter sehr eifrig an den mehreren Ziehbrunnen zogen, um das Wasser in die durch den
geſund daraus hervor. Ich betrachtete durch dieſe That¬ ſache aufmerkſam gemacht nun auch den Kohl genauer, der nicht weit von unſerm Wege ſtand. An ihm zeigte keine kahle Rippe, daß die Raupe des Weißlings ge¬ nagt habe. Die Blätter waren ganz und ſchön. Ich nahm mir vor, dieſe Beobachtung gegen meinen Be¬ gleiter gelegentlich zur Sprache zu bringen.
Wir waren mittlerweile bis an das Ende der Pflanzungen gelangt, und es begann Raſengrund, der ſteiler anſtieg, Anfangs mit Bäumen beſezt war, weiter oben aber kahl fortlief.
Wir ſtiegen auf ihm empor.
Da wir auf eine ziemliche Höhe gelangt waren, und Bäume die Ausſicht nicht mehr hinderten, blieb ich ein wenig ſtehen, um den Himmel zu betrachten. Mein Begleiter hielt ebenfalls an. Das Gewitter ſtand nicht mehr gegen Sonnenuntergang allein, ſon¬ dern jezt überall. Wir hörten auch entfernten Donner, der ſich öfter wiederholte. Wir hörten ihn bald gegen Sonnenuntergang, bald gegen Mittag, bald an Orten, die wir nicht angeben konnten. Mein Mann mußte ſeiner Sache ſehr ſicher ſein; denn ich ſah, daß in dem Garten Arbeiter ſehr eifrig an den mehreren Ziehbrunnen zogen, um das Waſſer in die durch den
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0102"n="88"/>
geſund daraus hervor. Ich betrachtete durch dieſe That¬<lb/>ſache aufmerkſam gemacht nun auch den Kohl genauer,<lb/>
der nicht weit von unſerm Wege ſtand. An ihm zeigte<lb/>
keine kahle Rippe, daß die Raupe des Weißlings ge¬<lb/>
nagt habe. Die Blätter waren ganz und ſchön. Ich<lb/>
nahm mir vor, dieſe Beobachtung gegen meinen Be¬<lb/>
gleiter gelegentlich zur Sprache zu bringen.</p><lb/><p>Wir waren mittlerweile bis an das Ende der<lb/>
Pflanzungen gelangt, und es begann Raſengrund,<lb/>
der ſteiler anſtieg, Anfangs mit Bäumen beſezt war,<lb/>
weiter oben aber kahl fortlief.</p><lb/><p>Wir ſtiegen auf ihm empor.</p><lb/><p>Da wir auf eine ziemliche Höhe gelangt waren,<lb/>
und Bäume die Ausſicht nicht mehr hinderten, blieb<lb/>
ich ein wenig ſtehen, um den Himmel zu betrachten.<lb/>
Mein Begleiter hielt ebenfalls an. Das Gewitter<lb/>ſtand nicht mehr gegen Sonnenuntergang allein, ſon¬<lb/>
dern jezt überall. Wir hörten auch entfernten Donner,<lb/>
der ſich öfter wiederholte. Wir hörten ihn bald gegen<lb/>
Sonnenuntergang, bald gegen Mittag, bald an Orten,<lb/>
die wir nicht angeben konnten. Mein Mann mußte<lb/>ſeiner Sache ſehr ſicher ſein; denn ich ſah, daß in<lb/>
dem Garten Arbeiter ſehr eifrig an den mehreren<lb/>
Ziehbrunnen zogen, um das Waſſer in die durch den<lb/></p></div></body></text></TEI>
[88/0102]
geſund daraus hervor. Ich betrachtete durch dieſe That¬
ſache aufmerkſam gemacht nun auch den Kohl genauer,
der nicht weit von unſerm Wege ſtand. An ihm zeigte
keine kahle Rippe, daß die Raupe des Weißlings ge¬
nagt habe. Die Blätter waren ganz und ſchön. Ich
nahm mir vor, dieſe Beobachtung gegen meinen Be¬
gleiter gelegentlich zur Sprache zu bringen.
Wir waren mittlerweile bis an das Ende der
Pflanzungen gelangt, und es begann Raſengrund,
der ſteiler anſtieg, Anfangs mit Bäumen beſezt war,
weiter oben aber kahl fortlief.
Wir ſtiegen auf ihm empor.
Da wir auf eine ziemliche Höhe gelangt waren,
und Bäume die Ausſicht nicht mehr hinderten, blieb
ich ein wenig ſtehen, um den Himmel zu betrachten.
Mein Begleiter hielt ebenfalls an. Das Gewitter
ſtand nicht mehr gegen Sonnenuntergang allein, ſon¬
dern jezt überall. Wir hörten auch entfernten Donner,
der ſich öfter wiederholte. Wir hörten ihn bald gegen
Sonnenuntergang, bald gegen Mittag, bald an Orten,
die wir nicht angeben konnten. Mein Mann mußte
ſeiner Sache ſehr ſicher ſein; denn ich ſah, daß in
dem Garten Arbeiter ſehr eifrig an den mehreren
Ziehbrunnen zogen, um das Waſſer in die durch den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/102>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.