4. Engelland defensor fidei genennet wird, welche Titulaturen, so viel als zu diesem Werck nöthig seyn wird, in folgenden Capi- teln sollen erkläret werden.
§. 6.
Das sechste pfleget man aus der Abso- luten oder unumbschränckten Gewalt ei- nes Potentaten zu nehmen, indem diejenigen Kö- nige, bey welchen voluntas pro ratione gelten kan, denen welche die rationem dem voluntati vorziehen, oder vorzuziehen haben, wollen vorge- setzet werden. Man giebet vor, daß
1. Ein König, welcher absolut regieret, GOtt in seinem Regiment am ähnlichsten sey, und fol- gentlich auch auf dem höchsten Grad der Ma- jestät stehe.
2. Diejenigen Regenten, welche nicht absolut herrschen, nur einen Theil der Majestät, nicht aber die gantze hätten, weil die Majestät zwi- schen ihnen und dem Volcke getheilet, und ei- nes von dem andern mutuo dependent wäre. Derjenige König aber, welcher einiger massen von dem Volck dependire, könne keine for- mal-Majestät haben. Allein die doctores juris gentium machen diese Einwürffe durch eine eintzige distinction unkräfftig, wenn sie darthun, daß es gar was anders sey, plenitu- dinem imperii, und wiederumb etwas an- ders, summitatem imperii zu haben. Bey denen welche absolut herrschen, ist
pleni-
Europaͤiſches
4. Engelland defenſor fidei genennet wird, welche Titulaturen, ſo viel als zu dieſem Werck noͤthig ſeyn wird, in folgenden Capi- teln ſollen erklaͤret werden.
§. 6.
Das ſechſte pfleget man aus der Abſo- luten oder unumbſchraͤnckten Gewalt ei- nes Potentaten zu nehmen, indem diejenigen Koͤ- nige, bey welchen voluntas pro ratione gelten kan, denen welche die rationem dem voluntati vorziehen, oder vorzuziehen haben, wollen vorge- ſetzet werden. Man giebet vor, daß
1. Ein Koͤnig, welcher abſolut regieret, GOtt in ſeinem Regiment am aͤhnlichſten ſey, und fol- gentlich auch auf dem hoͤchſten Grad der Ma- jeſtaͤt ſtehe.
2. Diejenigen Regenten, welche nicht abſolut herrſchen, nur einen Theil der Majeſtaͤt, nicht aber die gantze haͤtten, weil die Majeſtaͤt zwi- ſchen ihnen und dem Volcke getheilet, und ei- nes von dem andern mutuo dependent waͤre. Derjenige Koͤnig aber, welcher einiger maſſen von dem Volck dependire, koͤnne keine for- mal-Majeſtaͤt haben. Allein die doctores juris gentium machen dieſe Einwuͤrffe durch eine eintzige diſtinction unkraͤfftig, wenn ſie darthun, daß es gar was anders ſey, plenitu- dinem imperii, und wiederumb etwas an- ders, ſummitatem imperii zu haben. Bey denen welche abſolut herrſchen, iſt
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Europaͤiſches
4. Engelland defenſor fidei genennet wird,
welche Titulaturen, ſo viel als zu dieſem
Werck noͤthig ſeyn wird, in folgenden Capi-
teln ſollen erklaͤret werden.
§. 6. Das ſechſte pfleget man aus der Abſo-
luten oder unumbſchraͤnckten Gewalt ei-
nes Potentaten zu nehmen, indem diejenigen Koͤ-
nige, bey welchen voluntas pro ratione gelten
kan, denen welche die rationem dem voluntati
vorziehen, oder vorzuziehen haben, wollen vorge-
ſetzet werden. Man giebet vor, daß
1. Ein Koͤnig, welcher abſolut regieret, GOtt in
ſeinem Regiment am aͤhnlichſten ſey, und fol-
gentlich auch auf dem hoͤchſten Grad der Ma-
jeſtaͤt ſtehe.
2. Diejenigen Regenten, welche nicht abſolut
herrſchen, nur einen Theil der Majeſtaͤt, nicht
aber die gantze haͤtten, weil die Majeſtaͤt zwi-
ſchen ihnen und dem Volcke getheilet, und ei-
nes von dem andern mutuo dependent waͤre.
Derjenige Koͤnig aber, welcher einiger maſſen
von dem Volck dependire, koͤnne keine for-
mal-Majeſtaͤt haben. Allein die doctores
juris gentium machen dieſe Einwuͤrffe durch
eine eintzige diſtinction unkraͤfftig, wenn ſie
darthun, daß es gar was anders ſey, plenitu-
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ders, ſummitatem imperii zu haben.
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/98>, abgerufen am 23.11.2024.
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