set; massen seine Majestät ein Käyser des Deutschen Reiches, ein in Posseß stehender König des Königreichs Neapolis, Ungarn und Böhmen, und also vier differenter Natio- nen, der Deutschen, Jtalienischen, Ungarischen und Böhmischen, Herr und Beherrscher ist, fol- gentlich Majestatem quadruplicem besitzet.
3. Daß, gleich wie einer der mit vielen Diaman- ten geschmücket, mehr gläntze als einer der nur einen hat, also wäre auch das Haupt, welches mit vielen Cronen gezieret, schöner und glän- tzender als dasjenige, welches nur eine trüge.
4. Daß die Vielheit der Königreiche, worüber einer herrschet, ihme per consequentz den Poten- tatum zu wege brächte, wodurch er sich for- midable machen, und sich bey andern in Furcht und veneration setzen könne.
Andere wollen sich alle diese rationes nicht ge- fallen lassen, sondern wenden ein, daß
1. Ein König, welcher viel Reiche besitze, und multiplicatam Majestatem habe, zwar ma- jor Rex, sed non magis Rex, ein zwar an Reichen grösserer, aber an dignität nicht bes- serer König sey, als der, welcher nur ein König- reich besitzet: weil diese multiplicirte majestas nur dignitas uniformis wäre, gleichwie et- wan ein Bischoff, welcher viel Bißthümer be- sitzet, nicht mehr ein Bischoff ist, als derselbige welcher nur eines hat. Denn nur allein die auf
einem
Europaͤiſches
ſet; maſſen ſeine Majeſtaͤt ein Kaͤyſer des Deutſchen Reiches, ein in Poſſeß ſtehender Koͤnig des Koͤnigreichs Neapolis, Ungarn und Boͤhmen, und alſo vier differenter Natio- nen, der Deutſchen, Jtalieniſchen, Ungariſchen und Boͤhmiſchen, Herr und Beherrſcher iſt, fol- gentlich Majeſtatem quadruplicem beſitzet.
3. Daß, gleich wie einer der mit vielen Diaman- ten geſchmuͤcket, mehr glaͤntze als einer der nur einen hat, alſo waͤre auch das Haupt, welches mit vielen Cronen gezieret, ſchoͤner und glaͤn- tzender als dasjenige, welches nur eine truͤge.
4. Daß die Vielheit der Koͤnigreiche, woruͤber einer herrſchet, ihme per conſequentz den Poten- tatum zu wege braͤchte, wodurch er ſich for- midable machen, und ſich bey andern in Furcht und veneration ſetzen koͤnne.
Andere wollen ſich alle dieſe rationes nicht ge- fallen laſſen, ſondern wenden ein, daß
1. Ein Koͤnig, welcher viel Reiche beſitze, und multiplicatam Majeſtatem habe, zwar ma- jor Rex, ſed non magis Rex, ein zwar an Reichen groͤſſerer, aber an dignitaͤt nicht beſ- ſerer Koͤnig ſey, als der, welcher nur ein Koͤnig- reich beſitzet: weil dieſe multiplicirte majeſtas nur dignitas uniformis waͤre, gleichwie et- wan ein Biſchoff, welcher viel Bißthuͤmer be- ſitzet, nicht mehr ein Biſchoff iſt, als derſelbige welcher nur eines hat. Denn nur allein die auf
einem
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Europaͤiſches
ſet; maſſen ſeine Majeſtaͤt ein Kaͤyſer des
Deutſchen Reiches, ein in Poſſeß ſtehender
Koͤnig des Koͤnigreichs Neapolis, Ungarn
und Boͤhmen, und alſo vier differenter Natio-
nen, der Deutſchen, Jtalieniſchen, Ungariſchen
und Boͤhmiſchen, Herr und Beherrſcher iſt, fol-
gentlich Majeſtatem quadruplicem beſitzet.
3. Daß, gleich wie einer der mit vielen Diaman-
ten geſchmuͤcket, mehr glaͤntze als einer der nur
einen hat, alſo waͤre auch das Haupt, welches
mit vielen Cronen gezieret, ſchoͤner und glaͤn-
tzender als dasjenige, welches nur eine truͤge.
4. Daß die Vielheit der Koͤnigreiche, woruͤber einer
herrſchet, ihme per conſequentz den Poten-
tatum zu wege braͤchte, wodurch er ſich for-
midable machen, und ſich bey andern in Furcht
und veneration ſetzen koͤnne.
Andere wollen ſich alle dieſe rationes nicht ge-
fallen laſſen, ſondern wenden ein, daß
1. Ein Koͤnig, welcher viel Reiche beſitze, und
multiplicatam Majeſtatem habe, zwar ma-
jor Rex, ſed non magis Rex, ein zwar an
Reichen groͤſſerer, aber an dignitaͤt nicht beſ-
ſerer Koͤnig ſey, als der, welcher nur ein Koͤnig-
reich beſitzet: weil dieſe multiplicirte majeſtas
nur dignitas uniformis waͤre, gleichwie et-
wan ein Biſchoff, welcher viel Bißthuͤmer be-
ſitzet, nicht mehr ein Biſchoff iſt, als derſelbige
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/96>, abgerufen am 16.02.2025.
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