Zeit behalten worden, ja noch biß auf den heu- tigen Tag wird in einigen Provintzien Franck- reichs, und in Engelland in Curia des Con- nestabilis, wie auch Admiralis, das Jus Ci- vile oder Kayser-Recht in subsidium gebrau- chet. Wer wolte aber sagen, daß diese Reiche und Könige, deswegen inferiores wären, als das Röm. Reich, (ob sie es gleich aus andern Ursachen sind) oder gar von diesem dependi- reten? Und damit die Praecedentz oder Su- periorität, welche etwan ein Potentate über denselben, der seiner Vorfahren leges in seinem Reich eingeführet, praetendiren möchte, gantz krafftloß würde; so haben die Könige in Spa- nien sub capitali poena verboten, Romano- rum leges pro Jure in regnis suis venditare. So ist auch bekandt, daß Ferdinandus Catho- licus die Leges Tauri (von der Stadt Toro, allwo sie promulgiret worden, also genennet) in Spanien eingeführet. Jngleichen hat Philip- pus Pulcher in Franckreich und das Parlament zu Paris durch ein Edict erkläret: Ne quis Romanorum leges majorum suorum mo- ribus & legibus opponeret. Und was in Franckreich anitzo für ein Recht gelte, werden diejenigen wissen, denen der Codex Lu- dovicianus etwan bekant ist. Andere Kö- nigreiche zu geschweigen.
§. 4.
Das vierdte Fundament der Praecedentz,
wird
E
Hoff-Ceremoniel.
Zeit behalten worden, ja noch biß auf den heu- tigen Tag wird in einigen Provintzien Franck- reichs, und in Engelland in Curia des Con- neſtabilis, wie auch Admiralis, das Jus Ci- vile oder Kayſer-Recht in ſubſidium gebrau- chet. Wer wolte aber ſagen, daß dieſe Reiche und Koͤnige, deswegen inferiores waͤren, als das Roͤm. Reich, (ob ſie es gleich aus andern Urſachen ſind) oder gar von dieſem dependi- reten? Und damit die Præcedentz oder Su- perioritaͤt, welche etwan ein Potentate uͤber denſelben, der ſeiner Vorfahren leges in ſeinem Reich eingefuͤhret, prætendiren moͤchte, gantz krafftloß wuͤrde; ſo haben die Koͤnige in Spa- nien ſub capitali pœna verboten, Romano- rum leges pro Jure in regnis ſuis venditare. So iſt auch bekandt, daß Ferdinandus Catho- licus die Leges Tauri (von der Stadt Toro, allwo ſie promulgiret worden, alſo genennet) in Spanien eingefuͤhꝛet. Jngleichen hat Philip- pus Pulcher in Franckreich und das Parlament zu Paris durch ein Edict erklaͤret: Ne quis Romanorum leges majorum ſuorum mo- ribus & legibus opponeret. Und was in Franckreich anitzo fuͤr ein Recht gelte, werden diejenigen wiſſen, denen der Codex Lu- dovicianus etwan bekant iſt. Andere Koͤ- nigreiche zu geſchweigen.
§. 4.
Das vierdte Fundament der Præcedentz,
wird
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Hoff-Ceremoniel.
Zeit behalten worden, ja noch biß auf den heu-
tigen Tag wird in einigen Provintzien Franck-
reichs, und in Engelland in Curia des Con-
neſtabilis, wie auch Admiralis, das Jus Ci-
vile oder Kayſer-Recht in ſubſidium gebrau-
chet. Wer wolte aber ſagen, daß dieſe Reiche
und Koͤnige, deswegen inferiores waͤren, als
das Roͤm. Reich, (ob ſie es gleich aus andern
Urſachen ſind) oder gar von dieſem dependi-
reten? Und damit die Præcedentz oder Su-
perioritaͤt, welche etwan ein Potentate uͤber
denſelben, der ſeiner Vorfahren leges in ſeinem
Reich eingefuͤhret, prætendiren moͤchte, gantz
krafftloß wuͤrde; ſo haben die Koͤnige in Spa-
nien ſub capitali pœna verboten, Romano-
rum leges pro Jure in regnis ſuis venditare.
So iſt auch bekandt, daß Ferdinandus Catho-
licus die Leges Tauri (von der Stadt Toro,
allwo ſie promulgiret worden, alſo genennet)
in Spanien eingefuͤhꝛet. Jngleichen hat Philip-
pus Pulcher in Franckreich und das Parlament
zu Paris durch ein Edict erklaͤret: Ne quis
Romanorum leges majorum ſuorum mo-
ribus & legibus opponeret. Und was in
Franckreich anitzo fuͤr ein Recht gelte, werden
diejenigen wiſſen, denen der Codex Lu-
dovicianus etwan bekant iſt. Andere Koͤ-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/93>, abgerufen am 28.07.2024.
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