Neapolis und Böhmen als zweyer infeudi- reten Könige, mit andern die etwan den Rang für ihnen praetendiren möchten, ziemlich lange sopiret gewesen, massen die Könige in Spa- nien jenes, und die Allerdurchl. Ertz-Hertzoge von Oesterreich und Röm. Deutsche Käyser dieses besessen, und sonderlich in Böhmen, der dominus directus mit dem vasallo meistens confundiret gewesen. Man wird aber nun gewärtig seyn müssen, was der Hertzog von Savoyen als erklärter König von Sicilien, künfftig für einen Rang praetendiren und er- halten werde.
4. Legum alterius admissione, wenn ein Po- tentate oder Königreich sich der von einem aus- wertigen Potentaten gegebenen Gesetze ge- brauchet. Nun ist es zwar bekandt, daß das jus leges ferendi ein Jus Majestaticum sey, und also niemand formaliter Gesetze geben könne, als der oder diejenigen, welche Sum- mum Imperium, oder dieses Recht ex privi- legio haben: hingegen aber auch solchen Gese- tzen niemand als der ein subditus und im ter- ritorio ist, zu gehorchen verbunden: extra territorium enim jus dicenti impune non paretur. Wenn nun eine Majestät, die von einer anderen Majestät etablirete leges, wegen der darinnen enthaltenen Gerechtigkeit und Billigkeit, auch in seinem Lande einführet,
so
Europaͤiſches
Neapolis und Boͤhmen als zweyer infeudi- reten Koͤnige, mit andern die etwan den Rang fuͤr ihnen prætendiren moͤchten, ziemlich lange ſopiret geweſen, maſſen die Koͤnige in Spa- nien jenes, und die Allerdurchl. Ertz-Hertzoge von Oeſterreich und Roͤm. Deutſche Kaͤyſer dieſes beſeſſen, und ſonderlich in Boͤhmen, der dominus directus mit dem vaſallo meiſtens confundiret geweſen. Man wird aber nun gewaͤrtig ſeyn muͤſſen, was der Hertzog von Savoyen als erklaͤrter Koͤnig von Sicilien, kuͤnfftig fuͤr einen Rang prætendiren und er- halten werde.
4. Legum alterius admiſſione, wenn ein Po- tentate oder Koͤnigreich ſich der von einem aus- wertigen Potentaten gegebenen Geſetze ge- brauchet. Nun iſt es zwar bekandt, daß das jus leges ferendi ein Jus Majeſtaticum ſey, und alſo niemand formaliter Geſetze geben koͤnne, als der oder diejenigen, welche Sum- mum Imperium, oder dieſes Recht ex privi- legio haben: hingegen aber auch ſolchen Geſe- tzen niemand als der ein ſubditus und im ter- ritorio iſt, zu gehorchen verbunden: extra territorium enim jus dicenti impune non paretur. Wenn nun eine Majeſtaͤt, die von einer anderen Majeſtaͤt etablirete leges, wegen der darinnen enthaltenen Gerechtigkeit und Billigkeit, auch in ſeinem Lande einfuͤhret,
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Europaͤiſches
Neapolis und Boͤhmen als zweyer infeudi-
reten Koͤnige, mit andern die etwan den Rang
fuͤr ihnen prætendiren moͤchten, ziemlich lange
ſopiret geweſen, maſſen die Koͤnige in Spa-
nien jenes, und die Allerdurchl. Ertz-Hertzoge
von Oeſterreich und Roͤm. Deutſche Kaͤyſer
dieſes beſeſſen, und ſonderlich in Boͤhmen, der
dominus directus mit dem vaſallo meiſtens
confundiret geweſen. Man wird aber nun
gewaͤrtig ſeyn muͤſſen, was der Hertzog von
Savoyen als erklaͤrter Koͤnig von Sicilien,
kuͤnfftig fuͤr einen Rang prætendiren und er-
halten werde.
4. Legum alterius admiſſione, wenn ein Po-
tentate oder Koͤnigreich ſich der von einem aus-
wertigen Potentaten gegebenen Geſetze ge-
brauchet. Nun iſt es zwar bekandt, daß das
jus leges ferendi ein Jus Majeſtaticum ſey,
und alſo niemand formaliter Geſetze geben
koͤnne, als der oder diejenigen, welche Sum-
mum Imperium, oder dieſes Recht ex privi-
legio haben: hingegen aber auch ſolchen Geſe-
tzen niemand als der ein ſubditus und im ter-
ritorio iſt, zu gehorchen verbunden: extra
territorium enim jus dicenti impune
non paretur. Wenn nun eine Majeſtaͤt, die
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/90>, abgerufen am 25.11.2024.
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