dahin gesendet, die Qvartiers-Freyheit auf alle Weise zu behaupten; ungeachtet der Pabst nach Absterben des Duc d' Etree, dem Könige noch- mahlige Remonstration thun lassen: daß er diese Freyheit keinem Ambassadeur mehr zugestatten könne: und viel lieber keinen Gesandten, als ei- nen der mit dieser Intention nach Rom käme, haben wolte. Als aber der König davon nicht abzuhalten war; grieff der Pabst zu seinem letzte- ren Mittel: und that alle diejenigen Ambassa- deurs eventualiter in den grossen Kirchen- Bann, welche diese Freyheit würden ferner be- haupten wollen. Und diese Bulla wurde den 12. May 1687. publiciret. Als nun Lavar- din den 16. Novemb. mit ungemeiner, und darzu bewehrter Suite, seinen Einzug in Rom hielte, den Farnesischen Pallast bezoge, und Mine machte die Qvartiers-Freyheit zu behaupten; so fiel er ipso facto in den Bann: und der Pabst ge- stattete ihm keine Audientz. Diesem ungeach- tet, begab er sich in der Christ-Nacht in die Kirche St. Ludewig: und darauf ertheilete der Pabst Befehl, selbige zu zusperren; also bliebe er im Bann, und ist endlich die Sache nach und nach beygeleget, und die Qvartiers-Freyheit nebst de- rer Mißbrauch abgeschaffet: doch aber den Am- bassadeurs für ihre Person, die Immunität con- serviret worden; massen die Immunität mit der Qvartiers-Freyheit keine Connexion hat.
Diese
Hoff-Ceremoniel.
dahin geſendet, die Qvartiers-Freyheit auf alle Weiſe zu behaupten; ungeachtet der Pabſt nach Abſterben des Duc d’ Etrée, dem Koͤnige noch- mahlige Remonſtration thun laſſen: daß er dieſe Freyheit keinem Ambaſſadeur mehr zugeſtatten koͤnne: und viel lieber keinen Geſandten, als ei- nen der mit dieſer Intention nach Rom kaͤme, haben wolte. Als aber der Koͤnig davon nicht abzuhalten war; grieff der Pabſt zu ſeinem letzte- ren Mittel: und that alle diejenigen Ambaſſa- deurs eventualiter in den groſſen Kirchen- Bann, welche dieſe Freyheit wuͤrden ferner be- haupten wollen. Und dieſe Bulla wurde den 12. May 1687. publiciret. Als nun Lavar- din den 16. Novemb. mit ungemeiner, und darzu bewehrter Suite, ſeinen Einzug in Rom hielte, den Farneſiſchen Pallaſt bezoge, und Mine machte die Qvartiers-Freyheit zu behaupten; ſo fiel er ipſo facto in den Bann: und der Pabſt ge- ſtattete ihm keine Audientz. Dieſem ungeach- tet, begab er ſich in der Chriſt-Nacht in die Kirche St. Ludewig: und darauf ertheilete der Pabſt Befehl, ſelbige zu zuſperren; alſo bliebe er im Bann, und iſt endlich die Sache nach und nach beygeleget, und die Qvartiers-Freyheit nebſt de- rer Mißbrauch abgeſchaffet: doch aber den Am- baſſadeurs fuͤr ihre Perſon, die Immunitaͤt con- ſerviret worden; maſſen die Immunitaͤt mit der Qvartiers-Freyheit keine Connexion hat.
Dieſe
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Hoff-Ceremoniel.
dahin geſendet, die Qvartiers-Freyheit auf alle
Weiſe zu behaupten; ungeachtet der Pabſt nach
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mahlige Remonſtration thun laſſen: daß er dieſe
Freyheit keinem Ambaſſadeur mehr zugeſtatten
koͤnne: und viel lieber keinen Geſandten, als ei-
nen der mit dieſer Intention nach Rom kaͤme,
haben wolte. Als aber der Koͤnig davon nicht
abzuhalten war; grieff der Pabſt zu ſeinem letzte-
ren Mittel: und that alle diejenigen Ambaſſa-
deurs eventualiter in den groſſen Kirchen-
Bann, welche dieſe Freyheit wuͤrden ferner be-
haupten wollen. Und dieſe Bulla wurde den
12. May 1687. publiciret. Als nun Lavar-
din den 16. Novemb. mit ungemeiner, und darzu
bewehrter Suite, ſeinen Einzug in Rom hielte,
den Farneſiſchen Pallaſt bezoge, und Mine
machte die Qvartiers-Freyheit zu behaupten; ſo
fiel er ipſo facto in den Bann: und der Pabſt ge-
ſtattete ihm keine Audientz. Dieſem ungeach-
tet, begab er ſich in der Chriſt-Nacht in die Kirche
St. Ludewig: und darauf ertheilete der Pabſt
Befehl, ſelbige zu zuſperren; alſo bliebe er im
Bann, und iſt endlich die Sache nach und nach
beygeleget, und die Qvartiers-Freyheit nebſt de-
rer Mißbrauch abgeſchaffet: doch aber den Am-
baſſadeurs fuͤr ihre Perſon, die Immunitaͤt con-
ſerviret worden; maſſen die Immunitaͤt mit der
Qvartiers-Freyheit keine Connexion hat.
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/731>, abgerufen am 16.02.2025.
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