Reichs-Pannier stehen solte, damahlen noch le- dig, weil ihm das Hauß Würtemberg solches Signum noch disputirlich machte.
§. 54.
Derer bey denen Gesandschafften sich befindlichen Cavaliers, war eine ziemliche Anzahl. Der Kayserl. Premier-Ambassadeur hatte derer wohlachte, unter welchen Gräfl. und Freyherrl. Personen befindlich waren, von welchen in dem vorhergehenden 32. §. schon einige, was für einen Geschlechts-Nahmen selbige gehabt, genennet worden; Einige der Ambassadeurs hatten derer wenige, und ersetzten den Mangel dadurch: daß sie die von ihrer Nation in dem Haag für ihr Geld, und en prive lebende Cavaliers, zu Vermehrung ihres Ceremoniels und Parade emploireten; welche es sich für eine Ehre und Avantage achte- ten, sich als Domestiquen der Gesandten ihres Landes-Fürstem, aufzuführen: um dadurch nicht allein mit andern Ambassadeurs und vornehmen Leuten bekannt: sondern auch dadurch von der Ju- risdiction des Ordinarii eximiret zu werden. Es passireten auch einige mit unter als Cavaliers, ob sie es gleich dem Geschlechte und Ahnen nach nicht waren: sondern durch Adeliche, sonderlich militarische Charges und gute Meriten, sich in Cavalierischen Estim und Rang geschwungen hat- ten. Nicht wenige dieser Cavaliers, profitireten von dieser ihrer Qualite; massen einige durch das Spielen glücklich, einige aber durch fleißige Lesung
der
Hoff-Ceremoniel.
Reichs-Pannier ſtehen ſolte, damahlen noch le- dig, weil ihm das Hauß Wuͤrtemberg ſolches Signum noch diſputirlich machte.
§. 54.
Derer bey denen Geſandſchafften ſich befindlichen Cavaliers, war eine ziemliche Anzahl. Der Kayſerl. Premier-Ambaſſadeur hatte derer wohlachte, unter welchen Graͤfl. und Freyherrl. Perſonen befindlich waren, von welchen in dem vorhergehenden 32. §. ſchon einige, was fuͤr einen Geſchlechts-Nahmen ſelbige gehabt, genennet worden; Einige der Ambaſſadeurs hatten derer wenige, und erſetzten den Mangel dadurch: daß ſie die von ihrer Nation in dem Haag fuͤr ihr Geld, und en privé lebende Cavaliers, zu Vermehrung ihres Ceremoniels und Parade emploireten; welche es ſich fuͤr eine Ehre und Avantage achte- ten, ſich als Domeſtiquen der Geſandten ihres Landes-Fuͤrſtem, aufzufuͤhren: um dadurch nicht allein mit andern Ambaſſadeurs und vornehmen Leuten bekannt: ſondern auch dadurch von der Ju- risdiction des Ordinarii eximiret zu werden. Es paſſireten auch einige mit unter als Cavaliers, ob ſie es gleich dem Geſchlechte und Ahnen nach nicht waren: ſondern durch Adeliche, ſonderlich militariſche Charges und gute Meriten, ſich in Cavalieriſchen Eſtim und Rang geſchwungen hat- ten. Nicht wenige dieſer Cavaliers, profitireten von dieſer ihrer Qualité; maſſen einige durch das Spielen gluͤcklich, einige aber durch fleißige Leſung
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Hoff-Ceremoniel.
Reichs-Pannier ſtehen ſolte, damahlen noch le-
dig, weil ihm das Hauß Wuͤrtemberg ſolches
Signum noch diſputirlich machte.
§. 54.
Derer bey denen Geſandſchafften ſich
befindlichen Cavaliers, war eine ziemliche Anzahl.
Der Kayſerl. Premier-Ambaſſadeur hatte derer
wohlachte, unter welchen Graͤfl. und Freyherrl.
Perſonen befindlich waren, von welchen in dem
vorhergehenden 32. §. ſchon einige, was fuͤr einen
Geſchlechts-Nahmen ſelbige gehabt, genennet
worden; Einige der Ambaſſadeurs hatten derer
wenige, und erſetzten den Mangel dadurch: daß ſie
die von ihrer Nation in dem Haag fuͤr ihr Geld,
und en privé lebende Cavaliers, zu Vermehrung
ihres Ceremoniels und Parade emploireten;
welche es ſich fuͤr eine Ehre und Avantage achte-
ten, ſich als Domeſtiquen der Geſandten ihres
Landes-Fuͤrſtem, aufzufuͤhren: um dadurch nicht
allein mit andern Ambaſſadeurs und vornehmen
Leuten bekannt: ſondern auch dadurch von der Ju-
risdiction des Ordinarii eximiret zu werden.
Es paſſireten auch einige mit unter als Cavaliers,
ob ſie es gleich dem Geſchlechte und Ahnen nach
nicht waren: ſondern durch Adeliche, ſonderlich
militariſche Charges und gute Meriten, ſich in
Cavalieriſchen Eſtim und Rang geſchwungen hat-
ten. Nicht wenige dieſer Cavaliers, profitireten
von dieſer ihrer Qualité; maſſen einige durch das
Spielen gluͤcklich, einige aber durch fleißige Leſung
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/681>, abgerufen am 22.11.2024.
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