Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Europäisches
welcher ein Sohn des Bruders Constantini
Magni
war, den Christlichen Glauben wiede-
rumb so schändlich verlassen, und das Heyden-
thum angenommen. Wenn man nun gleich
den Anfang des Christenthums allererst von
der Zeit, da Jovianus (des Juliani Successor)
An.
363. regieret, rechnen wolte, weil er und
die auf ihn folgende Kayser immer Christlich
gewesen, so verliehrten die Kayser in ihrer
Praerogativa deswegen doch nichts, weil sie
doch für allen andern Potentaten die ersten
bleiben, welche sich zum Christenthum be-
kehret.
2. Franckreich ist durch folgende Gelegenheit
zum Christenthum bekehret worden: Weil
sich Clodovaeus der Frantzosen König in Clo-
tildem
des Chilperici Königes in Burgun-
di
en Tochter verliebet, und sie ihm die Ehe
mit dem Bedinge versprochen, daß er solle
ein Christ werden; so hat er es zwar zugesa-
get, aber zu vollziehen lange aufgeschoben, biß
endlich die Allemannier, die ehmahlen aus
Franckreich über den Rhein gegangen waren,
und deutsche Sitten angenommen hatten, ihr
altes Recht auf Franckreich wieder sucheten,
und selbiges mit Krieg überzogen. Als nun
Clodovaeus diesen Leuten bey dem Orte Jü-
lich (andere sagen Tolbiack) unfern dem
Rhein begegnete, und eine Schlacht lieferte,
fin-
Europaͤiſches
welcher ein Sohn des Bruders Conſtantini
Magni
war, den Chriſtlichen Glauben wiede-
rumb ſo ſchaͤndlich verlaſſen, und das Heyden-
thum angenommen. Wenn man nun gleich
den Anfang des Chriſtenthums allererſt von
der Zeit, da Jovianus (des Juliani Succeſſor)
An.
363. regieret, rechnen wolte, weil er und
die auf ihn folgende Kayſer immer Chriſtlich
geweſen, ſo verliehrten die Kayſer in ihrer
Prærogativa deswegen doch nichts, weil ſie
doch fuͤr allen andern Potentaten die erſten
bleiben, welche ſich zum Chriſtenthum be-
kehret.
2. Franckreich iſt durch folgende Gelegenheit
zum Chriſtenthum bekehret worden: Weil
ſich Clodovæus der Frantzoſen Koͤnig in Clo-
tildem
des Chilperici Koͤniges in Burgun-
di
en Tochter verliebet, und ſie ihm die Ehe
mit dem Bedinge verſprochen, daß er ſolle
ein Chriſt werden; ſo hat er es zwar zugeſa-
get, aber zu vollziehen lange aufgeſchoben, biß
endlich die Allemannier, die ehmahlen aus
Franckreich uͤber den Rhein gegangen waren,
und deutſche Sitten angenommen hatten, ihr
altes Recht auf Franckreich wieder ſucheten,
und ſelbiges mit Krieg uͤberzogen. Als nun
Clodovæus dieſen Leuten bey dem Orte Juͤ-
lich (andere ſagen Tolbiack) unfern dem
Rhein begegnete, und eine Schlacht lieferte,
fin-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0068" n="40"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
welcher ein Sohn des Bruders <hi rendition="#aq">Con&#x017F;tantini<lb/>
Magni</hi> war, den Chri&#x017F;tlichen Glauben wiede-<lb/>
rumb &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;ndlich verla&#x017F;&#x017F;en, und das Heyden-<lb/>
thum angenommen. Wenn man nun gleich<lb/>
den Anfang des Chri&#x017F;tenthums allerer&#x017F;t von<lb/>
der Zeit, da <hi rendition="#aq">Jovianus</hi> (des <hi rendition="#aq">Juliani Succe&#x017F;&#x017F;or)<lb/>
An.</hi> 363. regieret, rechnen wolte, weil er und<lb/>
die auf ihn folgende Kay&#x017F;er immer Chri&#x017F;tlich<lb/>
gewe&#x017F;en, &#x017F;o verliehrten die Kay&#x017F;er in ihrer<lb/><hi rendition="#aq">Prærogativa</hi> deswegen doch nichts, weil &#x017F;ie<lb/>
doch fu&#x0364;r allen andern Potentaten die er&#x017F;ten<lb/>
bleiben, welche &#x017F;ich zum Chri&#x017F;tenthum be-<lb/>
kehret.</item><lb/>
              <item>2. <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> i&#x017F;t durch folgende Gelegenheit<lb/>
zum Chri&#x017F;tenthum bekehret worden: Weil<lb/>
&#x017F;ich <hi rendition="#aq">Clodovæus</hi> der Frantzo&#x017F;en Ko&#x0364;nig in <hi rendition="#aq">Clo-<lb/>
tildem</hi> des <hi rendition="#aq">Chilperici</hi> Ko&#x0364;niges in <hi rendition="#aq">Burgun-<lb/>
di</hi>en Tochter verliebet, und &#x017F;ie ihm die Ehe<lb/>
mit dem Bedinge ver&#x017F;prochen, daß er &#x017F;olle<lb/>
ein Chri&#x017F;t werden; &#x017F;o hat er es zwar zuge&#x017F;a-<lb/>
get, aber zu vollziehen lange aufge&#x017F;choben, biß<lb/>
endlich die <hi rendition="#aq">Allemannier,</hi> die ehmahlen aus<lb/>
Franckreich u&#x0364;ber den Rhein gegangen waren,<lb/>
und deut&#x017F;che Sitten angenommen hatten, ihr<lb/>
altes Recht auf Franckreich wieder &#x017F;ucheten,<lb/>
und &#x017F;elbiges mit Krieg u&#x0364;berzogen. Als nun<lb/><hi rendition="#aq">Clodovæus</hi> die&#x017F;en Leuten bey dem Orte Ju&#x0364;-<lb/>
lich (andere &#x017F;agen <hi rendition="#aq">Tolbiack</hi>) unfern dem<lb/>
Rhein begegnete, und eine Schlacht lieferte,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fin-</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0068] Europaͤiſches welcher ein Sohn des Bruders Conſtantini Magni war, den Chriſtlichen Glauben wiede- rumb ſo ſchaͤndlich verlaſſen, und das Heyden- thum angenommen. Wenn man nun gleich den Anfang des Chriſtenthums allererſt von der Zeit, da Jovianus (des Juliani Succeſſor) An. 363. regieret, rechnen wolte, weil er und die auf ihn folgende Kayſer immer Chriſtlich geweſen, ſo verliehrten die Kayſer in ihrer Prærogativa deswegen doch nichts, weil ſie doch fuͤr allen andern Potentaten die erſten bleiben, welche ſich zum Chriſtenthum be- kehret. 2. Franckreich iſt durch folgende Gelegenheit zum Chriſtenthum bekehret worden: Weil ſich Clodovæus der Frantzoſen Koͤnig in Clo- tildem des Chilperici Koͤniges in Burgun- dien Tochter verliebet, und ſie ihm die Ehe mit dem Bedinge verſprochen, daß er ſolle ein Chriſt werden; ſo hat er es zwar zugeſa- get, aber zu vollziehen lange aufgeſchoben, biß endlich die Allemannier, die ehmahlen aus Franckreich uͤber den Rhein gegangen waren, und deutſche Sitten angenommen hatten, ihr altes Recht auf Franckreich wieder ſucheten, und ſelbiges mit Krieg uͤberzogen. Als nun Clodovæus dieſen Leuten bey dem Orte Juͤ- lich (andere ſagen Tolbiack) unfern dem Rhein begegnete, und eine Schlacht lieferte, fin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/68
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/68>, abgerufen am 22.11.2024.