hiervon Nachricht eingezogen, interpretirten sie dieses nicht für einen Actum necessitatis aut commoditatis, sondern Praerogativae: und weil sie denen Kayserl. Herren Gesandten im minder- sten nichts zum Voraus lassen wolten, kamen sie folgendes Tages auch in gemeldtes Conferentz- Hauß; Und ob es gleich schön helles Wetter und Sonnen-Schein war, fuhren sie dennoch über das Pave bis an die Hauß-Thüre: und suchten da- durch abermahl eine Parität mit denen Kayserli- chen, von welcher sie doch dißfalls ohne alle Con- sequentz, hätten abstiniren können.
§. 53.
Es ist in dem vorhergehenden dritten Theil, und zwar desselben 6. Cap. zur Gnüge bey- gebracht worden, daß eines Ambassadeurs prin- cipaleste Besorgung mit seyn müsse, daß er be- quem logiren könne: denn wo er an dieser Be- quemlichkeit Mangel leiden muß, kan er seinen Staat und Ceremoniel nicht recht ausführen. Dannenhero war ein jeder unter den Herren Am- bassadeurs sehr, und einige derselben bey Zeiten besorget: wie sie in dem Haag ein anständiges Lo- gement finden möchten. Nun sehlte es zwar in gemeldtem Orte nicht, an dergleichen Häufern: sondern es sind derer eher ein Uberfluß als Man- gel; allein es war die Sorge, daß man selbige auch für einen raisonablen Preiß eingeräumet be- kommen möchte. Es flattireten sich anfangs eini- ge mit der Hoffnung, es würde dißfalls im Haag
der-
Europaͤiſches
hiervon Nachricht eingezogen, interpretirten ſie dieſes nicht fuͤr einen Actum neceſſitatis aut commoditatis, ſondern Prærogativæ: und weil ſie denen Kayſerl. Herren Geſandten im minder- ſten nichts zum Voraus laſſen wolten, kamen ſie folgendes Tages auch in gemeldtes Conferentz- Hauß; Und ob es gleich ſchoͤn helles Wetter und Sonnen-Schein war, fuhren ſie dennoch uͤber das Pavé bis an die Hauß-Thuͤre: und ſuchten da- durch abermahl eine Paritaͤt mit denen Kayſerli- chen, von welcher ſie doch dißfalls ohne alle Con- ſequentz, haͤtten abſtiniren koͤnnen.
§. 53.
Es iſt in dem vorhergehenden dritten Theil, und zwar deſſelben 6. Cap. zur Gnuͤge bey- gebracht worden, daß eines Ambaſſadeurs prin- cipaleſte Beſorgung mit ſeyn muͤſſe, daß er be- quem logiren koͤnne: denn wo er an dieſer Be- quemlichkeit Mangel leiden muß, kan er ſeinen Staat und Ceremoniel nicht recht ausfuͤhren. Dannenhero war ein jeder unter den Herren Am- baſſadeurs ſehr, und einige derſelben bey Zeiten beſorget: wie ſie in dem Haag ein anſtaͤndiges Lo- gement finden moͤchten. Nun ſehlte es zwar in gemeldtem Orte nicht, an dergleichen Haͤufern: ſondern es ſind derer eher ein Uberfluß als Man- gel; allein es war die Sorge, daß man ſelbige auch fuͤr einen raiſonablen Preiß eingeraͤumet be- kommen moͤchte. Es flattireten ſich anfangs eini- ge mit der Hoffnung, es wuͤrde dißfalls im Haag
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Europaͤiſches
hiervon Nachricht eingezogen, interpretirten ſie
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commoditatis, ſondern Prærogativæ: und weil
ſie denen Kayſerl. Herren Geſandten im minder-
ſten nichts zum Voraus laſſen wolten, kamen ſie
folgendes Tages auch in gemeldtes Conferentz-
Hauß; Und ob es gleich ſchoͤn helles Wetter und
Sonnen-Schein war, fuhren ſie dennoch uͤber das
Pavé bis an die Hauß-Thuͤre: und ſuchten da-
durch abermahl eine Paritaͤt mit denen Kayſerli-
chen, von welcher ſie doch dißfalls ohne alle Con-
ſequentz, haͤtten abſtiniren koͤnnen.
§. 53.
Es iſt in dem vorhergehenden dritten
Theil, und zwar deſſelben 6. Cap. zur Gnuͤge bey-
gebracht worden, daß eines Ambaſſadeurs prin-
cipaleſte Beſorgung mit ſeyn muͤſſe, daß er be-
quem logiren koͤnne: denn wo er an dieſer Be-
quemlichkeit Mangel leiden muß, kan er ſeinen
Staat und Ceremoniel nicht recht ausfuͤhren.
Dannenhero war ein jeder unter den Herren Am-
baſſadeurs ſehr, und einige derſelben bey Zeiten
beſorget: wie ſie in dem Haag ein anſtaͤndiges Lo-
gement finden moͤchten. Nun ſehlte es zwar in
gemeldtem Orte nicht, an dergleichen Haͤufern:
ſondern es ſind derer eher ein Uberfluß als Man-
gel; allein es war die Sorge, daß man ſelbige
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ge mit der Hoffnung, es wuͤrde dißfalls im Haag
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/678>, abgerufen am 22.11.2024.
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