Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Hoff-Ceremoniel. nicht: weil sie besorgten, man möchte diese Art derEntreviie dergestalt interpretiren, als hätten sie denen Frantzosen den ersten Pas gegeben, und hätten selbige gleichsam gesucht, oder wären ihnen nachgegangen. Der Mediator suchte noch ein ander Mittel hervor, welches darinnen bestunde: daß die Kayserl. und Frantzösischen Ministri, in ei- nem Tempo zu zweyen unterschiedenen Thüren, in des Mediatoris Zimmer eintreten, und in glei- chen Schritten gegen den Ort, wo sich der Media- tor befinden würde, avanciren solten; aber auch dieser Vorschlag gefiehle den Kayserl. Herren Ambassadeurs nicht allerdings: weil sie bey selbi- gem nicht diejenige Praeferentz, welche Kayserl. Majestät für dem Könige in Franckreich gebüh- ret, funden; daß demnach diese Entrevüe für die- ses mahl muste ausgesetzet bleiben. Jnzwischen trugen die Kayserl. Herren Gesandten ihro bißhe- rige Praetension in dem Ceremoniel, dem Media- tori auf das neue für; welcher ihnen aber weit- läufftige Vorstellung machte: Wie sehr dero Ge- such dem Friedens-Werck hinderlich fallen wür- de: und daß gleichwie kein eintziger Minister Kay- serl. Majestät den Rang und Vorzug für andern Souverains streitig machte, weil die Possession in welcher sich ein Röm. Deutscher Kayser diß- falls mainteniret, zu einer consvetudine und folgendlich lege worden, welchem niemand de- rogiren könte, oder auch nicht wolte; also hätten auch
Hoff-Ceremoniel. nicht: weil ſie beſorgten, man moͤchte dieſe Art derEntreviie dergeſtalt interpretiren, als haͤtten ſie denen Frantzoſen den erſten Pas gegeben, und haͤtten ſelbige gleichſam geſucht, oder waͤren ihnen nachgegangen. Der Mediator ſuchte noch ein ander Mittel hervor, welches darinnen beſtunde: daß die Kayſerl. und Frantzoͤſiſchen Miniſtri, in ei- nem Tempo zu zweyen unterſchiedenen Thuͤren, in des Mediatoris Zimmer eintreten, und in glei- chen Schritten gegen den Ort, wo ſich der Media- tor befinden wuͤrde, avanciren ſolten; aber auch dieſer Vorſchlag gefiehle den Kayſerl. Herren Ambaſſadeurs nicht allerdings: weil ſie bey ſelbi- gem nicht diejenige Præferentz, welche Kayſerl. Majeſtaͤt fuͤr dem Koͤnige in Franckreich gebuͤh- ret, funden; daß demnach dieſe Entrevüe fuͤr die- ſes mahl muſte ausgeſetzet bleiben. Jnzwiſchen trugen die Kayſerl. Herren Geſandten ihro bißhe- rige Prætenſion in dem Ceremoniel, dem Media- tori auf das neue fuͤr; welcher ihnen aber weit- laͤufftige Vorſtellung machte: Wie ſehr dero Ge- ſuch dem Friedens-Werck hinderlich fallen wuͤr- de: und daß gleichwie kein eintziger Miniſter Kay- ſerl. Majeſtaͤt den Rang und Vorzug fuͤr andern Souverains ſtreitig machte, weil die Poſſesſion in welcher ſich ein Roͤm. Deutſcher Kayſer diß- falls mainteniret, zu einer conſvetudine und folgendlich lege worden, welchem niemand de- rogiren koͤnte, oder auch nicht wolte; alſo haͤtten auch
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Hoff-Ceremoniel.
nicht: weil ſie beſorgten, man moͤchte dieſe Art der
Entreviie dergeſtalt interpretiren, als haͤtten ſie
denen Frantzoſen den erſten Pas gegeben, und
haͤtten ſelbige gleichſam geſucht, oder waͤren ihnen
nachgegangen. Der Mediator ſuchte noch ein
ander Mittel hervor, welches darinnen beſtunde:
daß die Kayſerl. und Frantzoͤſiſchen Miniſtri, in ei-
nem Tempo zu zweyen unterſchiedenen Thuͤren,
in des Mediatoris Zimmer eintreten, und in glei-
chen Schritten gegen den Ort, wo ſich der Media-
tor befinden wuͤrde, avanciren ſolten; aber auch
dieſer Vorſchlag gefiehle den Kayſerl. Herren
Ambaſſadeurs nicht allerdings: weil ſie bey ſelbi-
gem nicht diejenige Præferentz, welche Kayſerl.
Majeſtaͤt fuͤr dem Koͤnige in Franckreich gebuͤh-
ret, funden; daß demnach dieſe Entrevüe fuͤr die-
ſes mahl muſte ausgeſetzet bleiben. Jnzwiſchen
trugen die Kayſerl. Herren Geſandten ihro bißhe-
rige Prætenſion in dem Ceremoniel, dem Media-
tori auf das neue fuͤr; welcher ihnen aber weit-
laͤufftige Vorſtellung machte: Wie ſehr dero Ge-
ſuch dem Friedens-Werck hinderlich fallen wuͤr-
de: und daß gleichwie kein eintziger Miniſter Kay-
ſerl. Majeſtaͤt den Rang und Vorzug fuͤr andern
Souverains ſtreitig machte, weil die Poſſesſion
in welcher ſich ein Roͤm. Deutſcher Kayſer diß-
falls mainteniret, zu einer conſvetudine und
folgendlich lege worden, welchem niemand de-
rogiren koͤnte, oder auch nicht wolte; alſo haͤtten
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