Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Hoff-Ceremoniel.
2. Da man selbige auch zu einem disseitigen
Vergleich disponirete: würden sie doch
nicht alle Platz finden; Denn weil sie nicht
alle auf einmahl arrivireten, so müsse doch
für jeden derjenige Platz, welchen seine
Carossen einzunehmen hätten, ledig und of-
fen stehen bleiben, wozu ein mehrerer
Raum, als in dem Hofe des Neuburgischen
Hauses befindlich, von nöthen wäre: da-
hingegen, wenn man die Carossen der Hn.
Ambassadeurs au hasard rangire, eine
jedere derselben Raum und Commo dite
finden würde.
3. Wenn man die Carossen en colomne
rangi
rete, würden die Alliirten mit denen
Frantzosen dißfalls ein gleiches Traite-
ment
geniessen: wenn man aber unter denen
Alliirten eine Rang-Ordnung der Carossen
beobachten wolte, würden so dann die
Frantzosen über sie die Avantage haben;
massen diese in ihrem Hofe des Confe-
ren
tz-Hauses Neuburg, die einigen und zu-
gleich ersteren und auch letzteren; die Kö-
nigl. Alliirten aber, in regard der Kayserl.
nach avenant nur die andern, dritten, etc.
in der Ordnung der Carossen seyn könten.

Die Kayserl. hochlöbl. Gesandschafft merckete
nunmehr allzuwohl, daß dieses Raison ne-
ment
des Ministri Mediationis, auf nichts

an-
Q q 5
Hoff-Ceremoniel.
2. Da man ſelbige auch zu einem diſſeitigen
Vergleich diſponirete: wuͤrden ſie doch
nicht alle Platz finden; Denn weil ſie nicht
alle auf einmahl arrivireten, ſo muͤſſe doch
fuͤr jeden derjenige Platz, welchen ſeine
Caroſſen einzunehmen haͤtten, ledig und of-
fen ſtehen bleiben, wozu ein mehrerer
Raum, als in dem Hofe des Neuburgiſchen
Hauſes befindlich, von noͤthen waͤre: da-
hingegen, wenn man die Caroſſen der Hn.
Ambaſſadeurs au haſard rangire, eine
jedere derſelben Raum und Commo dité
finden wuͤrde.
3. Wenn man die Caroſſen en colomne
rangi
rete, wuͤrden die Alliirten mit denen
Frantzoſen dißfalls ein gleiches Traite-
ment
genieſſen: weñ man aber unter denen
Alliirten eine Rang-Ordnung der Caroſſen
beobachten wolte, wuͤrden ſo dann die
Frantzoſen uͤber ſie die Avantage haben;
maſſen dieſe in ihrem Hofe des Confe-
ren
tz-Hauſes Neuburg, die einigen und zu-
gleich erſteren und auch letzteren; die Koͤ-
nigl. Alliirten aber, in regard der Kayſerl.
nach avenant nur die andern, dritten, ꝛc.
in der Ordnung der Caroſſen ſeyn koͤnten.

Die Kayſerl. hochloͤbl. Geſandſchafft merckete
nunmehr allzuwohl, daß dieſes Raiſon ne-
ment
des Miniſtri Mediationis, auf nichts

an-
Q q 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0645" n="617"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi> </fw><lb/>
            <list>
              <item>2. Da man &#x017F;elbige auch zu einem di&#x017F;&#x017F;eitigen<lb/>
Vergleich <hi rendition="#aq">di&#x017F;poni</hi>rete: wu&#x0364;rden &#x017F;ie doch<lb/>
nicht alle Platz finden; Denn weil &#x017F;ie nicht<lb/>
alle auf einmahl <hi rendition="#aq">arrivi</hi>reten, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e doch<lb/>
fu&#x0364;r jeden derjenige Platz, welchen &#x017F;eine<lb/>
Caro&#x017F;&#x017F;en einzunehmen ha&#x0364;tten, ledig und of-<lb/>
fen &#x017F;tehen bleiben, wozu ein mehrerer<lb/>
Raum, als in dem Hofe des Neuburgi&#x017F;chen<lb/>
Hau&#x017F;es befindlich, von no&#x0364;then wa&#x0364;re: da-<lb/>
hingegen, wenn man die Caro&#x017F;&#x017F;en der Hn.<lb/><hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeurs au ha&#x017F;ard rangire,</hi> eine<lb/>
jedere der&#x017F;elben Raum und <hi rendition="#aq">Commo dité</hi><lb/>
finden wu&#x0364;rde.</item><lb/>
              <item>3. Wenn man die Caro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">en colomne<lb/>
rangi</hi>rete, wu&#x0364;rden die Alliirten mit denen<lb/>
Frantzo&#x017F;en dißfalls ein gleiches <hi rendition="#aq">Traite-<lb/>
ment</hi> genie&#x017F;&#x017F;en: wen&#x0303; man aber unter denen<lb/>
Alliirten eine Rang-Ordnung der Caro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
beobachten wolte, wu&#x0364;rden &#x017F;o dann die<lb/>
Frantzo&#x017F;en u&#x0364;ber &#x017F;ie die <hi rendition="#aq">Avantage</hi> haben;<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e in ihrem Hofe des <hi rendition="#aq">Confe-<lb/>
ren</hi>tz-Hau&#x017F;es Neuburg, die einigen und zu-<lb/>
gleich er&#x017F;teren und auch letzteren; die Ko&#x0364;-<lb/>
nigl. Alliirten aber, in <hi rendition="#aq">regard</hi> der Kay&#x017F;erl.<lb/>
nach <hi rendition="#aq">avenant</hi> nur die andern, dritten, &#xA75B;c.<lb/>
in der Ordnung der Caro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn ko&#x0364;nten.</item>
            </list><lb/>
            <p>Die Kay&#x017F;erl. hochlo&#x0364;bl. Ge&#x017F;and&#x017F;chafft merckete<lb/>
nunmehr allzuwohl, daß die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on ne-<lb/>
ment</hi> des Mini&#x017F;tri <hi rendition="#aq">Mediationis,</hi> auf nichts<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q q 5</fw><fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[617/0645] Hoff-Ceremoniel. 2. Da man ſelbige auch zu einem diſſeitigen Vergleich diſponirete: wuͤrden ſie doch nicht alle Platz finden; Denn weil ſie nicht alle auf einmahl arrivireten, ſo muͤſſe doch fuͤr jeden derjenige Platz, welchen ſeine Caroſſen einzunehmen haͤtten, ledig und of- fen ſtehen bleiben, wozu ein mehrerer Raum, als in dem Hofe des Neuburgiſchen Hauſes befindlich, von noͤthen waͤre: da- hingegen, wenn man die Caroſſen der Hn. Ambaſſadeurs au haſard rangire, eine jedere derſelben Raum und Commo dité finden wuͤrde. 3. Wenn man die Caroſſen en colomne rangirete, wuͤrden die Alliirten mit denen Frantzoſen dißfalls ein gleiches Traite- ment genieſſen: weñ man aber unter denen Alliirten eine Rang-Ordnung der Caroſſen beobachten wolte, wuͤrden ſo dann die Frantzoſen uͤber ſie die Avantage haben; maſſen dieſe in ihrem Hofe des Confe- rentz-Hauſes Neuburg, die einigen und zu- gleich erſteren und auch letzteren; die Koͤ- nigl. Alliirten aber, in regard der Kayſerl. nach avenant nur die andern, dritten, ꝛc. in der Ordnung der Caroſſen ſeyn koͤnten. Die Kayſerl. hochloͤbl. Geſandſchafft merckete nunmehr allzuwohl, daß dieſes Raiſon ne- ment des Miniſtri Mediationis, auf nichts an- Q q 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/645
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/645>, abgerufen am 25.11.2024.