Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Europäisches
kaum Platz für die übrigen war; wie es denn
an sich selbst unmöglich war, daß das gan-
tze Röm. Reich in einem mittelmäßigen
Zimmer Raum finden kunte. Die Städ-
tischen Abgeordneten aber hatten hierbey
ihre besondere Anfechtungen, und musten
ihre Gedult exerciren lassen. Als auch
nachgehends die Kayserlichen mit denen
Frantzosen zu mündlicher Conferentz in ein
Zimmer traten, verlangten die Reichs-
Deputireten auch bey solcher Unterredung
mit zu erscheinen; alleine dieses wurde ihnen
von den Kayserl. Gesandten rund abge-
schlagen, und zwar aus folgenden gar pro-
babl
en Ursachen; Weil die Stände zu Re-
genspurg ein solches nicht verlanget hätten:
es der Allerhöchsten Kayserl. Autorität,
auch der zu Münster und Oßnabrüg, wie
auch zu Franckfurth etablirten Gewohnheit
zuwiederlieffe. Ob nun gleich die sämpt-
lichen Reichs-Deputirete, absonderlich
aber die Churfürstl. dargegen einwendeten,
daß ihre Principals, in dem von den Chur-
fürstl. Ministris daselbst projectireten
Schluß, niemahlen consentiret hätten: auch
dasjenige was per leges publicas, nem-
lich den Oßnabrügischen Frieden und durch
desselben 8. Artic. §. gandeant, denen
Ständen des Reichs zukäme, durch keine

Con-

Europaͤiſches
kaum Platz fuͤr die uͤbrigen war; wie es denn
an ſich ſelbſt unmoͤglich war, daß das gan-
tze Roͤm. Reich in einem mittelmaͤßigen
Zimmer Raum finden kunte. Die Staͤd-
tiſchen Abgeordneten aber hatten hierbey
ihre beſondere Anfechtungen, und muſten
ihre Gedult exerciren laſſen. Als auch
nachgehends die Kayſerlichen mit denen
Frantzoſen zu muͤndlicher Conferentz in ein
Zimmer traten, verlangten die Reichs-
Deputireten auch bey ſolcher Unterredung
mit zu erſcheinen; alleine dieſes wurde ihnen
von den Kayſerl. Geſandten rund abge-
ſchlagen, und zwar aus folgenden gar pro-
babl
en Urſachen; Weil die Staͤnde zu Re-
genſpurg ein ſolches nicht verlanget haͤtten:
es der Allerhoͤchſten Kayſerl. Autoritaͤt,
auch der zu Muͤnſter und Oßnabruͤg, wie
auch zu Franckfurth etablirten Gewohnheit
zuwiederlieffe. Ob nun gleich die ſaͤmpt-
lichen Reichs-Deputirete, abſonderlich
aber die Churfuͤrſtl. dargegen einwendeten,
daß ihre Principals, in dem von den Chur-
fuͤrſtl. Miniſtris daſelbſt projectireten
Schluß, niemahlen conſentiret haͤtten: auch
dasjenige was per leges publicas, nem-
lich den Oßnabruͤgiſchen Frieden und durch
deſſelben 8. Artic. §. gandeant, denen
Staͤnden des Reichs zukaͤme, durch keine

Con-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0612" n="584"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
kaum Platz fu&#x0364;r die u&#x0364;brigen war; wie es denn<lb/>
an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t unmo&#x0364;glich war, daß das gan-<lb/>
tze Ro&#x0364;m. Reich in einem mittelma&#x0364;ßigen<lb/>
Zimmer Raum finden kunte. Die Sta&#x0364;d-<lb/>
ti&#x017F;chen Abgeordneten aber hatten hierbey<lb/>
ihre be&#x017F;ondere Anfechtungen, und mu&#x017F;ten<lb/>
ihre Gedult <hi rendition="#aq">exerci</hi>ren la&#x017F;&#x017F;en. Als auch<lb/>
nachgehends die Kay&#x017F;erlichen mit denen<lb/>
Frantzo&#x017F;en zu mu&#x0364;ndlicher <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz in ein<lb/>
Zimmer traten, verlangten die Reichs-<lb/><hi rendition="#aq">Deputir</hi>eten auch bey &#x017F;olcher Unterredung<lb/>
mit zu er&#x017F;cheinen; alleine die&#x017F;es wurde ihnen<lb/>
von den Kay&#x017F;erl. Ge&#x017F;andten rund abge-<lb/>
&#x017F;chlagen, und zwar aus folgenden gar <hi rendition="#aq">pro-<lb/>
babl</hi>en Ur&#x017F;achen; Weil die Sta&#x0364;nde zu Re-<lb/>
gen&#x017F;purg ein &#x017F;olches nicht verlanget ha&#x0364;tten:<lb/>
es der Allerho&#x0364;ch&#x017F;ten Kay&#x017F;erl. <hi rendition="#aq">Autori</hi>ta&#x0364;t,<lb/>
auch der zu Mu&#x0364;n&#x017F;ter und Oßnabru&#x0364;g, wie<lb/>
auch zu Franckfurth <hi rendition="#aq">etablir</hi>ten Gewohnheit<lb/>
zuwiederlieffe. Ob nun gleich die &#x017F;a&#x0364;mpt-<lb/>
lichen Reichs-<hi rendition="#aq">Deputir</hi>ete, ab&#x017F;onderlich<lb/>
aber die Churfu&#x0364;r&#x017F;tl. dargegen einwendeten,<lb/>
daß ihre Principals, in dem von den Chur-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;tl. Mini&#x017F;tris da&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">projectir</hi>eten<lb/>
Schluß, niemahlen <hi rendition="#aq">con&#x017F;enti</hi>ret ha&#x0364;tten: auch<lb/>
dasjenige was <hi rendition="#aq">per leges publicas,</hi> nem-<lb/>
lich den Oßnabru&#x0364;gi&#x017F;chen Frieden und durch<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben 8. Artic. §. <hi rendition="#aq">gandeant,</hi> denen<lb/>
Sta&#x0364;nden des Reichs zuka&#x0364;me, durch keine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Con-</hi></fw><lb/></hi> </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[584/0612] Europaͤiſches kaum Platz fuͤr die uͤbrigen war; wie es denn an ſich ſelbſt unmoͤglich war, daß das gan- tze Roͤm. Reich in einem mittelmaͤßigen Zimmer Raum finden kunte. Die Staͤd- tiſchen Abgeordneten aber hatten hierbey ihre beſondere Anfechtungen, und muſten ihre Gedult exerciren laſſen. Als auch nachgehends die Kayſerlichen mit denen Frantzoſen zu muͤndlicher Conferentz in ein Zimmer traten, verlangten die Reichs- Deputireten auch bey ſolcher Unterredung mit zu erſcheinen; alleine dieſes wurde ihnen von den Kayſerl. Geſandten rund abge- ſchlagen, und zwar aus folgenden gar pro- bablen Urſachen; Weil die Staͤnde zu Re- genſpurg ein ſolches nicht verlanget haͤtten: es der Allerhoͤchſten Kayſerl. Autoritaͤt, auch der zu Muͤnſter und Oßnabruͤg, wie auch zu Franckfurth etablirten Gewohnheit zuwiederlieffe. Ob nun gleich die ſaͤmpt- lichen Reichs-Deputirete, abſonderlich aber die Churfuͤrſtl. dargegen einwendeten, daß ihre Principals, in dem von den Chur- fuͤrſtl. Miniſtris daſelbſt projectireten Schluß, niemahlen conſentiret haͤtten: auch dasjenige was per leges publicas, nem- lich den Oßnabruͤgiſchen Frieden und durch deſſelben 8. Artic. §. gandeant, denen Staͤnden des Reichs zukaͤme, durch keine Con-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/612
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/612>, abgerufen am 25.11.2024.