Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Europäisches Kayserl. Majestät beordret wären, weder Haagnoch Utrecht zu einem Friedens-Congreß zu ac- ceptiren: und weil sie nicht beyfügeten, warumb die beyden Oerter von Seiten Kayserl. Majestät refusiret würden, so waren einige der Hohen Alliirten mit diesem Entschluß nicht allzuwohl zu frieden, selbigen für einen Praetext nehmende, als wolle man den Frieden nur trainiren: umb weil der König in Spanien je länger je gefährlicher er- kranckete, die Alliance beysammen zu halten, und sich derer auf den Nothfall bey künfftigem Suc- cessions-Streit Spaniens zu bedienen. Er- suchten demnach die Ministri der Hohen Alliirten Seine Excellentz den Herrn Grafen von Straatemann bey Jhro Kayserlichen Majestät anzuhalten und auszuwürcken, daß selbige sich ge- fallen lassen, und einwilligen möchten, daß der Friede entweder in dem Haag, oder zu Utrecht an- gefangen und vollzogen würde: welches Anbrin- gen der Alliirten hochgedachter Graf an Seine Kayserliche Majestät zwar berichtete, aber keine positive Antwort darauf erhielte. Jnzwischen sahe man schon zum Voraus, daß die Herren Holländer nicht abweichen würden den Frieden in ihrem Lande, in welchem sich der Krieg ent- sponnen, zu schliessen, sonderlich da sie wusten, daß sie von Franckreich und Engelland dißfalls unter- stützet wurden. Es hielten zwar der Engellän- dische und Holländische Resident zu Wien bey Kay-
Europaͤiſches Kayſerl. Majeſtaͤt beordret waͤren, weder Haagnoch Utrecht zu einem Friedens-Congreß zu ac- ceptiren: und weil ſie nicht beyfuͤgeten, warumb die beyden Oerter von Seiten Kayſerl. Majeſtaͤt refuſiret wuͤrden, ſo waren einige der Hohen Alliirten mit dieſem Entſchluß nicht allzuwohl zu frieden, ſelbigen fuͤr einen Prætext nehmende, als wolle man den Frieden nur trainiren: umb weil der Koͤnig in Spanien je laͤnger je gefaͤhrlicher er- kranckete, die Alliance beyſammen zu halten, und ſich derer auf den Nothfall bey kuͤnfftigem Suc- ceſſions-Streit Spaniens zu bedienen. Er- ſuchten demnach die Miniſtri der Hohen Alliirten Seine Excellentz den Herrn Grafen von Straatemann bey Jhro Kayſerlichen Majeſtaͤt anzuhalten und auszuwuͤrcken, daß ſelbige ſich ge- fallen laſſen, und einwilligen moͤchten, daß der Friede entweder in dem Haag, oder zu Utrecht an- gefangen und vollzogen wuͤrde: welches Anbrin- gen der Alliirten hochgedachter Graf an Seine Kayſerliche Majeſtaͤt zwar berichtete, aber keine poſitive Antwort darauf erhielte. Jnzwiſchen ſahe man ſchon zum Voraus, daß die Herren Hollaͤnder nicht abweichen wuͤrden den Frieden in ihrem Lande, in welchem ſich der Krieg ent- ſponnen, zu ſchlieſſen, ſonderlich da ſie wuſten, daß ſie von Franckreich und Engelland dißfalls unter- ſtuͤtzet wurden. Es hielten zwar der Engellaͤn- diſche und Hollaͤndiſche Reſident zu Wien bey Kay-
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Europaͤiſches
Kayſerl. Majeſtaͤt beordret waͤren, weder Haag
noch Utrecht zu einem Friedens-Congreß zu ac-
ceptiren: und weil ſie nicht beyfuͤgeten, warumb
die beyden Oerter von Seiten Kayſerl. Majeſtaͤt
refuſiret wuͤrden, ſo waren einige der Hohen
Alliirten mit dieſem Entſchluß nicht allzuwohl zu
frieden, ſelbigen fuͤr einen Prætext nehmende, als
wolle man den Frieden nur trainiren: umb weil
der Koͤnig in Spanien je laͤnger je gefaͤhrlicher er-
kranckete, die Alliance beyſammen zu halten, und
ſich derer auf den Nothfall bey kuͤnfftigem Suc-
ceſſions-Streit Spaniens zu bedienen. Er-
ſuchten demnach die Miniſtri der Hohen Alliirten
Seine Excellentz den Herrn Grafen von
Straatemann bey Jhro Kayſerlichen Majeſtaͤt
anzuhalten und auszuwuͤrcken, daß ſelbige ſich ge-
fallen laſſen, und einwilligen moͤchten, daß der
Friede entweder in dem Haag, oder zu Utrecht an-
gefangen und vollzogen wuͤrde: welches Anbrin-
gen der Alliirten hochgedachter Graf an Seine
Kayſerliche Majeſtaͤt zwar berichtete, aber keine
poſitive Antwort darauf erhielte. Jnzwiſchen
ſahe man ſchon zum Voraus, daß die Herren
Hollaͤnder nicht abweichen wuͤrden den Frieden
in ihrem Lande, in welchem ſich der Krieg ent-
ſponnen, zu ſchlieſſen, ſonderlich da ſie wuſten, daß
ſie von Franckreich und Engelland dißfalls unter-
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