selbige denen Alliirten verursachete, immer je län- ger je weiter fort, und nachdem der Winter annä- herte, und schlimmes Wetter einfiehle, welches dem Mons. Borell und Herrn von Dyckfeld, im- mer ab und zu zu reisen beschwerlich fiehle; so er- theileten die Herren Staaten dem Mons. Calliers einen Passeport, krafft dessen er mit aller Sicher- heit, jedoch nicht anders als in der Qvalität eines Kauffmanns, nach Holland kommen mochte: darauf er sich denn auch unverzögerlich in diese Provincien begabe, und sich Wechsels-weise bald zu Amsterdam, bald zu Rotterdam, Delft, und Utrecht aufhielte, und seine Galanterie-Waaren wohl anzuwerden wuste.
§. 3.
Zu Amsterdam hielt er sich meistentheils bey seinem intimesten Freunde dem Mons. Molo, Polnischen Residenten, einem klugen Jtaliäner von Geburth, auf, und bekame daselbst Gelegenheit mit dem Burgemeister Borell öf- ters zu conferiren, und mit ihm ein Friedens- Project zu formiren; zu Utrecht aber, an wel- chem Ort er sich für einen Hut-Staffierer ausge- geben, hätte er sich bey nahe verrathen. Denn als er daselbsten einstens mit dem Gelehrten Graevio an einer Tafel speisete, und man inter pranden- dum von den gegenwärtigen Conjuncturen di- scurirete: er aber sein Wort auch darzu gabe, und das Divide und Impera auch so gut Frantzösisch und a propos zu erklären wuste; muthmasseten
ge-
Europaͤiſches
ſelbige denen Alliirten verurſachete, immer je laͤn- ger je weiter fort, und nachdem der Winter annaͤ- herte, und ſchlimmes Wetter einfiehle, welches dem Monſ. Borell und Herrn von Dyckfeld, im- mer ab und zu zu reiſen beſchwerlich fiehle; ſo er- theileten die Herren Staaten dem Monſ. Calliers einen Paſſeport, krafft deſſen er mit aller Sicher- heit, jedoch nicht anders als in der Qvalitaͤt eines Kauffmanns, nach Holland kommen mochte: darauf er ſich denn auch unverzoͤgerlich in dieſe Provincien begabe, und ſich Wechſels-weiſe bald zu Amſterdam, bald zu Rotterdam, Delft, und Utrecht aufhielte, und ſeine Galanterie-Waaren wohl anzuwerden wuſte.
§. 3.
Zu Amſterdam hielt er ſich meiſtentheils bey ſeinem intimeſten Freunde dem Monſ. Molo, Polniſchen Reſidenten, einem klugen Jtaliaͤner von Geburth, auf, und bekame daſelbſt Gelegenheit mit dem Burgemeiſter Borell oͤf- ters zu conferiren, und mit ihm ein Friedens- Project zu formiren; zu Utrecht aber, an wel- chem Ort er ſich fuͤr einen Hut-Staffierer ausge- geben, haͤtte er ſich bey nahe verrathen. Denn als er daſelbſten einſtens mit dem Gelehrten Grævio an einer Tafel ſpeiſete, und man inter pranden- dum von den gegenwaͤrtigen Conjuncturen di- ſcurirete: er aber ſein Wort auch darzu gabe, und das Divide und Impera auch ſo gut Frantzoͤſiſch und à propos zu erklaͤren wuſte; muthmaſſeten
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Europaͤiſches
ſelbige denen Alliirten verurſachete, immer je laͤn-
ger je weiter fort, und nachdem der Winter annaͤ-
herte, und ſchlimmes Wetter einfiehle, welches
dem Monſ. Borell und Herrn von Dyckfeld, im-
mer ab und zu zu reiſen beſchwerlich fiehle; ſo er-
theileten die Herren Staaten dem Monſ. Calliers
einen Paſſeport, krafft deſſen er mit aller Sicher-
heit, jedoch nicht anders als in der Qvalitaͤt eines
Kauffmanns, nach Holland kommen mochte:
darauf er ſich denn auch unverzoͤgerlich in dieſe
Provincien begabe, und ſich Wechſels-weiſe bald
zu Amſterdam, bald zu Rotterdam, Delft, und
Utrecht aufhielte, und ſeine Galanterie-Waaren
wohl anzuwerden wuſte.
§. 3. Zu Amſterdam hielt er ſich meiſtentheils
bey ſeinem intimeſten Freunde dem Monſ.
Molo, Polniſchen Reſidenten, einem klugen
Jtaliaͤner von Geburth, auf, und bekame daſelbſt
Gelegenheit mit dem Burgemeiſter Borell oͤf-
ters zu conferiren, und mit ihm ein Friedens-
Project zu formiren; zu Utrecht aber, an wel-
chem Ort er ſich fuͤr einen Hut-Staffierer ausge-
geben, haͤtte er ſich bey nahe verrathen. Denn als
er daſelbſten einſtens mit dem Gelehrten Grævio
an einer Tafel ſpeiſete, und man inter pranden-
dum von den gegenwaͤrtigen Conjuncturen di-
ſcurirete: er aber ſein Wort auch darzu gabe, und
das Divide und Impera auch ſo gut Frantzoͤſiſch
und à propos zu erklaͤren wuſte; muthmaſſeten
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/544>, abgerufen am 22.11.2024.
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