welcher damahlen Holländischer Minister an dem Frantzösischen Hofe war, sagete: Daß, nachdem die Römer Numantiam in Spanien, und Carthago in Africa zerstö- ret, man nicht so hochtrabende Worte von ihnen, als anitzo von den Holländern, ge- höret.
§. 2.
Dieses nun zoge den Holländern einen schweren Krieg auf den Halß, welcher ihrer Re- public bey nahe den Garaus gemacht hätte, so daß Franckreich und sie die Haupt-Personen des An. 1672. entstandenen Krieges waren: in wel- chen aber auch noch andere Potentien auf beyden Seiten eingemischet wurden, die man allhier, umb die darauf folgende Niemägische Friedens-Con- ferentz, und den dabey vorgefallenen Ceremonien- Streit desto besser zu verstehen, anführen, und ge- gen einander gleichsam en Bataille stellen muß. So waren also auf
1. Einer Seiten
1. König Ludovicus XIV. in Franckreich.
2. Carolus II. in Engelland, dessen Schwe- ster Henriette, Gemahlin Philippi Duc d' Orleans, deswegen nach Engelland, unterm Praetext ihrem Herrn Bruder eine Visite abzustatten, reisete; allein die Haupt-Absicht war ihren Herrn Brn- der dahin zu bringen, daß er mit Franck- reich in Alliance trete: welches auch ge-
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Hoff-Ceremoniel.
welcher damahlen Hollaͤndiſcher Miniſter an dem Frantzoͤſiſchen Hofe war, ſagete: Daß, nachdem die Roͤmer Numantiam in Spanien, und Carthago in Africa zerſtoͤ- ret, man nicht ſo hochtrabende Worte von ihnen, als anitzo von den Hollaͤndern, ge- hoͤret.
§. 2.
Dieſes nun zoge den Hollaͤndern einen ſchweren Krieg auf den Halß, welcher ihrer Re- public bey nahe den Garaus gemacht haͤtte, ſo daß Franckreich und ſie die Haupt-Perſonen des An. 1672. entſtandenen Krieges waren: in wel- chen aber auch noch andere Potentien auf beyden Seiten eingemiſchet wurden, die man allhier, umb die darauf folgende Niemaͤgiſche Friedens-Con- ferentz, und den dabey vorgefallenen Ceremonien- Streit deſto beſſer zu verſtehen, anfuͤhren, und ge- gen einander gleichſam en Bataille ſtellen muß. So waren alſo auf
1. Einer Seiten
1. Koͤnig Ludovicus XIV. in Franckreich.
2. Carolus II. in Engelland, deſſen Schwe- ſter Henriette, Gemahlin Philippi Duc d’ Orleans, deswegen nach Engelland, unterm Prætext ihrem Herrn Bruder eine Viſite abzuſtatten, reiſete; allein die Haupt-Abſicht war ihren Herrn Brn- der dahin zu bringen, daß er mit Franck- reich in Alliance trete: welches auch ge-
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Hoff-Ceremoniel.
welcher damahlen Hollaͤndiſcher Miniſter
an dem Frantzoͤſiſchen Hofe war, ſagete:
Daß, nachdem die Roͤmer Numantiam in
Spanien, und Carthago in Africa zerſtoͤ-
ret, man nicht ſo hochtrabende Worte von
ihnen, als anitzo von den Hollaͤndern, ge-
hoͤret.
§. 2.Dieſes nun zoge den Hollaͤndern einen
ſchweren Krieg auf den Halß, welcher ihrer Re-
public bey nahe den Garaus gemacht haͤtte, ſo
daß Franckreich und ſie die Haupt-Perſonen des
An. 1672. entſtandenen Krieges waren: in wel-
chen aber auch noch andere Potentien auf beyden
Seiten eingemiſchet wurden, die man allhier, umb
die darauf folgende Niemaͤgiſche Friedens-Con-
ferentz, und den dabey vorgefallenen Ceremonien-
Streit deſto beſſer zu verſtehen, anfuͤhren, und ge-
gen einander gleichſam en Bataille ſtellen muß.
So waren alſo auf
1. Einer Seiten
1. Koͤnig Ludovicus XIV. in Franckreich.
2. Carolus II. in Engelland, deſſen Schwe-
ſter Henriette, Gemahlin Philippi Duc
d’ Orleans, deswegen nach Engelland,
unterm Prætext ihrem Herrn Bruder eine
Viſite abzuſtatten, reiſete; allein die
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/513>, abgerufen am 22.11.2024.
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