1. Daß der Marschall de Grammont juste- ment bey dieser Abschieds-Conferentz von Madrit zurücke kam, und diesen zwey Ministern eine exacte Relation thate, was in seiner Reise passiret: welches Don Louis de Haro mit dem grössestem Plaisir anhörete; weil die meiste Erzehlung dieses Marschalls zu der Avantage des Königes und der Infantin von Spanien, und ins be- sondere auch der Familie des Don Louis de Haro war.
2. Gemeldter Don Louis de Haro den Cardi- nal ersuchete, seinet wegen eine Commis- sion über sich zu nehmen: und als ihm der Cardinal die Versicherung that, alles zu thun, was er von ihm dißfalls exigiren würde; bestunde selbige darinnen, daß er seine Eminentz in gar civilen terminis bat, für ihm bey dem Könige in Franck- reich Pardon auszubitten, daß er dieses Friedens-Negotium mit einem so grossen Phlegme, und so langweilig tractiret; weil er wüste, daß ihn der Aller-Christlichste König deswegen bey unterschiedenen Ge- legenheiten übel angesehen. Dieses war eine ungewöhnliche Galanterie des Don Louis, und gabe ihm der Cardinal darauf die Versicherung, daß sein König ihme sein
Ver-
Europaͤiſches
1. Daß der Marſchall de Grammont juſte- ment bey dieſer Abſchieds-Conferentz von Madrit zuruͤcke kam, und dieſen zwey Miniſtern eine exacte Relation thate, was in ſeiner Reiſe pasſiret: welches Don Louis de Haro mit dem groͤſſeſtem Plaiſir anhoͤrete; weil die meiſte Erzehlung dieſes Marſchalls zu der Avantage des Koͤniges und der Infantin von Spanien, und ins be- ſondere auch der Familie des Don Louis de Haro war.
2. Gemeldter Don Louis de Haro den Cardi- nal erſuchete, ſeinet wegen eine Commiſ- ſion uͤber ſich zu nehmen: und als ihm der Cardinal die Verſicherung that, alles zu thun, was er von ihm dißfalls exigiren wuͤrde; beſtunde ſelbige darinnen, daß er ſeine Eminentz in gar civilen terminis bat, fuͤr ihm bey dem Koͤnige in Franck- reich Pardon auszubitten, daß er dieſes Friedens-Negotium mit einem ſo groſſen Phlegme, und ſo langweilig tractiret; weil er wuͤſte, daß ihn der Aller-Chriſtlichſte Koͤnig deswegen bey unterſchiedenen Ge- legenheiten uͤbel angeſehen. Dieſes war eine ungewoͤhnliche Galanterie des Don Louis, und gabe ihm der Cardinal darauf die Verſicherung, daß ſein Koͤnig ihme ſein
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Europaͤiſches
1. Daß der Marſchall de Grammont juſte-
ment bey dieſer Abſchieds-Conferentz
von Madrit zuruͤcke kam, und dieſen zwey
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in ſeiner Reiſe pasſiret: welches Don
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anhoͤrete; weil die meiſte Erzehlung dieſes
Marſchalls zu der Avantage des Koͤniges
und der Infantin von Spanien, und ins be-
ſondere auch der Familie des Don Louis
de Haro war.
2. Gemeldter Don Louis de Haro den Cardi-
nal erſuchete, ſeinet wegen eine Commiſ-
ſion uͤber ſich zu nehmen: und als ihm der
Cardinal die Verſicherung that, alles zu
thun, was er von ihm dißfalls exigiren
wuͤrde; beſtunde ſelbige darinnen, daß er
ſeine Eminentz in gar civilen terminis
bat, fuͤr ihm bey dem Koͤnige in Franck-
reich Pardon auszubitten, daß er dieſes
Friedens-Negotium mit einem ſo groſſen
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er wuͤſte, daß ihn der Aller-Chriſtlichſte
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/506>, abgerufen am 22.11.2024.
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