Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Europäisches
richten und zu behaupten: und wo sich der Printz
ihm nicht accommodirete, würde er es für ein
Zeichen der Verachtung seiner Person und
Freundschafft anzunehmen haben. Es erklärete
sich auch noch ferner der Cardinal, daß er den
Printzen gar nicht nöthigen wolle mit ihm umb-
zugehen, und ihn in seinem Hause zu besuchen;
wann er aber gleichwohl den Cardinal frequen-
ti
ren und die Ober-Stelle bey ihm annehmen
wolte; (die er doch keinem eintzigen Souverain
zugestattete) so wäre es so dann geziehmend und
indispensabel, daß der Printz in übrigen aller Or-
ten, es sey im Louvre oder sonst wo, dem Cardinal
weichen müsse. Hierdurch gabe diese Eminentz
deutlich genung zu erkennen, daß die Cardinäle
keinem souverainen Printzen, er sey so hoch und
mächtig als er wolle, die Majestäten alleine aus-
genommen, die Praecedentz einräumen wollen;
worinnen sie auch zimlich reüssiret, ausser daß die
Churfürsten ihnen noch den Rang disputirlich
machen; wovon aber schon in dem ersten Theil die-
ses Wercks gehandelt worden.

§. 39.

Bey der Signatur dieses Friedens,
welche den 7. Novembr. in der vier und zwan-
tzigsten Conferentz erfolget, wurden beyderseits
gleiche, und zwar diese Ceremonien gebrauchet.
Ein jeder der zwey hohen Herren Plenipotentia-
riorum,
hatte sein Exemplar des Friedens, der
Cardinal das seinige in Frantzösischer, der Don

Lou-

Europaͤiſches
richten und zu behaupten: und wo ſich der Printz
ihm nicht accommodirete, wuͤrde er es fuͤr ein
Zeichen der Verachtung ſeiner Perſon und
Freundſchafft anzunehmen haben. Es erklaͤrete
ſich auch noch ferner der Cardinal, daß er den
Printzen gar nicht noͤthigen wolle mit ihm umb-
zugehen, und ihn in ſeinem Hauſe zu beſuchen;
wann er aber gleichwohl den Cardinal frequen-
ti
ren und die Ober-Stelle bey ihm annehmen
wolte; (die er doch keinem eintzigen Souverain
zugeſtattete) ſo waͤre es ſo dann geziehmend und
indiſpenſabel, daß der Printz in uͤbrigen aller Or-
ten, es ſey im Louvre oder ſonſt wo, dem Cardinal
weichen muͤſſe. Hierdurch gabe dieſe Eminentz
deutlich genung zu erkennen, daß die Cardinaͤle
keinem ſouverainen Printzen, er ſey ſo hoch und
maͤchtig als er wolle, die Majeſtaͤten alleine aus-
genommen, die Præcedentz einraͤumen wollen;
worinnen ſie auch zimlich reüsſiret, auſſer daß die
Churfuͤrſten ihnen noch den Rang diſputirlich
machen; wovon aber ſchon in dem erſten Theil die-
ſes Wercks gehandelt worden.

§. 39.

Bey der Signatur dieſes Friedens,
welche den 7. Novembr. in der vier und zwan-
tzigſten Conferentz erfolget, wurden beyderſeits
gleiche, und zwar dieſe Ceremonien gebrauchet.
Ein jeder der zwey hohen Herren Plenipotentia-
riorum,
hatte ſein Exemplar des Friedens, der
Cardinal das ſeinige in Frantzoͤſiſcher, der Don

Lou-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0504" n="476"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
richten und zu behaupten: und wo &#x017F;ich der Printz<lb/>
ihm nicht <hi rendition="#aq">accommodir</hi>ete, wu&#x0364;rde er es fu&#x0364;r ein<lb/>
Zeichen der Verachtung &#x017F;einer Per&#x017F;on und<lb/>
Freund&#x017F;chafft anzunehmen haben. Es erkla&#x0364;rete<lb/>
&#x017F;ich auch noch ferner der Cardinal, daß er den<lb/>
Printzen gar nicht no&#x0364;thigen wolle mit ihm umb-<lb/>
zugehen, und ihn in &#x017F;einem Hau&#x017F;e zu be&#x017F;uchen;<lb/>
wann er aber gleichwohl den Cardinal <hi rendition="#aq">frequen-<lb/>
ti</hi>ren und die Ober-Stelle bey ihm annehmen<lb/>
wolte; (die er doch keinem eintzigen <hi rendition="#aq">Souverain</hi><lb/>
zuge&#x017F;tattete) &#x017F;o wa&#x0364;re es &#x017F;o dann geziehmend und<lb/><hi rendition="#aq">indi&#x017F;pen&#x017F;a</hi>bel, daß der Printz in u&#x0364;brigen aller Or-<lb/>
ten, es &#x017F;ey im <hi rendition="#aq">Louvre</hi> oder &#x017F;on&#x017F;t wo, dem Cardinal<lb/>
weichen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Hierdurch gabe die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Eminen</hi>tz<lb/>
deutlich genung zu erkennen, daß die Cardina&#x0364;le<lb/>
keinem <hi rendition="#aq">&#x017F;ouverain</hi>en Printzen, er &#x017F;ey &#x017F;o hoch und<lb/>
ma&#x0364;chtig als er wolle, die Maje&#x017F;ta&#x0364;ten alleine aus-<lb/>
genommen, die <hi rendition="#aq">Præceden</hi>tz einra&#x0364;umen wollen;<lb/>
worinnen &#x017F;ie auch zimlich <hi rendition="#aq">reüs&#x017F;i</hi>ret, au&#x017F;&#x017F;er daß die<lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;ten ihnen noch den Rang <hi rendition="#aq">di&#x017F;putir</hi>lich<lb/>
machen; wovon aber &#x017F;chon in dem er&#x017F;ten Theil die-<lb/>
&#x017F;es Wercks gehandelt worden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 39.</head>
            <p>Bey der <hi rendition="#aq">Signat</hi>ur die&#x017F;es Friedens,<lb/>
welche den 7. <hi rendition="#aq">Novembr.</hi> in der vier und zwan-<lb/>
tzig&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz erfolget, wurden beyder&#x017F;eits<lb/>
gleiche, und zwar die&#x017F;e Ceremonien gebrauchet.<lb/>
Ein jeder der zwey hohen Herren <hi rendition="#aq">Plenipotentia-<lb/>
riorum,</hi> hatte &#x017F;ein Exemplar des Friedens, der<lb/>
Cardinal das &#x017F;einige in Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;cher, der <hi rendition="#aq">Don</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Lou</hi>-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[476/0504] Europaͤiſches richten und zu behaupten: und wo ſich der Printz ihm nicht accommodirete, wuͤrde er es fuͤr ein Zeichen der Verachtung ſeiner Perſon und Freundſchafft anzunehmen haben. Es erklaͤrete ſich auch noch ferner der Cardinal, daß er den Printzen gar nicht noͤthigen wolle mit ihm umb- zugehen, und ihn in ſeinem Hauſe zu beſuchen; wann er aber gleichwohl den Cardinal frequen- tiren und die Ober-Stelle bey ihm annehmen wolte; (die er doch keinem eintzigen Souverain zugeſtattete) ſo waͤre es ſo dann geziehmend und indiſpenſabel, daß der Printz in uͤbrigen aller Or- ten, es ſey im Louvre oder ſonſt wo, dem Cardinal weichen muͤſſe. Hierdurch gabe dieſe Eminentz deutlich genung zu erkennen, daß die Cardinaͤle keinem ſouverainen Printzen, er ſey ſo hoch und maͤchtig als er wolle, die Majeſtaͤten alleine aus- genommen, die Præcedentz einraͤumen wollen; worinnen ſie auch zimlich reüsſiret, auſſer daß die Churfuͤrſten ihnen noch den Rang diſputirlich machen; wovon aber ſchon in dem erſten Theil die- ſes Wercks gehandelt worden. §. 39.Bey der Signatur dieſes Friedens, welche den 7. Novembr. in der vier und zwan- tzigſten Conferentz erfolget, wurden beyderſeits gleiche, und zwar dieſe Ceremonien gebrauchet. Ein jeder der zwey hohen Herren Plenipotentia- riorum, hatte ſein Exemplar des Friedens, der Cardinal das ſeinige in Frantzoͤſiſcher, der Don Lou-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/504
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/504>, abgerufen am 25.11.2024.