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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Hoff-Ceremoniel.
sterben des Infants an dem Mons. Tellier, daß
er Jhro Majestät dem Könige in Franckreich, und
der Königl. Frau Mutter selbiges hinterbringen,
und sie beyde animiren solte: der Catholischen
Majestät, und zwar in den aller-obligantesten
terminis als es immer möglich, zu condoliren:
ihm dem Cardinal aber, hernach diese Condo-
len
tz-Brieffe zu senden, welche er denn ferner
durch einen Cavallier nach Madrit befördern las-
sen wolte. Jn diesen Condolentz-Briefen aber,
solte expresse (welches sonst nicht gebräuchlich)
mit enthalten seyn, daß Jhro Majestät der König
von Franckreich und dessen Frau Mutter, diesen
Expressen bloß u. allein, ihre Condolentz-Briefe
zu überbringen, abgeordnet hätten. Ob gleich die-
ses Inserat aus denen beyden Condodolentz-
Schreiben hätte ausgelassen, und an dem Spani-
schen Hof gleichwohl geurtheilet werden können, daß
der abgesendete Cavallier, in keinem andern Abse-
hen als bloß und allein umb der Condolentz wil-
len, wäre nach Madrit gesendet worden; so wolte
doch der Cardinal dadurch nachdrückliche De-
monstrati
on thun, wie sehr der Frantzösische Hof
an dem Glück und Unglück des Königes Philippi
und dessen Königl. Familie Theil nehme; ob es
gleich im übrigen nicht zu vermuthen, daß der Tod-
tes-Fall des erwehnten Infant, dem Könige in
Franckreich, und dem Cardinal so gar schmertzhaft
gefallen. Ja es verlangete besagte Eminentz,

daß,
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Hoff-Ceremoniel.
ſterben des Infants an dem Monſ. Tellier, daß
er Jhro Majeſtaͤt dem Koͤnige in Franckreich, und
der Koͤnigl. Frau Mutter ſelbiges hinterbringen,
und ſie beyde animiren ſolte: der Catholiſchen
Majeſtaͤt, und zwar in den aller-obliganteſten
terminis als es immer moͤglich, zu condoliren:
ihm dem Cardinal aber, hernach dieſe Condo-
len
tz-Brieffe zu ſenden, welche er denn ferner
durch einen Cavallier nach Madrit befoͤrdern laſ-
ſen wolte. Jn dieſen Condolentz-Briefen aber,
ſolte expreſſe (welches ſonſt nicht gebraͤuchlich)
mit enthalten ſeyn, daß Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig
von Franckreich und deſſen Frau Mutter, dieſen
Expreſſen bloß u. allein, ihre Condolentz-Briefe
zu uͤberbringen, abgeordnet haͤtten. Ob gleich die-
ſes Inſerat aus denen beyden Condodolentz-
Schreiben haͤtte ausgelaſſen, und an dem Spani-
ſchẽ Hof gleichwohl geuꝛtheilet weꝛden koͤñen, daß
der abgeſendete Cavallier, in keinem andern Abſe-
hen als bloß und allein umb der Condolentz wil-
len, waͤre nach Madrit geſendet worden; ſo wolte
doch der Cardinal dadurch nachdruͤckliche De-
monſtrati
on thun, wie ſehr der Frantzoͤſiſche Hof
an dem Gluͤck und Ungluͤck des Koͤniges Philippi
und deſſen Koͤnigl. Familie Theil nehme; ob es
gleich im uͤbrigen nicht zu vermuthen, daß der Tod-
tes-Fall des erwehnten Infant, dem Koͤnige in
Franckreich, und dem Cardinal ſo gar ſchmertzhaft
gefallen. Ja es verlangete beſagte Eminentz,

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G g 4
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[471/0499] Hoff-Ceremoniel. ſterben des Infants an dem Monſ. Tellier, daß er Jhro Majeſtaͤt dem Koͤnige in Franckreich, und der Koͤnigl. Frau Mutter ſelbiges hinterbringen, und ſie beyde animiren ſolte: der Catholiſchen Majeſtaͤt, und zwar in den aller-obliganteſten terminis als es immer moͤglich, zu condoliren: ihm dem Cardinal aber, hernach dieſe Condo- lentz-Brieffe zu ſenden, welche er denn ferner durch einen Cavallier nach Madrit befoͤrdern laſ- ſen wolte. Jn dieſen Condolentz-Briefen aber, ſolte expreſſe (welches ſonſt nicht gebraͤuchlich) mit enthalten ſeyn, daß Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig von Franckreich und deſſen Frau Mutter, dieſen Expreſſen bloß u. allein, ihre Condolentz-Briefe zu uͤberbringen, abgeordnet haͤtten. Ob gleich die- ſes Inſerat aus denen beyden Condodolentz- Schreiben haͤtte ausgelaſſen, und an dem Spani- ſchẽ Hof gleichwohl geuꝛtheilet weꝛden koͤñen, daß der abgeſendete Cavallier, in keinem andern Abſe- hen als bloß und allein umb der Condolentz wil- len, waͤre nach Madrit geſendet worden; ſo wolte doch der Cardinal dadurch nachdruͤckliche De- monſtration thun, wie ſehr der Frantzoͤſiſche Hof an dem Gluͤck und Ungluͤck des Koͤniges Philippi und deſſen Koͤnigl. Familie Theil nehme; ob es gleich im uͤbrigen nicht zu vermuthen, daß der Tod- tes-Fall des erwehnten Infant, dem Koͤnige in Franckreich, und dem Cardinal ſo gar ſchmertzhaft gefallen. Ja es verlangete beſagte Eminentz, daß, G g 4

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/499>, abgerufen am 22.11.2024.