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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Hoff-Ceremoniel.
begegnen, ihn nach gemeldter Jnsul begleiten, und
in dieser Begleitung ihm des Königes in Engel-
land Anliegen entdecken solle; zu dem Ende der
Don Louis de Haro zu einer späteren Zeit, als
gewöhnlich, sich in dem Conferentz-Hause ein-
finden wolte: dem Cardinal und Marquis d' Or-
mont
dadurch Zeit einzuräumen, daß sie auf dem
Wege nach der Jnsul nicht eilen, sondern ihr Ge-
spräche a loisir mit einander halten könten. Weil
diese Rencontre par hazard des Cardinals und
Marquis d' Ormont, eine von beyden Ministern
abgekartete Sache war, und der Cardinal dem
d' Ormont, desto bequemere Gelegenheit sich ge-
gen ihm zu expliciren, verschaffen wolte; so fuhre,
er zwar aus seinem ordinairen Qvartier zu Wa-
gen nach der Conferentz-Jnsul: als er aber von
dem Flecken Sieburg weiter gehen wolte, setzte er
sich zu Pferde, ritten also diese beyde unter wehren-
dem discouriren mit einander fort. Worinnen
ihr Gespräche eigentlich bestanden, kan man so
genau nicht wissen, weil keiner kein Protocoll
auf den Pferde bey sich geführet; jedoch sind ei-
nige, ich weiß nicht durch was für Mittel, hinter
das Geheimnüß kommen, und debitiren, daß der
Marquis d' Ormont damahlen versprochen,
1. Die Festung Dünkerken an die Frantzosen zu
überlassen, 2. Eine unzertrennliche Alliance
zwischen dem Könige in Franckreich und dem von
Engelland aufzurichten. 3. Eine Heurath mit

Caro-

Hoff-Ceremoniel.
begegnen, ihn nach gemeldter Jnſul begleiten, und
in dieſer Begleitung ihm des Koͤniges in Engel-
land Anliegen entdecken ſolle; zu dem Ende der
Don Louis de Haro zu einer ſpaͤteren Zeit, als
gewoͤhnlich, ſich in dem Conferentz-Hauſe ein-
finden wolte: dem Cardinal und Marquis d’ Or-
mont
dadurch Zeit einzuraͤumen, daß ſie auf dem
Wege nach der Jnſul nicht eilen, ſondern ihr Ge-
ſpraͤche a loiſir mit einander halten koͤnten. Weil
dieſe Rencontre par hazard des Cardinals und
Marquis d’ Ormont, eine von beyden Miniſtern
abgekartete Sache war, und der Cardinal dem
d’ Ormont, deſto bequemere Gelegenheit ſich ge-
gen ihm zu expliciren, verſchaffen wolte; ſo fuhre,
er zwar aus ſeinem ordinairen Qvartier zu Wa-
gen nach der Conferentz-Jnſul: als er aber von
dem Flecken Sieburg weiter gehen wolte, ſetzte er
ſich zu Pferde, ritten alſo dieſe beyde unter wehren-
dem diſcouriren mit einander fort. Worinnen
ihr Geſpraͤche eigentlich beſtanden, kan man ſo
genau nicht wiſſen, weil keiner kein Protocoll
auf den Pferde bey ſich gefuͤhret; jedoch ſind ei-
nige, ich weiß nicht durch was fuͤr Mittel, hinter
das Geheimnuͤß kommen, und debitiren, daß der
Marquis d’ Ormont damahlen verſprochen,
1. Die Feſtung Dünkerken an die Frantzoſen zu
uͤberlaſſen, 2. Eine unzertrennliche Alliance
zwiſchen dem Koͤnige in Franckreich und dem von
Engelland aufzurichten. 3. Eine Heurath mit

Caro-
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[459/0487] Hoff-Ceremoniel. begegnen, ihn nach gemeldter Jnſul begleiten, und in dieſer Begleitung ihm des Koͤniges in Engel- land Anliegen entdecken ſolle; zu dem Ende der Don Louis de Haro zu einer ſpaͤteren Zeit, als gewoͤhnlich, ſich in dem Conferentz-Hauſe ein- finden wolte: dem Cardinal und Marquis d’ Or- mont dadurch Zeit einzuraͤumen, daß ſie auf dem Wege nach der Jnſul nicht eilen, ſondern ihr Ge- ſpraͤche a loiſir mit einander halten koͤnten. Weil dieſe Rencontre par hazard des Cardinals und Marquis d’ Ormont, eine von beyden Miniſtern abgekartete Sache war, und der Cardinal dem d’ Ormont, deſto bequemere Gelegenheit ſich ge- gen ihm zu expliciren, verſchaffen wolte; ſo fuhre, er zwar aus ſeinem ordinairen Qvartier zu Wa- gen nach der Conferentz-Jnſul: als er aber von dem Flecken Sieburg weiter gehen wolte, ſetzte er ſich zu Pferde, ritten alſo dieſe beyde unter wehren- dem diſcouriren mit einander fort. Worinnen ihr Geſpraͤche eigentlich beſtanden, kan man ſo genau nicht wiſſen, weil keiner kein Protocoll auf den Pferde bey ſich gefuͤhret; jedoch ſind ei- nige, ich weiß nicht durch was fuͤr Mittel, hinter das Geheimnuͤß kommen, und debitiren, daß der Marquis d’ Ormont damahlen verſprochen, 1. Die Feſtung Dünkerken an die Frantzoſen zu uͤberlaſſen, 2. Eine unzertrennliche Alliance zwiſchen dem Koͤnige in Franckreich und dem von Engelland aufzurichten. 3. Eine Heurath mit Caro-

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/487>, abgerufen am 25.11.2024.