ankommen, vor sich lassen wolte. Der König ließ diesem grossen Minister, eben so einen Stuhl als er selber hatte, und zwar neben sich setzen, und discurireten sie mit einander bey einer Stunde lang. Bey der Mittags-Taffel des Königes, wolte so gar Don Louis demselben, nach Englischer Art, den Trunck kniende reichen; dessen sich aber der König höflich weigerte; Demnach wurde diese Ehre und Function der Bedienung, dem Hoff-Marschall des Don Louis, und anderen Spanischen Grandibus, zuerkennet. Dieser König nun verlangte mit beyden hohen Ministern in eine Conferentz zu treten, wozu Don Louis nicht ungeneigt ware, und deswegen mit dem Cardinal redete; aber dieser wuste allerhand war- hafftige oder doch wahrscheinliche Einwendung und Entschuldigungen vorzubringen, daß er den König von Engelland nicht sprechen könte; massen er vorschützete, daß er von seinem Könige keine Ordre habe, auf was für eine Manier er sich gegen diesem Könige aufführen solte, vor sich selbst aber dißfals nichts resolviren könte; anbey nicht glau- bete, daß es zu dem Dienst und Avantage des Kö- niges von Engelland gereichen könne: vielmehr aber nur Gelegenheit geben würde, daß die Feinde dieses Königes dadurch hitziger und derer etwan noch mehr werden würden; da hingegen, wenn der Englischen Republic Ambassadeur Lockar se- hen würde, daß der Cardinal mit dem Könige
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Hoff-Ceremoniel.
ankommen, vor ſich laſſen wolte. Der Koͤnig ließ dieſem groſſen Miniſter, eben ſo einen Stuhl als er ſelber hatte, und zwar neben ſich ſetzen, und diſcurireten ſie mit einander bey einer Stunde lang. Bey der Mittags-Taffel des Koͤniges, wolte ſo gar Don Louis demſelben, nach Engliſcher Art, den Trunck kniende reichen; deſſen ſich aber der Koͤnig hoͤflich weigerte; Demnach wurde dieſe Ehre und Function der Bedienung, dem Hoff-Marſchall des Don Louis, und anderen Spaniſchen Grandibus, zuerkennet. Dieſer Koͤnig nun verlangte mit beyden hohen Miniſtern in eine Conferentz zu treten, wozu Don Louis nicht ungeneigt ware, und deswegen mit dem Cardinal redete; aber dieſer wuſte allerhand war- hafftige oder doch wahrſcheinliche Einwendung und Entſchuldigungen vorzubringen, daß er den Koͤnig von Engelland nicht ſprechen koͤnte; maſſen er vorſchuͤtzete, daß er von ſeinem Koͤnige keine Ordre habe, auf was fuͤr eine Manier er ſich gegen dieſem Koͤnige auffuͤhren ſolte, vor ſich ſelbſt aber dißfals nichts reſolviren koͤnte; anbey nicht glau- bete, daß es zu dem Dienſt und Avantage des Koͤ- niges von Engelland gereichen koͤnne: vielmehr aber nur Gelegenheit geben wuͤrde, daß die Feinde dieſes Koͤniges dadurch hitziger und derer etwan noch mehr werden wuͤrden; da hingegen, wenn der Engliſchen Republic Ambaſſadeur Lockar ſe- hen wuͤrde, daß der Cardinal mit dem Koͤnige
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Hoff-Ceremoniel.
ankommen, vor ſich laſſen wolte. Der Koͤnig
ließ dieſem groſſen Miniſter, eben ſo einen Stuhl
als er ſelber hatte, und zwar neben ſich ſetzen, und
diſcurireten ſie mit einander bey einer Stunde
lang. Bey der Mittags-Taffel des Koͤniges, wolte
ſo gar Don Louis demſelben, nach Engliſcher
Art, den Trunck kniende reichen; deſſen ſich aber
der Koͤnig hoͤflich weigerte; Demnach wurde
dieſe Ehre und Function der Bedienung, dem
Hoff-Marſchall des Don Louis, und anderen
Spaniſchen Grandibus, zuerkennet. Dieſer
Koͤnig nun verlangte mit beyden hohen Miniſtern
in eine Conferentz zu treten, wozu Don Louis
nicht ungeneigt ware, und deswegen mit dem
Cardinal redete; aber dieſer wuſte allerhand war-
hafftige oder doch wahrſcheinliche Einwendung
und Entſchuldigungen vorzubringen, daß er den
Koͤnig von Engelland nicht ſprechen koͤnte; maſſen
er vorſchuͤtzete, daß er von ſeinem Koͤnige keine
Ordre habe, auf was fuͤr eine Manier er ſich gegen
dieſem Koͤnige auffuͤhren ſolte, vor ſich ſelbſt aber
dißfals nichts reſolviren koͤnte; anbey nicht glau-
bete, daß es zu dem Dienſt und Avantage des Koͤ-
niges von Engelland gereichen koͤnne: vielmehr
aber nur Gelegenheit geben wuͤrde, daß die Feinde
dieſes Koͤniges dadurch hitziger und derer etwan
noch mehr werden wuͤrden; da hingegen, wenn der
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/485>, abgerufen am 16.02.2025.
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