Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Europäisches
tig; massen er gantzer vierzehn Tage, nemlich vom
3. biß 16. October biß Madrit unterwegens
zubrachte. Auf seiner Reise wurde er allenthalben
mit extraordinairen Ehren angenommen und be-
willkommet, zu Burgos, der Haupt-Stadt in
Alt-Castilien, gieng ihm der Stadt-Rath eine
gantze Meile entgegen, daselbst wurde er auch
magnific regaliret, und ihm zu Ehren Stier-Ge-
fechte und Comödien gehalten: und ein gleiches
geschahe fast auf Ordre des Königes von Spa-
nien, in allen vornehmen und grossen Städten
welche er passiren muste, und in welchen er sich
aufhalten kunte oder wolte. Den 16. Octobr. wel-
ches der Tag nach St. Hedvvigis ist, arrivirete
er zu Alcobonda, und bald darauf zu Mandez
einem etwan eine Viertel-Meile von Madrit ge-
legenem Dorffe, allwo ihn seine voraus gesendete
Bagage etliche Tage erwartet hatte. Hier fand
er einen General-Lieutenant der Post, sechs Mai-
tres des Couriers,
und acht Postilions nebst vier-
tzig Pferden, welche ihm der König in Spanien
entgegen gesendet. Weil dieses nun Post-Pfer-
de waren, oder doch wenigstens für solche passiren
musten; so hielte der Duc de Grammont dafür,
daß es ihme als einem Ambassadeur eines jun-
gen und verliebten Königes, wohl anstehen wür-
de, wenn er in vollem Galop in und durch die
Stadt Madrit, biß an den Königlichen Pallast
ritte: welches auch, und zwar in folgender Ord-

nung

Europaͤiſches
tig; maſſen er gantzer vierzehn Tage, nemlich vom
3. biß 16. October biß Madrit unterwegens
zubrachte. Auf ſeiner Reiſe wurde er allenthalben
mit extraordinairen Ehren angenommen und be-
willkommet, zu Burgos, der Haupt-Stadt in
Alt-Caſtilien, gieng ihm der Stadt-Rath eine
gantze Meile entgegen, daſelbſt wurde er auch
magnific regaliret, und ihm zu Ehren Stier-Ge-
fechte und Comoͤdien gehalten: und ein gleiches
geſchahe faſt auf Ordre des Koͤniges von Spa-
nien, in allen vornehmen und groſſen Staͤdten
welche er pasſiren muſte, und in welchen er ſich
aufhalten kunte oder wolte. Den 16. Octobr. wel-
ches der Tag nach St. Hedvvigis iſt, arrivirete
er zu Alcobonda, und bald darauf zu Mandez
einem etwan eine Viertel-Meile von Madrit ge-
legenem Dorffe, allwo ihn ſeine voraus geſendete
Bagage etliche Tage erwartet hatte. Hier fand
er einen General-Lieutenant der Poſt, ſechs Mai-
tres des Couriers,
und acht Poſtilions nebſt vier-
tzig Pferden, welche ihm der Koͤnig in Spanien
entgegen geſendet. Weil dieſes nun Poſt-Pfer-
de waren, oder doch wenigſtens fuͤr ſolche pasſiren
muſten; ſo hielte der Duc de Grammont dafuͤr,
daß es ihme als einem Ambaſſadeur eines jun-
gen und verliebten Koͤniges, wohl anſtehen wuͤr-
de, wenn er in vollem Galop in und durch die
Stadt Madrit, biß an den Koͤniglichen Pallaſt
ritte: welches auch, und zwar in folgender Ord-

nung
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0460" n="432"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
tig; ma&#x017F;&#x017F;en er gantzer vierzehn Tage, nemlich vom<lb/>
3. biß 16. <hi rendition="#aq">October</hi> biß Madrit unterwegens<lb/>
zubrachte. Auf &#x017F;einer Rei&#x017F;e wurde er allenthalben<lb/>
mit <hi rendition="#aq">extraordinair</hi>en Ehren angenommen und be-<lb/>
willkommet, zu <hi rendition="#aq">Burgos,</hi> der Haupt-Stadt in<lb/>
Alt-Ca&#x017F;tilien, gieng ihm der Stadt-Rath eine<lb/>
gantze Meile entgegen, da&#x017F;elb&#x017F;t wurde er auch<lb/><hi rendition="#aq">magnific regali</hi>ret, und ihm zu Ehren Stier-Ge-<lb/>
fechte und Como&#x0364;dien gehalten: und ein gleiches<lb/>
ge&#x017F;chahe fa&#x017F;t auf <hi rendition="#aq">Ordre</hi> des Ko&#x0364;niges von Spa-<lb/>
nien, in allen vornehmen und gro&#x017F;&#x017F;en Sta&#x0364;dten<lb/>
welche er <hi rendition="#aq">pas&#x017F;i</hi>ren mu&#x017F;te, und in welchen er &#x017F;ich<lb/>
aufhalten kunte oder wolte. Den 16. <hi rendition="#aq">Octobr.</hi> wel-<lb/>
ches der Tag nach <hi rendition="#aq">St. Hedvvigis</hi> i&#x017F;t, <hi rendition="#aq">arrivire</hi>te<lb/>
er zu <hi rendition="#aq">Alcobonda,</hi> und bald darauf zu <hi rendition="#aq">Mandez</hi><lb/>
einem etwan eine Viertel-Meile von Madrit ge-<lb/>
legenem Dorffe, allwo ihn &#x017F;eine voraus ge&#x017F;endete<lb/><hi rendition="#aq">Bagage</hi> etliche Tage erwartet hatte. Hier fand<lb/>
er einen <hi rendition="#aq">General</hi>-Lieutenant der Po&#x017F;t, &#x017F;echs <hi rendition="#aq">Mai-<lb/>
tres des Couriers,</hi> und acht Po&#x017F;tilions neb&#x017F;t vier-<lb/>
tzig Pferden, welche ihm der Ko&#x0364;nig in Spanien<lb/>
entgegen ge&#x017F;endet. Weil die&#x017F;es nun Po&#x017F;t-Pfer-<lb/>
de waren, oder doch wenig&#x017F;tens fu&#x0364;r &#x017F;olche <hi rendition="#aq">pas&#x017F;i</hi>ren<lb/>
mu&#x017F;ten; &#x017F;o hielte der <hi rendition="#aq">Duc de Grammont</hi> dafu&#x0364;r,<lb/>
daß es ihme als einem <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi> eines jun-<lb/>
gen und verliebten Ko&#x0364;niges, wohl an&#x017F;tehen wu&#x0364;r-<lb/>
de, wenn er in vollem <hi rendition="#aq">Galop</hi> in und durch die<lb/>
Stadt Madrit, biß an den Ko&#x0364;niglichen Palla&#x017F;t<lb/>
ritte: welches auch, und zwar in folgender Ord-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nung</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[432/0460] Europaͤiſches tig; maſſen er gantzer vierzehn Tage, nemlich vom 3. biß 16. October biß Madrit unterwegens zubrachte. Auf ſeiner Reiſe wurde er allenthalben mit extraordinairen Ehren angenommen und be- willkommet, zu Burgos, der Haupt-Stadt in Alt-Caſtilien, gieng ihm der Stadt-Rath eine gantze Meile entgegen, daſelbſt wurde er auch magnific regaliret, und ihm zu Ehren Stier-Ge- fechte und Comoͤdien gehalten: und ein gleiches geſchahe faſt auf Ordre des Koͤniges von Spa- nien, in allen vornehmen und groſſen Staͤdten welche er pasſiren muſte, und in welchen er ſich aufhalten kunte oder wolte. Den 16. Octobr. wel- ches der Tag nach St. Hedvvigis iſt, arrivirete er zu Alcobonda, und bald darauf zu Mandez einem etwan eine Viertel-Meile von Madrit ge- legenem Dorffe, allwo ihn ſeine voraus geſendete Bagage etliche Tage erwartet hatte. Hier fand er einen General-Lieutenant der Poſt, ſechs Mai- tres des Couriers, und acht Poſtilions nebſt vier- tzig Pferden, welche ihm der Koͤnig in Spanien entgegen geſendet. Weil dieſes nun Poſt-Pfer- de waren, oder doch wenigſtens fuͤr ſolche pasſiren muſten; ſo hielte der Duc de Grammont dafuͤr, daß es ihme als einem Ambaſſadeur eines jun- gen und verliebten Koͤniges, wohl anſtehen wuͤr- de, wenn er in vollem Galop in und durch die Stadt Madrit, biß an den Koͤniglichen Pallaſt ritte: welches auch, und zwar in folgender Ord- nung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/460
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/460>, abgerufen am 25.11.2024.