1. Mit was für einem Ceremoniel man den Consens der Spanischen Infantin, und ihres Herren Vaters des Königes einhoh- len, wer diese Function übernehmen, zu welcher Zeit, und auf was für eine Art der Ambassadeur dahin gehen solte?
2. Ob der König Philippus IV. auch seine Printzeßin, biß an das Pyrenäische Ge- bürge auf die Conferentz-Jnsul, in höchster Person begleiten,
3. Was für ein Termin zu Vollziehung dieser Heurath ausgesetzet werden solle?
§. 21.
Was das erstere anbetrifft, so erwehn- te der Cardinal, daß sein König entschlossen eine Person de qualite nach Madrit zu senden: darauf aber Don Louis de Haro antwortete, daß diese hinzusendende Person doch nicht geringeren Standes als ein Duc seyn könte: man machte demnach anfangs Reflexion auf den Grafen Soisson, des grossen Kayserlichen General- Lieutenants und Heldens Eugenii Herrn Va- ter. Weil aber dieser Herr praetendirete (auch praetendiren kunte, massen er nicht nur von müt- terlicher Seiten ein naher Verwandter des Hau- ses Bourbon war, sondern auch seinem Herrn Vater Thomae Francisco dieser Titul in Spa- nien schon ehemahlen ware zugestanden worden) daß man ihm in Spanien den Titul d' Altesse
ge-
Hoff-Ceremoniel.
1. Mit was fuͤr einem Ceremoniel man den Conſens der Spaniſchen Infantin, und ihres Herren Vaters des Koͤniges einhoh- len, wer dieſe Function uͤbernehmen, zu welcher Zeit, und auf was fuͤr eine Art der Ambaſſadeur dahin gehen ſolte?
2. Ob der Koͤnig Philippus IV. auch ſeine Printzeßin, biß an das Pyrenaͤiſche Ge- buͤrge auf die Conferentz-Jnſul, in hoͤchſter Perſon begleiten,
3. Was fuͤr ein Termin zu Vollziehung dieſer Heurath ausgeſetzet werden ſolle?
§. 21.
Was das erſtere anbetrifft, ſo erwehn- te der Cardinal, daß ſein Koͤnig entſchloſſen eine Perſon de qualité nach Madrit zu ſenden: darauf aber Don Louis de Haro antwortete, daß dieſe hinzuſendende Perſon doch nicht geringeren Standes als ein Duc ſeyn koͤnte: man machte demnach anfangs Reflexion auf den Grafen Soiſſon, des groſſen Kayſerlichen General- Lieutenants und Heldens Eugenii Herrn Va- ter. Weil aber dieſer Herr prætendirete (auch prætendiren kunte, maſſen er nicht nur von muͤt- terlicher Seiten ein naher Verwandter des Hau- ſes Bourbon war, ſondern auch ſeinem Herrn Vater Thomæ Franciſco dieſer Titul in Spa- nien ſchon ehemahlen ware zugeſtanden worden) daß man ihm in Spanien den Titul d’ Alteſſe
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Hoff-Ceremoniel.
1. Mit was fuͤr einem Ceremoniel man den
Conſens der Spaniſchen Infantin, und
ihres Herren Vaters des Koͤniges einhoh-
len, wer dieſe Function uͤbernehmen, zu
welcher Zeit, und auf was fuͤr eine Art der
Ambaſſadeur dahin gehen ſolte?
2. Ob der Koͤnig Philippus IV. auch ſeine
Printzeßin, biß an das Pyrenaͤiſche Ge-
buͤrge auf die Conferentz-Jnſul, in hoͤchſter
Perſon begleiten,
3. Was fuͤr ein Termin zu Vollziehung dieſer
Heurath ausgeſetzet werden ſolle?
§. 21.Was das erſtere anbetrifft, ſo erwehn-
te der Cardinal, daß ſein Koͤnig entſchloſſen eine
Perſon de qualité nach Madrit zu ſenden: darauf
aber Don Louis de Haro antwortete, daß dieſe
hinzuſendende Perſon doch nicht geringeren
Standes als ein Duc ſeyn koͤnte: man machte
demnach anfangs Reflexion auf den Grafen
Soiſſon, des groſſen Kayſerlichen General-
Lieutenants und Heldens Eugenii Herrn Va-
ter. Weil aber dieſer Herr prætendirete (auch
prætendiren kunte, maſſen er nicht nur von muͤt-
terlicher Seiten ein naher Verwandter des Hau-
ſes Bourbon war, ſondern auch ſeinem Herrn
Vater Thomæ Franciſco dieſer Titul in Spa-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/455>, abgerufen am 22.11.2024.
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