ren Visite von Zeit zu Zeit verschoben bliebe. Denn es wolte der Don Louis de Haro, wenn er die er- stere Visite bey dem Cardinal ablegen würde, absolut haben, daß man ihm die erstere Stelle zu- gestehen solte, des sich aber der Cardinal weigerte; und dafern er den Cardinal würde zu erst besu- chet, und den Rang über ihn erhalten haben, so solte alsdenn der Cardinal bey der Revisite ver- gnüget seyn, daß ihn der Don Louis de Haro im Bette empfinge: darüber sich der Cardinal in ei- nem an den Lionne addressirten Schreiben sehr beschwerete, und sich erklärete; daß es ihm sehr empfindlich, daß de Haro sich mit diesen Baga- telles amusirete: da doch der Cardinal umb bald zu dem Soliden zu schreiten, dem de Haro lieber die Praecedentz einräumen, ja gar mit einem ein- tzigen Bedienten in der Conferentz ohne alle Ce- remonie erscheinen wolle, wenn nur der Frieden dadurch beschleiniget würde; im übrigen aber wä- re man ja in denen zu Paris gemachten Praelimi- narien dißfals schon einig worden: auch der gan- tzen Welt bekandt, was für ein Rang und Vor- zug denen Cardinälen in Deutschland, Franck- reich und Jtalien, für andern zugestanden würde. Allein weil diese zwey grosse Minister über dem Ceremoniel der ersten Visite nicht kunten einig werden, bliebe selbige nachgehends gäntzlich aus- gesetzt.
§. 15. Die
D d
Hoff-Ceremoniel.
ren Viſite von Zeit zu Zeit verſchoben bliebe. Denn es wolte der Don Louis de Haro, wenn er die er- ſtere Viſite bey dem Cardinal ablegen wuͤrde, abſolut haben, daß man ihm die erſtere Stelle zu- geſtehen ſolte, des ſich aber der Cardinal weigerte; und dafern er den Cardinal wuͤrde zu erſt beſu- chet, und den Rang uͤber ihn erhalten haben, ſo ſolte alsdenn der Cardinal bey der Reviſite ver- gnuͤget ſeyn, daß ihn der Don Louis de Haro im Bette empfinge: daruͤber ſich der Cardinal in ei- nem an den Lionne addreſſirten Schreiben ſehr beſchwerete, und ſich erklaͤrete; daß es ihm ſehr empfindlich, daß de Haro ſich mit dieſen Baga- telles amuſirete: da doch der Cardinal umb bald zu dem Soliden zu ſchreiten, dem de Haro lieber die Præcedentz einraͤumen, ja gar mit einem ein- tzigen Bedienten in der Conferentz ohne alle Ce- remonie erſcheinen wolle, wenn nur der Frieden dadurch beſchleiniget wuͤrde; im uͤbrigen aber waͤ- re man ja in denen zu Paris gemachten Prælimi- narien dißfals ſchon einig worden: auch der gan- tzen Welt bekandt, was fuͤr ein Rang und Vor- zug denen Cardinaͤlen in Deutſchland, Franck- reich und Jtalien, fuͤr andern zugeſtanden wuͤrde. Allein weil dieſe zwey groſſe Miniſter uͤber dem Ceremoniel der erſten Viſite nicht kunten einig werden, bliebe ſelbige nachgehends gaͤntzlich aus- geſetzt.
§. 15. Die
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Hoff-Ceremoniel.
ren Viſite von Zeit zu Zeit verſchoben bliebe. Denn
es wolte der Don Louis de Haro, wenn er die er-
ſtere Viſite bey dem Cardinal ablegen wuͤrde,
abſolut haben, daß man ihm die erſtere Stelle zu-
geſtehen ſolte, des ſich aber der Cardinal weigerte;
und dafern er den Cardinal wuͤrde zu erſt beſu-
chet, und den Rang uͤber ihn erhalten haben, ſo
ſolte alsdenn der Cardinal bey der Reviſite ver-
gnuͤget ſeyn, daß ihn der Don Louis de Haro im
Bette empfinge: daruͤber ſich der Cardinal in ei-
nem an den Lionne addreſſirten Schreiben ſehr
beſchwerete, und ſich erklaͤrete; daß es ihm ſehr
empfindlich, daß de Haro ſich mit dieſen Baga-
telles amuſirete: da doch der Cardinal umb bald
zu dem Soliden zu ſchreiten, dem de Haro lieber
die Præcedentz einraͤumen, ja gar mit einem ein-
tzigen Bedienten in der Conferentz ohne alle Ce-
remonie erſcheinen wolle, wenn nur der Frieden
dadurch beſchleiniget wuͤrde; im uͤbrigen aber waͤ-
re man ja in denen zu Paris gemachten Prælimi-
narien dißfals ſchon einig worden: auch der gan-
tzen Welt bekandt, was fuͤr ein Rang und Vor-
zug denen Cardinaͤlen in Deutſchland, Franck-
reich und Jtalien, fuͤr andern zugeſtanden wuͤrde.
Allein weil dieſe zwey groſſe Miniſter uͤber dem
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/445>, abgerufen am 28.07.2024.
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