Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Hoff-Ceremoniel. den Zeiten Clodovaei des Dagoberti zwey-tem Sohne an, har es hernach lauter nichts- taugliche Könige gegeben, welche die Fran- tzosen selbst Feneans nennen, so daß die Ma- jores Domus, und unter denselben Pipi- nus, aus einem vornehmen Geschlechte in Austrasien entsprossen, sonderlich aber Ca- rolus Martellus sein Sohn, und Pipinus Junior des Caroli Martelli Sohn, sich dergestalt groß gemacht, daß sie nicht allein an statt ihrer Könige regiereten, sondern auch endlich Childericus III. von dem Pipi- no Juniori des Reiches entsetzet, mit Con- sens des Pabstes Zachariae in ein Kloster gestossen, und Pipinus von den Ständen zu Soissons zu einem Könige gewehlet, und von dem Ertz-Bischoff zu Maintz, dem Herrn Bonifacio, in der Cathedral-Kirchen zu Soissons A. 751. gesalbet u. gekrönet ward. Weil nun die Merovingische oder erste Fa- milie der Frantzösischen Könige, nicht allein, wie wir gehöret, in so vielerley Königreiche, sondern auch dem Gemüthe nach unter sich zertheilet, und die letztern zu dem Regiment gantz untüchtig und ihre Chronologie un- richtig waren, so folget wohl daraus, daß man den Grund und Anfang ihrer Monar- chie allererst auf die Carolingische oder an- dere Linie, derer Autor gemelter Pipinus Ju-
Hoff-Ceremoniel. den Zeiten Clodovæi des Dagoberti zwey-tem Sohne an, har es hernach lauter nichts- taugliche Koͤnige gegeben, welche die Fran- tzoſen ſelbſt Feneans nennen, ſo daß die Ma- jores Domus, und unter denſelben Pipi- nus, aus einem vornehmen Geſchlechte in Auſtraſien entſproſſen, ſonderlich aber Ca- rolus Martellus ſein Sohn, und Pipinus Junior des Caroli Martelli Sohn, ſich dergeſtalt groß gemacht, daß ſie nicht allein an ſtatt ihrer Koͤnige regiereten, ſondern auch endlich Childericus III. von dem Pipi- no Juniori des Reiches entſetzet, mit Con- ſens des Pabſtes Zachariæ in ein Kloſter geſtoſſen, und Pipinus von den Staͤnden zu Soiſſons zu einem Koͤnige gewehlet, und von dem Ertz-Biſchoff zu Maintz, dem Herrn Bonifacio, in der Cathedral-Kirchen zu Soiſſons A. 751. geſalbet u. gekroͤnet ward. Weil nun die Merovingiſche oder erſte Fa- milie der Frantzoͤſiſchen Koͤnige, nicht allein, wie wir gehoͤret, in ſo vielerley Koͤnigreiche, ſondern auch dem Gemuͤthe nach unter ſich zertheilet, und die letztern zu dem Regiment gantz untuͤchtig und ihre Chronologie un- richtig waren, ſo folget wohl daraus, daß man den Grund und Anfang ihrer Monar- chie allererſt auf die Carolingiſche oder an- dere Linie, derer Autor gemelter Pipinus Ju-
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Hoff-Ceremoniel.
den Zeiten Clodovæi des Dagoberti zwey-
tem Sohne an, har es hernach lauter nichts-
taugliche Koͤnige gegeben, welche die Fran-
tzoſen ſelbſt Feneans nennen, ſo daß die Ma-
jores Domus, und unter denſelben Pipi-
nus, aus einem vornehmen Geſchlechte in
Auſtraſien entſproſſen, ſonderlich aber Ca-
rolus Martellus ſein Sohn, und Pipinus
Junior des Caroli Martelli Sohn, ſich
dergeſtalt groß gemacht, daß ſie nicht allein
an ſtatt ihrer Koͤnige regiereten, ſondern
auch endlich Childericus III. von dem Pipi-
no Juniori des Reiches entſetzet, mit Con-
ſens des Pabſtes Zachariæ in ein Kloſter
geſtoſſen, und Pipinus von den Staͤnden zu
Soiſſons zu einem Koͤnige gewehlet, und von
dem Ertz-Biſchoff zu Maintz, dem Herrn
Bonifacio, in der Cathedral-Kirchen zu
Soiſſons A. 751. geſalbet u. gekroͤnet ward.
Weil nun die Merovingiſche oder erſte Fa-
milie der Frantzoͤſiſchen Koͤnige, nicht allein,
wie wir gehoͤret, in ſo vielerley Koͤnigreiche,
ſondern auch dem Gemuͤthe nach unter ſich
zertheilet, und die letztern zu dem Regiment
gantz untuͤchtig und ihre Chronologie un-
richtig waren, ſo folget wohl daraus, daß
man den Grund und Anfang ihrer Monar-
chie allererſt auf die Carolingiſche oder an-
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