als Cavallieren, welche der Catholischen Religion zugethan wären, annehmen; doch wurden diese itztgemeldete praetensiones der Ceremonien gar bald gehoben.
§. 14.
Ob nun gleich das Ceremonien-Werck bey diesem Frieden mehr als jemahlen in Conte- station kommen, so waren doch gleichwohl einige un- rer denen concurrirenden Theilen, welche sich bey dem Ceremonien-Werck nicht aufhalten, sondern den, vor Deutschland, ja gantz Europa, so höchst- nöthigen Frieden beschleunigen wolten; und diese sendeten, nur umb alle Competentz zu vermeiden, Envoyes oder Plenipotentiarios, das ist Mini- sters sonder Character, welche so gar alle Cere- monien bey Seite setzeten: daß sie als letzt ange- kommene nicht einmahl die erste Visite zu bekom- men verlangeten, sondern selbige vielmehr und viel eher dem Kayserl. Ambassadeur, Grafen von Trautmansdorff, wie auch d[en]en Schwedischen, und Frantzösischen, ja fast allen andern Ambassa- deurs zu erst abstatteten. Gleichwie aber dieses Expediens höchlich zu loben war, also kunte es auch keinem einiges Praejuditz zuziehen; weil man abgeredet hatte, daß alle Titulaturen, Avantagen in der Praecedentz, und dem Ceremoniel, etc. ins künfftige weder demselben, welcher darinnen etwas behauptet zum Vortheil, noch demjenigen wel- cher etwas nachgegeben und verlohren, zum Nachtheil gereichen solte. Es waren auch über-
haupt
B b 3
Hoff-Ceremoniel.
als Cavallieren, welche der Catholiſchen Religion zugethan waͤren, annehmen; doch wurden dieſe itztgemeldete prætenſiones der Ceremonien gar bald gehoben.
§. 14.
Ob nun gleich das Ceremonien-Werck bey dieſem Frieden mehr als jemahlen in Conte- ſtation kom̃en, ſo waren doch gleichwohl einige un- rer denen concurrirenden Theilen, welche ſich bey dem Ceremonien-Werck nicht aufhalten, ſondern den, vor Deutſchland, ja gantz Europa, ſo hoͤchſt- noͤthigen Frieden beſchleunigen wolten; und dieſe ſendeten, nur umb alle Competentz zu vermeiden, Envoyés oder Plenipotentiarios, das iſt Mini- ſters ſonder Character, welche ſo gar alle Cere- monien bey Seite ſetzeten: daß ſie als letzt ange- kommene nicht einmahl die erſte Viſite zu bekom- men verlangeten, ſondern ſelbige vielmehr und viel eher dem Kayſerl. Ambaſſadeur, Grafen von Trautmansdorff, wie auch d[en]en Schwediſchen, und Frantzoͤſiſchen, ja faſt allen andern Ambaſſa- deurs zu erſt abſtatteten. Gleichwie aber dieſes Expediens hoͤchlich zu loben war, alſo kunte es auch keinem einiges Præjuditz zuziehen; weil man abgeredet hatte, daß alle Titulaturen, Avantagen in der Præcedentz, und dem Ceremoniel, ꝛc. ins kuͤnfftige weder demſelben, welcher dariñen etwas behauptet zum Vortheil, noch demjenigen wel- cher etwas nachgegeben und verlohren, zum Nachtheil gereichen ſolte. Es waren auch uͤber-
haupt
B b 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><list><item><pbfacs="#f0417"n="389"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Hoff-</hi><hirendition="#aq">Ceremoniel.</hi></fw><lb/>
als Cavallieren, welche der Catholiſchen<lb/>
Religion zugethan waͤren, annehmen; doch<lb/>
wurden dieſe itztgemeldete <hirendition="#aq">prætenſiones</hi><lb/>
der Ceremonien gar bald gehoben.</item></list></div><lb/><divn="3"><head>§. 14.</head><p>Ob nun gleich das Ceremonien-Werck<lb/>
bey dieſem Frieden mehr als jemahlen in <hirendition="#aq">Conte-<lb/>ſtati</hi>on kom̃en, ſo waren doch gleichwohl einige un-<lb/>
rer denen <hirendition="#aq">concurri</hi>renden Theilen, welche ſich bey<lb/>
dem Ceremonien-Werck nicht aufhalten, ſondern<lb/>
den, vor Deutſchland, ja gantz Europa, ſo hoͤchſt-<lb/>
noͤthigen Frieden beſchleunigen wolten; und dieſe<lb/>ſendeten, nur umb alle <hirendition="#aq">Competen</hi>tz zu vermeiden,<lb/><hirendition="#aq">Envoyés</hi> oder <hirendition="#aq">Plenipotentiarios,</hi> das iſt Mini-<lb/>ſters ſonder <hirendition="#aq">Charact</hi>er, welche ſo gar alle Cere-<lb/>
monien bey Seite ſetzeten: daß ſie als letzt ange-<lb/>
kommene nicht einmahl die erſte Viſite zu bekom-<lb/>
men verlangeten, ſondern ſelbige vielmehr und viel<lb/>
eher dem Kayſerl. <hirendition="#aq">Ambaſſadeur,</hi> Grafen von<lb/>
Trautmansdorff, wie auch d<supplied>en</supplied>en Schwediſchen,<lb/>
und Frantzoͤſiſchen, ja faſt allen andern <hirendition="#aq">Ambaſſa-<lb/>
deur</hi>s zu erſt abſtatteten. Gleichwie aber dieſes<lb/><hirendition="#aq">Expedien</hi>s hoͤchlich zu loben war, alſo kunte es<lb/>
auch keinem einiges <hirendition="#aq">Præjudi</hi>tz zuziehen; weil man<lb/>
abgeredet hatte, daß alle <hirendition="#aq">Titulatur</hi>en, <hirendition="#aq">Avantage</hi>n<lb/>
in der <hirendition="#aq">Præceden</hi>tz, und dem Ceremoniel, ꝛc. ins<lb/>
kuͤnfftige weder demſelben, welcher dariñen etwas<lb/>
behauptet zum Vortheil, noch demjenigen wel-<lb/>
cher etwas nachgegeben und verlohren, zum<lb/>
Nachtheil gereichen ſolte. Es waren auch uͤber-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">haupt</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[389/0417]
Hoff-Ceremoniel.
als Cavallieren, welche der Catholiſchen
Religion zugethan waͤren, annehmen; doch
wurden dieſe itztgemeldete prætenſiones
der Ceremonien gar bald gehoben.
§. 14. Ob nun gleich das Ceremonien-Werck
bey dieſem Frieden mehr als jemahlen in Conte-
ſtation kom̃en, ſo waren doch gleichwohl einige un-
rer denen concurrirenden Theilen, welche ſich bey
dem Ceremonien-Werck nicht aufhalten, ſondern
den, vor Deutſchland, ja gantz Europa, ſo hoͤchſt-
noͤthigen Frieden beſchleunigen wolten; und dieſe
ſendeten, nur umb alle Competentz zu vermeiden,
Envoyés oder Plenipotentiarios, das iſt Mini-
ſters ſonder Character, welche ſo gar alle Cere-
monien bey Seite ſetzeten: daß ſie als letzt ange-
kommene nicht einmahl die erſte Viſite zu bekom-
men verlangeten, ſondern ſelbige vielmehr und viel
eher dem Kayſerl. Ambaſſadeur, Grafen von
Trautmansdorff, wie auch denen Schwediſchen,
und Frantzoͤſiſchen, ja faſt allen andern Ambaſſa-
deurs zu erſt abſtatteten. Gleichwie aber dieſes
Expediens hoͤchlich zu loben war, alſo kunte es
auch keinem einiges Præjuditz zuziehen; weil man
abgeredet hatte, daß alle Titulaturen, Avantagen
in der Præcedentz, und dem Ceremoniel, ꝛc. ins
kuͤnfftige weder demſelben, welcher dariñen etwas
behauptet zum Vortheil, noch demjenigen wel-
cher etwas nachgegeben und verlohren, zum
Nachtheil gereichen ſolte. Es waren auch uͤber-
haupt
B b 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/417>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.