Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Hoff-Ceremoniel. gegen die Spanischen und Frantzösischen Pleni-potentiarios; daß im fall man ihme nicht bey- stehen, und ihme die Praecedentz für den Chur- fürsten einräumen würde, er sich von diesem Frie- dens-Congreß lieber weg, und des Officii Me- diatoris begeben, als der Durchlauchtigsten Re- public, welche in Possession der Praecedentz für den Churfürsten wäre, etwas zum Nachtheil thun oder leiden wolte. Nach dieser des Contarini so deutlichen Erklärung, traten der sämtlichen Churfürsten Gevollmächtigte zusammen, und be- redeten sich, den Rang und Vorzug ihrer hohen Herren Principalen zu behaupten, es möchte auch kosten was es wolle: und brachten alle in dem 9. Cap. des ersten Theils in Faveur der Churfürsten befindliche Argumenta für. Dieser Disput wehrete lange Zeit, und sahe man kein geschicktes oder acceptable Mittel, selbigem abzuhelffen: in- zwischen befahlen Kayserl. Majestät dero Pleni- potentiariis, die Churfürstl. Gesandten, und den Venetianischen Mediatorem mit gleichem Cere- moniel zu tractiren, womit beyde Partheyen auch vergnügt zu seyn schienen: und wie es Kayserl. Majestät dißfalls angefangen, also thaten es sel- biger Spanien, Franckreich, Schweden etc. nach, und wurde hierdurch, obgleich nicht in totum doch in tantum, dieses mahl der so hitzige Streit gekühlet, aber keinem Theil deswegen einige Prae- cedentz zu- oder aberkennet. §. 9. Hol- A a 2
Hoff-Ceremoniel. gegen die Spaniſchen und Frantzoͤſiſchen Pleni-potentiarios; daß im fall man ihme nicht bey- ſtehen, und ihme die Præcedentz fuͤr den Chur- fuͤrſten einraͤumen wuͤrde, er ſich von dieſem Frie- dens-Congreß lieber weg, und des Officii Me- diatoris begeben, als der Durchlauchtigſten Re- public, welche in Poſſesſion der Præcedentz fuͤr den Churfuͤrſten waͤre, etwas zum Nachtheil thun oder leiden wolte. Nach dieſer des Contarini ſo deutlichen Erklaͤrung, traten der ſaͤmtlichen Churfuͤrſten Gevollmaͤchtigte zuſammen, und be- redeten ſich, den Rang und Vorzug ihrer hohen Herren Principalen zu behaupten, es moͤchte auch koſten was es wolle: und brachten alle in dem 9. Cap. des erſten Theils in Faveur der Churfuͤrſten befindliche Argumenta fuͤr. Dieſer Diſput wehrete lange Zeit, und ſahe man kein geſchicktes oder acceptable Mittel, ſelbigem abzuhelffen: in- zwiſchen befahlen Kayſerl. Majeſtaͤt dero Pleni- potentiariis, die Churfuͤrſtl. Geſandten, und den Venetianiſchen Mediatorem mit gleichem Cere- moniel zu tractiren, womit beyde Partheyen auch vergnuͤgt zu ſeyn ſchienen: und wie es Kayſerl. Majeſtaͤt dißfalls angefangen, alſo thaten es ſel- biger Spanien, Franckreich, Schweden ꝛc. nach, und wurde hierdurch, obgleich nicht in totum doch in tantum, dieſes mahl der ſo hitzige Streit gekuͤhlet, aber keinem Theil deswegen einige Præ- cedentz zu- oder aberkennet. §. 9. Hol- A a 2
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Hoff-Ceremoniel.
gegen die Spaniſchen und Frantzoͤſiſchen Pleni-
potentiarios; daß im fall man ihme nicht bey-
ſtehen, und ihme die Præcedentz fuͤr den Chur-
fuͤrſten einraͤumen wuͤrde, er ſich von dieſem Frie-
dens-Congreß lieber weg, und des Officii Me-
diatoris begeben, als der Durchlauchtigſten Re-
public, welche in Poſſesſion der Præcedentz fuͤr
den Churfuͤrſten waͤre, etwas zum Nachtheil thun
oder leiden wolte. Nach dieſer des Contarini
ſo deutlichen Erklaͤrung, traten der ſaͤmtlichen
Churfuͤrſten Gevollmaͤchtigte zuſammen, und be-
redeten ſich, den Rang und Vorzug ihrer hohen
Herren Principalen zu behaupten, es moͤchte auch
koſten was es wolle: und brachten alle in dem 9.
Cap. des erſten Theils in Faveur der Churfuͤrſten
befindliche Argumenta fuͤr. Dieſer Diſput
wehrete lange Zeit, und ſahe man kein geſchicktes
oder acceptable Mittel, ſelbigem abzuhelffen: in-
zwiſchen befahlen Kayſerl. Majeſtaͤt dero Pleni-
potentiariis, die Churfuͤrſtl. Geſandten, und den
Venetianiſchen Mediatorem mit gleichem Cere-
moniel zu tractiren, womit beyde Partheyen auch
vergnuͤgt zu ſeyn ſchienen: und wie es Kayſerl.
Majeſtaͤt dißfalls angefangen, alſo thaten es ſel-
biger Spanien, Franckreich, Schweden ꝛc. nach,
und wurde hierdurch, obgleich nicht in totum
doch in tantum, dieſes mahl der ſo hitzige Streit
gekuͤhlet, aber keinem Theil deswegen einige Præ-
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