dem Mediations-Amte nicht hindert; so sind doch gleichwohl Ursachen vorhanden, vermöge derer man ihnen die Mediation nicht ohne Unter- scheid und allemahl anvertrauen kan. Denn
1. Werden die Churfürsten des Reichs selten oder niemahlen zugestatten, daß bey einem Friedens-Schluß, bey welchen sie in der Qualite als Churfürsten concurriren, das Amt eines Mediatoris denen Venetianern überlassen werde; weil die Churfürsten mit dieser Republic wegen der Praecedentz competiren, und in possessione des Vor- ganges sind. Weil man aber einem Me- diatori gleichwohl wegen seines tragenden Amts mehr Deferentz, und bey nahe Prae- cedentz, einräumen muß, als er sonsten aus- ser dieser Charge nicht fordern könte; so ste- hen die Churfürsten stets auf guter Hut, daß diese Republic, unter dem Praetext der Mediation, nicht etwan einen Actum Pos- sessionis in der Praecedentz für ihnen er- halte, und selbige ins künfftige zu ihrem Vortheil allegire. Wie es denn deswe- gen auf dem Westphälischen Frieden, da- von unten weitere Nachricht gegeben wer- den soll, harte Contestationes gabe.
2. Jst die Situation und Macht der Republic Venedig also beschaffen, daß die erstere in einem Extremo von Europa lieget, und also
bloß
Europaͤiſches
dem Mediations-Amte nicht hindert; ſo ſind doch gleichwohl Urſachen vorhanden, vermoͤge derer man ihnen die Mediation nicht ohne Unter- ſcheid und allemahl anvertrauen kan. Denn
1. Werden die Churfuͤrſten des Reichs ſelten oder niemahlen zugeſtatten, daß bey einem Friedens-Schluß, bey welchen ſie in der Qualité als Churfuͤrſten concurriren, das Amt eines Mediatoris denen Venetianern uͤberlaſſen werde; weil die Churfuͤrſten mit dieſer Republic wegen der Præcedentz competiren, und in poſſesſione des Vor- ganges ſind. Weil man aber einem Me- diatori gleichwohl wegen ſeines tragenden Amts mehr Deferentz, und bey nahe Præ- cedentz, einraͤumen muß, als er ſonſten auſ- ſer dieſer Charge nicht fordern koͤnte; ſo ſte- hen die Churfuͤrſten ſtets auf guter Hut, daß dieſe Republic, unter dem Prætext der Mediation, nicht etwan einen Actum Poſ- ſesſionis in der Præcedentz fuͤr ihnen er- halte, und ſelbige ins kuͤnfftige zu ihrem Vortheil allegire. Wie es denn deswe- gen auf dem Weſtphaͤliſchen Frieden, da- von unten weitere Nachricht gegeben wer- den ſoll, harte Conteſtationes gabe.
2. Jſt die Situation und Macht der Republic Venedig alſo beſchaffen, daß die erſtere in einem Extremo von Europa lieget, und alſo
bloß
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Europaͤiſches
dem Mediations-Amte nicht hindert; ſo ſind
doch gleichwohl Urſachen vorhanden, vermoͤge
derer man ihnen die Mediation nicht ohne Unter-
ſcheid und allemahl anvertrauen kan. Denn
1. Werden die Churfuͤrſten des Reichs ſelten
oder niemahlen zugeſtatten, daß bey einem
Friedens-Schluß, bey welchen ſie in der
Qualité als Churfuͤrſten concurriren, das
Amt eines Mediatoris denen Venetianern
uͤberlaſſen werde; weil die Churfuͤrſten mit
dieſer Republic wegen der Præcedentz
competiren, und in poſſesſione des Vor-
ganges ſind. Weil man aber einem Me-
diatori gleichwohl wegen ſeines tragenden
Amts mehr Deferentz, und bey nahe Præ-
cedentz, einraͤumen muß, als er ſonſten auſ-
ſer dieſer Charge nicht fordern koͤnte; ſo ſte-
hen die Churfuͤrſten ſtets auf guter Hut,
daß dieſe Republic, unter dem Prætext der
Mediation, nicht etwan einen Actum Poſ-
ſesſionis in der Præcedentz fuͤr ihnen er-
halte, und ſelbige ins kuͤnfftige zu ihrem
Vortheil allegire. Wie es denn deswe-
gen auf dem Weſtphaͤliſchen Frieden, da-
von unten weitere Nachricht gegeben wer-
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2. Jſt die Situation und Macht der Republic
Venedig alſo beſchaffen, daß die erſtere in
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/356>, abgerufen am 27.11.2024.
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