favorable ist. Gleichwohl finden sich de- rer viel, welche als Volonteurs diese Char- gen zu erlangen trachten.
2. Die Cantzeley Bedienten, derer Haupt ein Le- gations-Secretarius, und nebst ihme etliche Cantzellisten seyn: darunter jener a l'ordinair, diese aber nur manchmahl, in des Herren Principals und nicht bloß in des Herrn Am- bassadeurs Pflichten stehen. Der Secretair muß seine Profeßion wohl verstehen, nicht nur alleine seine liebe Mutter-Sprache, und des theuren Lateins, sondern auch anderer Sprachen kündig, von geschwinder Expedi- tion, verschwiegen, und zum espioniren ge- schickt seyn. Seine Occupationes sind nicht nur, wie der Cavalliers, zum Splen- deur, sondern zur Nothdurfft: denn er muß die Acta der Negotiation treulich und me- thodice aufzeichnen, das Archiv in Ord- nung halten und verwahren, öffters die Re- lationes verfertigen, Memorialia aufsetzen, und nebst dem Herren Ambassadeur die Correspondentz unterhalten. Mit diesen Leuten nun muß man sich hauptsächlich be- kandt machen, denn von ihnen kan man die beste Nachricht erhalten wie die Affairen lauffen. Weil sie aber beeydet, so brauchet es vielmahl grosse Kunst und Vertraulichkeit ihnen etwas heraus zu locken, der Wein und
das
Q 2
Hoff-Ceremoniel.
favorable iſt. Gleichwohl finden ſich de- rer viel, welche als Volonteurs dieſe Char- gen zu erlangen trachten.
2. Die Cantzeley Bedienten, derer Haupt ein Le- gations-Secretarius, und nebſt ihme etliche Cantzelliſten ſeyn: daꝛunter jener à l’ordinair, dieſe aber nur manchmahl, in des Herren Principals und nicht bloß in des Herrn Am- baſſadeurs Pflichten ſtehen. Der Secretair muß ſeine Profeßion wohl verſtehen, nicht nur alleine ſeine liebe Mutter-Sprache, und des theuren Lateins, ſondern auch anderer Sprachen kuͤndig, von geſchwinder Expedi- tion, verſchwiegen, und zum eſpioniren ge- ſchickt ſeyn. Seine Occupationes ſind nicht nur, wie der Cavalliers, zum Splen- deur, ſondern zur Nothdurfft: denn er muß die Acta der Negotiation treulich und me- thodice aufzeichnen, das Archiv in Ord- nung halten und verwahren, oͤffters die Re- lationes verfertigen, Memorialia aufſetzen, und nebſt dem Herren Ambaſſadeur die Correſpondentz unterhalten. Mit dieſen Leuten nun muß man ſich hauptſaͤchlich be- kandt machen, denn von ihnen kan man die beſte Nachricht erhalten wie die Affairen lauffen. Weil ſie aber beeydet, ſo brauchet es vielmahl groſſe Kunſt und Vertraulichkeit ihnen etwas heraus zu locken, der Wein und
das
Q 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><list><item><listrendition="#leftBraced"><item><pbfacs="#f0271"n="243"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Hoff-<hirendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/><hirendition="#aq">favorable</hi> iſt. Gleichwohl finden ſich de-<lb/>
rer viel, welche als <hirendition="#aq">Volonteu</hi>rs dieſe Char-<lb/>
gen zu erlangen trachten.</item><lb/><item>2. Die Cantzeley Bedienten, derer Haupt ein <hirendition="#aq">Le-<lb/>
gatio</hi>ns-Secretarius, und nebſt ihme etliche<lb/>
Cantzelliſten ſeyn: daꝛunter jener <hirendition="#aq">à l’ordinair,</hi><lb/>
dieſe aber nur manchmahl, in des Herren<lb/>
Principals und nicht bloß in des Herrn <hirendition="#aq">Am-<lb/>
baſſadeu</hi>rs Pflichten ſtehen. Der <hirendition="#aq">Secretair</hi><lb/>
muß ſeine Profeßion wohl verſtehen, nicht<lb/>
nur alleine ſeine liebe Mutter-Sprache, und<lb/>
des theuren <hirendition="#aq">Latei</hi>ns, ſondern auch anderer<lb/>
Sprachen kuͤndig, von geſchwinder <hirendition="#aq">Expedi-<lb/>
ti</hi>on, verſchwiegen, und zum <hirendition="#aq">eſpioni</hi>ren ge-<lb/>ſchickt ſeyn. Seine <hirendition="#aq">Occupationes</hi>ſind<lb/>
nicht nur, wie der Cavalliers, zum <hirendition="#aq">Splen-<lb/>
deur,</hi>ſondern zur Nothdurfft: denn er muß<lb/>
die <hirendition="#aq">Acta</hi> der <hirendition="#aq">Negotiati</hi>on treulich und <hirendition="#aq">me-<lb/>
thodice</hi> aufzeichnen, das <hirendition="#aq">Arch</hi>iv in Ord-<lb/>
nung halten und verwahren, oͤffters die <hirendition="#aq">Re-<lb/>
lationes</hi> verfertigen, <hirendition="#aq">Memorialia</hi> aufſetzen,<lb/>
und nebſt dem Herren <hirendition="#aq">Ambaſſadeur</hi> die<lb/><hirendition="#aq">Correſponden</hi>tz unterhalten. Mit dieſen<lb/>
Leuten nun muß man ſich hauptſaͤchlich be-<lb/>
kandt machen, denn von ihnen kan man die<lb/>
beſte Nachricht erhalten wie die <hirendition="#aq">Affai</hi>ren<lb/>
lauffen. Weil ſie aber beeydet, ſo brauchet<lb/>
es vielmahl groſſe Kunſt und Vertraulichkeit<lb/>
ihnen etwas heraus zu locken, der Wein und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">das</fw><lb/></item></list></item></list></div></div></div></body></text></TEI>
[243/0271]
Hoff-Ceremoniel.
favorable iſt. Gleichwohl finden ſich de-
rer viel, welche als Volonteurs dieſe Char-
gen zu erlangen trachten.
2. Die Cantzeley Bedienten, derer Haupt ein Le-
gations-Secretarius, und nebſt ihme etliche
Cantzelliſten ſeyn: daꝛunter jener à l’ordinair,
dieſe aber nur manchmahl, in des Herren
Principals und nicht bloß in des Herrn Am-
baſſadeurs Pflichten ſtehen. Der Secretair
muß ſeine Profeßion wohl verſtehen, nicht
nur alleine ſeine liebe Mutter-Sprache, und
des theuren Lateins, ſondern auch anderer
Sprachen kuͤndig, von geſchwinder Expedi-
tion, verſchwiegen, und zum eſpioniren ge-
ſchickt ſeyn. Seine Occupationes ſind
nicht nur, wie der Cavalliers, zum Splen-
deur, ſondern zur Nothdurfft: denn er muß
die Acta der Negotiation treulich und me-
thodice aufzeichnen, das Archiv in Ord-
nung halten und verwahren, oͤffters die Re-
lationes verfertigen, Memorialia aufſetzen,
und nebſt dem Herren Ambaſſadeur die
Correſpondentz unterhalten. Mit dieſen
Leuten nun muß man ſich hauptſaͤchlich be-
kandt machen, denn von ihnen kan man die
beſte Nachricht erhalten wie die Affairen
lauffen. Weil ſie aber beeydet, ſo brauchet
es vielmahl groſſe Kunſt und Vertraulichkeit
ihnen etwas heraus zu locken, der Wein und
das
Q 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/271>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.