Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Europäisches
alte als neue Exempel, daß man selten einen
Abgesandten impune beleidiget.
4. Die Immunität. Diese bestehet meistens dar-
innen: daß ein Legat so wohl auf der Reise,
als in dem Ort wo er die Negotia seines Prin-
cipalen treiben soll,
1. Das Exercitium seiner Religion frey und
ungehindert habe,
2. Von allen Zöllen und oneribus exemt,
3. Sein Logement, und
4. Domestiquen der Jurisdiction dessen, an
welchen er gesendet worden, eximiret blei-
be. Allein dieses ist nicht so wohl ex Jure
gentium, als vielmehr aus der Gewohn-
heit und mutuis pactis zu deriviren, dan-
nenhero selbige auch an einem Orte weit-
läufftig, an einem andern sehr einge-
schrenckt, und an dem dritten (die Invio-
labilität und Exception a Jurisdictione des
Legaten ausgenommen) Orte gar nicht im
Schwange seyn, oder abgeschaffet werden
kan: welches letztere man in Rom an der
Qvartier-Freyheit gesehen. Woraus zu
schliessen, daß wenn dergleichen Immuni-
täten den Legaten nicht zugestanden, oder
gar abgeschaffet werden, man deswegen
doch nicht die Inviolabilität negiret, und
den Characterem eines Ambassadeurs
so gleich beleidiget habe.
Vierdtes
Europaͤiſches
alte als neue Exempel, daß man ſelten einen
Abgeſandten impune beleidiget.
4. Die Immunitaͤt. Dieſe beſtehet meiſtens dar-
innen: daß ein Legat ſo wohl auf der Reiſe,
als in dem Ort wo er die Negotia ſeines Prin-
cipalen treiben ſoll,
1. Das Exercitium ſeiner Religion frey und
ungehindert habe,
2. Von allen Zoͤllen und oneribus exemt,
3. Sein Logement, und
4. Domeſtiquen der Jurisdiction deſſen, an
welchen er geſendet worden, eximiret blei-
be. Allein dieſes iſt nicht ſo wohl ex Jure
gentium, als vielmehr aus der Gewohn-
heit und mutuis pactis zu deriviren, dan-
nenhero ſelbige auch an einem Orte weit-
laͤufftig, an einem andern ſehr einge-
ſchrenckt, und an dem dritten (die Invio-
labilitaͤt und Exception â Jurisdictione des
Legaten ausgenommen) Orte gar nicht im
Schwange ſeyn, oder abgeſchaffet werden
kan: welches letztere man in Rom an der
Qvartier-Freyheit geſehen. Woraus zu
ſchlieſſen, daß wenn dergleichen Immuni-
taͤten den Legaten nicht zugeſtanden, oder
gar abgeſchaffet werden, man deswegen
doch nicht die Inviolabilitaͤt negiret, und
den Characterem eines Ambaſſadeurs
ſo gleich beleidiget habe.
Vierdtes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div rendition="#leftBraced" n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0244" n="216"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
alte als neue Exempel, daß man &#x017F;elten einen<lb/>
Abge&#x017F;andten <hi rendition="#aq">impune</hi> beleidiget.</item><lb/>
              <item>4. Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Immuni</hi></hi>ta&#x0364;t. Die&#x017F;e be&#x017F;tehet mei&#x017F;tens dar-<lb/>
innen: daß ein Legat &#x017F;o wohl auf der Rei&#x017F;e,<lb/>
als in dem Ort wo er die <hi rendition="#aq">Negotia</hi> &#x017F;eines Prin-<lb/>
cipalen treiben &#x017F;oll,</item><lb/>
              <item>1. Das <hi rendition="#aq">Exercitium</hi> &#x017F;einer Religion frey und<lb/>
ungehindert habe,</item><lb/>
              <item>2. Von allen Zo&#x0364;llen und <hi rendition="#aq">oneribus exe</hi>mt,</item><lb/>
              <item>3. Sein Logement, und</item><lb/>
              <item>4. <hi rendition="#aq">Dome&#x017F;tiqu</hi>en der <hi rendition="#aq">Jurisdiction</hi> de&#x017F;&#x017F;en, an<lb/>
welchen er ge&#x017F;endet worden, <hi rendition="#aq">eximi</hi>ret blei-<lb/>
be. Allein die&#x017F;es i&#x017F;t nicht &#x017F;o wohl <hi rendition="#aq">ex Jure<lb/>
gentium,</hi> als vielmehr aus der Gewohn-<lb/>
heit und <hi rendition="#aq">mutuis pactis</hi> zu <hi rendition="#aq">derivi</hi>ren, dan-<lb/>
nenhero &#x017F;elbige auch an einem Orte weit-<lb/>
la&#x0364;ufftig, an einem andern &#x017F;ehr einge-<lb/>
&#x017F;chrenckt, und an dem dritten (die <hi rendition="#aq">Invio-<lb/>
labili</hi>ta&#x0364;t und <hi rendition="#aq">Excepti</hi>on <hi rendition="#aq">â Jurisdictione</hi> des<lb/>
Legaten ausgenommen) Orte gar nicht im<lb/>
Schwange &#x017F;eyn, oder abge&#x017F;chaffet werden<lb/>
kan: welches letztere man in Rom an der<lb/>
Qvartier-Freyheit ge&#x017F;ehen. Woraus zu<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, daß wenn dergleichen <hi rendition="#aq">Immuni-</hi><lb/>
ta&#x0364;ten den Legaten nicht zuge&#x017F;tanden, oder<lb/>
gar abge&#x017F;chaffet werden, man deswegen<lb/>
doch nicht die <hi rendition="#aq">Inviolabili</hi>ta&#x0364;t <hi rendition="#aq">negi</hi>ret, und<lb/>
den <hi rendition="#aq">Characterem</hi> eines <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeurs</hi><lb/>
&#x017F;o gleich beleidiget habe.</item>
            </list>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Vierdtes</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0244] Europaͤiſches alte als neue Exempel, daß man ſelten einen Abgeſandten impune beleidiget. 4. Die Immunitaͤt. Dieſe beſtehet meiſtens dar- innen: daß ein Legat ſo wohl auf der Reiſe, als in dem Ort wo er die Negotia ſeines Prin- cipalen treiben ſoll, 1. Das Exercitium ſeiner Religion frey und ungehindert habe, 2. Von allen Zoͤllen und oneribus exemt, 3. Sein Logement, und 4. Domeſtiquen der Jurisdiction deſſen, an welchen er geſendet worden, eximiret blei- be. Allein dieſes iſt nicht ſo wohl ex Jure gentium, als vielmehr aus der Gewohn- heit und mutuis pactis zu deriviren, dan- nenhero ſelbige auch an einem Orte weit- laͤufftig, an einem andern ſehr einge- ſchrenckt, und an dem dritten (die Invio- labilitaͤt und Exception â Jurisdictione des Legaten ausgenommen) Orte gar nicht im Schwange ſeyn, oder abgeſchaffet werden kan: welches letztere man in Rom an der Qvartier-Freyheit geſehen. Woraus zu ſchlieſſen, daß wenn dergleichen Immuni- taͤten den Legaten nicht zugeſtanden, oder gar abgeſchaffet werden, man deswegen doch nicht die Inviolabilitaͤt negiret, und den Characterem eines Ambaſſadeurs ſo gleich beleidiget habe. Vierdtes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/244
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/244>, abgerufen am 24.11.2024.