sten, dessen Hause sie zugehören, gehalten werden, empfänget ein Churfürst nur oben an der Trep- pen, wird auch gar selten (wo er nicht ein Freund des Churfürsten, oder von einem gar mächtigen Hause wäre) mit an die Churfürstl. Tafel ge- nommen, sondern in seinem Qvartier auf des Churfürsten Unkosten, oder an der Tafel des Chur-Printzens, wann einer vorhanden, ge- speiset.
§. 4.
An dem Chur-Pfältzischen Hofe pfleget man einem Fürstl. Cadet dem Chur-Printz an der Tafel vorzusetzen, von Chur-Brandenburg aber geschiehet solches nicht, vermuthlich wegen der Souverainete über Preussen, oder ja, weil es niemahlen an diesem Hofe bräuchlich gewesen. Der Pfaltz-Graf von Saltzbach, hat zwar den Rang über den Chur-Brandenburgischen Erb-Printzen praetendiret, aber nicht erhalten, und ist deswegen nicht wieder dahin kommen. So ist auch dem König William, als er noch Printz von Oranien war, und sich in dem Churfürstl. Hofe Branden- burg eine Zeit aufhielte, diese Stelle nicht gegeben worden. Ja es cediren diese Chur-Printzen kei- nem extraordinair-Envoye, wie man an dem Baron de Goes gesehen. Dem Printz von Hes- sen hat man einsten die Stelle über den Chur- Printzen gelassen, weil er bald nach seiner Majo- rennität die Regierung antreten solte.
Eilff-
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Hoff-Ceremoniel.
ſten, deſſen Hauſe ſie zugehoͤren, gehalten werden, empfaͤnget ein Churfuͤrſt nur oben an der Trep- pen, wird auch gar ſelten (wo er nicht ein Freund des Churfuͤrſten, oder von einem gar maͤchtigen Hauſe waͤre) mit an die Churfuͤrſtl. Tafel ge- nommen, ſondern in ſeinem Qvartier auf des Churfuͤrſten Unkoſten, oder an der Tafel des Chur-Printzens, wann einer vorhanden, ge- ſpeiſet.
§. 4.
An dem Chur-Pfaͤltziſchen Hofe pfleget man einem Fuͤrſtl. Cadet dem Chur-Printz an der Tafel vorzuſetzen, von Chur-Brandenburg aber geſchiehet ſolches nicht, vermuthlich wegen der Souveraineté uͤber Preuſſen, oder ja, weil es niemahlẽ an dieſem Hofe braͤuchlich geweſen. Der Pfaltz-Graf von Saltzbach, hat zwar den Rang uͤber den Chur-Brandenburgiſchen Erb-Printzen prætendiret, aber nicht erhalten, und iſt deswegen nicht wieder dahin kommen. So iſt auch dem Koͤnig William, als er noch Printz von Oranien war, und ſich in dem Churfuͤrſtl. Hofe Branden- burg eine Zeit aufhielte, dieſe Stelle nicht gegeben worden. Ja es cediren dieſe Chur-Printzen kei- nem extraordinair-Envoye, wie man an dem Baron de Goes geſehen. Dem Printz von Heſ- ſen hat man einſten die Stelle uͤber den Chur- Printzen gelaſſen, weil er bald nach ſeiner Majo- rennitaͤt die Regierung antreten ſolte.
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Hoff-Ceremoniel.
ſten, deſſen Hauſe ſie zugehoͤren, gehalten werden,
empfaͤnget ein Churfuͤrſt nur oben an der Trep-
pen, wird auch gar ſelten (wo er nicht ein Freund
des Churfuͤrſten, oder von einem gar maͤchtigen
Hauſe waͤre) mit an die Churfuͤrſtl. Tafel ge-
nommen, ſondern in ſeinem Qvartier auf des
Churfuͤrſten Unkoſten, oder an der Tafel des
Chur-Printzens, wann einer vorhanden, ge-
ſpeiſet.
§. 4. An dem Chur-Pfaͤltziſchen Hofe pfleget
man einem Fuͤrſtl. Cadet dem Chur-Printz an
der Tafel vorzuſetzen, von Chur-Brandenburg
aber geſchiehet ſolches nicht, vermuthlich wegen
der Souveraineté uͤber Preuſſen, oder ja, weil es
niemahlẽ an dieſem Hofe braͤuchlich geweſen. Der
Pfaltz-Graf von Saltzbach, hat zwar den Rang
uͤber den Chur-Brandenburgiſchen Erb-Printzen
prætendiret, aber nicht erhalten, und iſt deswegen
nicht wieder dahin kommen. So iſt auch dem
Koͤnig William, als er noch Printz von Oranien
war, und ſich in dem Churfuͤrſtl. Hofe Branden-
burg eine Zeit aufhielte, dieſe Stelle nicht gegeben
worden. Ja es cediren dieſe Chur-Printzen kei-
nem extraordinair-Envoye, wie man an dem
Baron de Goes geſehen. Dem Printz von Heſ-
ſen hat man einſten die Stelle uͤber den Chur-
Printzen gelaſſen, weil er bald nach ſeiner Majo-
rennitaͤt die Regierung antreten ſolte.
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/213>, abgerufen am 24.11.2024.
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