3. Ob von beyden keines bey dem Reichs- Fürsten befindlich? und krafft dieses Unter- scheides, pfleget auch das Ceremoniel un- schiedlich zu seyn.
§. 2.
Dem Reichs-Fürsten von den ersten, zwey Arten, pfleget ein Churfürst ausser seiner Residentz einen Fleck Weges entgegen zu fahren, und ihn zu beneventiren, er wird auf des Churfür- sten Wagen genommen, ihm die Ober-Stelle gege- ben, und er in das Churfürstl. Schloß logiret. An der Tafel hat er abermahl die Ober-Stelle, wel- che doch einige Reichs-Fürsten dann und wann nicht acceptiren wollen, dergleichen der Pfaltz- Graff von Simmern, bey dem Churfürsten von der Pfaltz gethan. Wenn der Reichs-Fürst von der Churfürstl. Residentz wieder abgehet, wird er entweder wieder für das Thor, und so weit hinaus als wo er empfangen worden, begleitet, oder wenn das Wetter oder andere Zufälle solches hindern, so begleitet ihn der Churfürst biß an den Wagen, bleibet aber selten biß zur Abfarth bey selbigen stehen.
§. 3.
Wenn ein Appanagireter Reichs-Fürst, ob er gleich von einem mächtigen Hause wäre, und der nicht sessionem & votum in Comitiis hat, zu einem Churfürsten kommet, wird er mit viel minderen Ceremonien, und etwan von dem Churfürsten an der Ober-Stiegen empfangen,
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Hoff-Ceremoniel.
3. Ob von beyden keines bey dem Reichs- Fuͤrſten befindlich? und krafft dieſes Unter- ſcheides, pfleget auch das Ceremoniel un- ſchiedlich zu ſeyn.
§. 2.
Dem Reichs-Fuͤrſten von den erſten, zwey Arten, pfleget ein Churfuͤrſt auſſer ſeiner Reſidentz einen Fleck Weges entgegen zu fahren, und ihn zu beneventiren, er wird auf des Chuꝛfuͤr- ſten Wagen genom̃en, ihm die Ober-Stelle gege- ben, und er in das Churfuͤrſtl. Schloß logiret. An der Tafel hat er abermahl die Ober-Stelle, wel- che doch einige Reichs-Fuͤrſten dann und wann nicht acceptiren wollen, dergleichen der Pfaltz- Graff von Simmern, bey dem Churfuͤrſten von der Pfaltz gethan. Wenn der Reichs-Fuͤrſt von der Churfuͤrſtl. Reſidentz wieder abgehet, wird er entweder wieder fuͤr das Thor, und ſo weit hinaus als wo er empfangen worden, begleitet, oder wenn das Wetter oder andere Zufaͤlle ſolches hindern, ſo begleitet ihn der Churfuͤrſt biß an den Wagen, bleibet aber ſelten biß zur Abfarth bey ſelbigen ſtehen.
§. 3.
Wenn ein Appanagireter Reichs-Fuͤrſt, ob er gleich von einem maͤchtigen Hauſe waͤre, und der nicht ſeſſionem & votum in Comitiis hat, zu einem Churfuͤrſten kommet, wird er mit viel minderen Ceremonien, und etwan von dem Churfuͤrſten an der Ober-Stiegen empfangen,
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Hoff-Ceremoniel.
3. Ob von beyden keines bey dem Reichs-
Fuͤrſten befindlich? und krafft dieſes Unter-
ſcheides, pfleget auch das Ceremoniel un-
ſchiedlich zu ſeyn.
§. 2. Dem Reichs-Fuͤrſten von den erſten,
zwey Arten, pfleget ein Churfuͤrſt auſſer ſeiner
Reſidentz einen Fleck Weges entgegen zu fahren,
und ihn zu beneventiren, er wird auf des Chuꝛfuͤr-
ſten Wagen genom̃en, ihm die Ober-Stelle gege-
ben, und er in das Churfuͤrſtl. Schloß logiret. An
der Tafel hat er abermahl die Ober-Stelle, wel-
che doch einige Reichs-Fuͤrſten dann und wann
nicht acceptiren wollen, dergleichen der Pfaltz-
Graff von Simmern, bey dem Churfuͤrſten von
der Pfaltz gethan. Wenn der Reichs-Fuͤrſt
von der Churfuͤrſtl. Reſidentz wieder abgehet,
wird er entweder wieder fuͤr das Thor, und ſo weit
hinaus als wo er empfangen worden, begleitet,
oder wenn das Wetter oder andere Zufaͤlle ſolches
hindern, ſo begleitet ihn der Churfuͤrſt biß an den
Wagen, bleibet aber ſelten biß zur Abfarth bey
ſelbigen ſtehen.
§. 3. Wenn ein Appanagireter Reichs-Fuͤrſt,
ob er gleich von einem maͤchtigen Hauſe waͤre,
und der nicht ſeſſionem & votum in Comitiis
hat, zu einem Churfuͤrſten kommet, wird er mit
viel minderen Ceremonien, und etwan von dem
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/211>, abgerufen am 22.11.2024.
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