derselben Mitte ein Gegitter mit etwas weiten Löchern, welches sich von einem Ende der Brücken zwerch über biß zu dem andern Ende erstreckte, geschlagen, und obenher mit einem Wetter-Dache versehen würde, und also weder auf einer noch andern Seiten dieser Brücken nicht so viel Raum überbliebe, daß etwan ein Hund neben diesen Mittel-Geschoß hätte passiren können. Auf dem Fluß selbst war nur ein eintziges Schifflein, mit zweyen Ruder-Knechten gegenwärtig. Ludovicus der XI. machte keine Difficultät sich auf ge- meldter Brücken am ersten einzufinden, unter andern ihn comitirenden aber, Johannem Hertzogen von Bourbon, und dessen Herrn Bruder den Cardinal mitzubringen. Eduar- dus stellete sich auch gleich darauf mit seinem Herren Bruder dem Hertzoge von Clarence ein. Von beyden Theilen waren 4. Perso- nen bestellet, welche observiren solten, was et- wan unter diesen zweyen Herren passiren wür- de. Als sie nun bey dem Gegitter sich einan- der näherten, umbfasseten sie sich beyde durch dasselbige auf das freundlichste, und brach Lu- dewig zu erst in folgende Worte heraus: Es ist mir die Ankunfft meines Blutverwandten höchst angenehm, und zwar dergestalt, daß ich dieses Tages keinen andern Fürsten zu sehen, vielweniger zu sprechen verlange. Sage dem-
nach
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Hoff-Ceremoniel.
derſelben Mitte ein Gegitter mit etwas weiten Loͤchern, welches ſich von einem Ende der Bruͤcken zwerch uͤber biß zu dem andern Ende erſtreckte, geſchlagen, und obenher mit einem Wetter-Dache verſehen wuͤrde, und alſo weder auf einer noch andern Seiten dieſer Bruͤcken nicht ſo viel Raum uͤberbliebe, daß etwan ein Hund neben dieſen Mittel-Geſchoß haͤtte paſſiren koͤnnen. Auf dem Fluß ſelbſt war nur ein eintziges Schifflein, mit zweyen Ruder-Knechten gegenwaͤrtig. Ludovicus der XI. machte keine Difficultaͤt ſich auf ge- meldter Bruͤcken am erſten einzufinden, unter andern ihn comitirenden aber, Johannem Hertzogen von Bourbon, und deſſen Herrn Bruder den Cardinal mitzubringen. Eduar- dus ſtellete ſich auch gleich darauf mit ſeinem Herren Bruder dem Hertzoge von Clarence ein. Von beyden Theilen waren 4. Perſo- nen beſtellet, welche obſerviren ſolten, was et- wan unter dieſen zweyen Herren paſſiren wuͤr- de. Als ſie nun bey dem Gegitter ſich einan- der naͤherten, umbfaſſeten ſie ſich beyde durch daſſelbige auf das freundlichſte, und brach Lu- dewig zu erſt in folgende Worte heraus: Es iſt mir die Ankunfft meines Blutverwandten hoͤchſt angenehm, und zwar dergeſtalt, daß ich dieſes Tages keinen andern Fuͤrſten zu ſehen, vielweniger zu ſprechen verlange. Sage dem-
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Hoff-Ceremoniel.
derſelben Mitte ein Gegitter mit etwas
weiten Loͤchern, welches ſich von einem Ende
der Bruͤcken zwerch uͤber biß zu dem andern
Ende erſtreckte, geſchlagen, und obenher mit
einem Wetter-Dache verſehen wuͤrde, und
alſo weder auf einer noch andern Seiten dieſer
Bruͤcken nicht ſo viel Raum uͤberbliebe, daß
etwan ein Hund neben dieſen Mittel-Geſchoß
haͤtte paſſiren koͤnnen. Auf dem Fluß ſelbſt
war nur ein eintziges Schifflein, mit zweyen
Ruder-Knechten gegenwaͤrtig. Ludovicus
der XI. machte keine Difficultaͤt ſich auf ge-
meldter Bruͤcken am erſten einzufinden, unter
andern ihn comitirenden aber, Johannem
Hertzogen von Bourbon, und deſſen Herrn
Bruder den Cardinal mitzubringen. Eduar-
dus ſtellete ſich auch gleich darauf mit ſeinem
Herren Bruder dem Hertzoge von Clarence
ein. Von beyden Theilen waren 4. Perſo-
nen beſtellet, welche obſerviren ſolten, was et-
wan unter dieſen zweyen Herren paſſiren wuͤr-
de. Als ſie nun bey dem Gegitter ſich einan-
der naͤherten, umbfaſſeten ſie ſich beyde durch
daſſelbige auf das freundlichſte, und brach Lu-
dewig zu erſt in folgende Worte heraus: Es
iſt mir die Ankunfft meines Blutverwandten
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/177>, abgerufen am 25.11.2024.
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