Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Europäisches
3. Daß sie den titulum eminentissimorum
durch eine Päbstl. Bulla erhalten hätten, wel-
chen ihn nunmehreo niemand disputirlich ma-
che, und also auch vi vocis die Acatholici ge-
nungsam bekenneten, was für eine Praecedentz
ihnen gebühre.
§. 3.

Hingegen wenden die Churfürsten
sämtlich und sonderlich ein,

1. Daß wenn ein Cardinal nicht zugleich mit ei-
nem Bischoffthum versehen, er nicht eines
Fußbreits Landes besitze, und zwar auch die-
ses, wenn er es hat, nicht als sein Eigenthum,
sondern nur usufructuario modo.
2. Daß sie keine Gesandten, weder secundi noch
primi ordinis, das ist, weder Envoyes noch
Ambassadeurs absenden, oder auch absenden
könten, sondern sich vielmehr, so wohl von Kö-
nigen als dem Pabst selbsten, zu solchen Ver-
richtungen gebrauchen liessen.
3. Formale Unterthanen des Pabstes wären, und
nicht den mindersten Schein einiger Souve-
rainete
oder auch so genennten superioritatis
territorialis
hätten.
4. Kein König oder Königlicher Erb-Printz einem
Cardinal weiche, weil nun aber die Churfür-
sten den Königen gleich geachtet, und nach ih-
nen immediate die nächsten wären, so könten
sie den Cardinälen so wenig den Pas codiren
als die Könige selber.
5. Daß
Europaͤiſches
3. Daß ſie den titulum eminentisſimorum
durch eine Paͤbſtl. Bulla erhalten haͤtten, wel-
chen ihn nunmehreo niemand diſputirlich ma-
che, und alſo auch vi vocis die Acatholici ge-
nungſam bekenneten, was fuͤr eine Præcedentz
ihnen gebuͤhre.
§. 3.

Hingegen wenden die Churfuͤrſten
ſaͤmtlich und ſonderlich ein,

1. Daß wenn ein Cardinal nicht zugleich mit ei-
nem Biſchoffthum verſehen, er nicht eines
Fußbreits Landes beſitze, und zwar auch die-
ſes, wenn er es hat, nicht als ſein Eigenthum,
ſondern nur uſufructuario modo.
2. Daß ſie keine Geſandten, weder ſecundi noch
primi ordinis, das iſt, weder Envoyes noch
Ambaſſadeurs abſenden, oder auch abſenden
koͤnten, ſondern ſich vielmehr, ſo wohl von Koͤ-
nigen als dem Pabſt ſelbſten, zu ſolchen Ver-
richtungen gebrauchen lieſſen.
3. Formale Unterthanen des Pabſtes waͤren, und
nicht den minderſten Schein einiger Souve-
raineté
oder auch ſo genennten ſuperioritatis
territorialis
haͤtten.
4. Kein Koͤnig oder Koͤniglicher Erb-Printz einem
Cardinal weiche, weil nun aber die Churfuͤr-
ſten den Koͤnigen gleich geachtet, und nach ih-
nen immediate die naͤchſten waͤren, ſo koͤnten
ſie den Cardinaͤlen ſo wenig den Pas codiren
als die Koͤnige ſelber.
5. Daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0164" n="136"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi> </fw><lb/>
            <list>
              <item>3. Daß &#x017F;ie den <hi rendition="#aq">titulum eminentis&#x017F;imorum</hi><lb/>
durch eine Pa&#x0364;b&#x017F;tl. <hi rendition="#aq">Bulla</hi> erhalten ha&#x0364;tten, wel-<lb/>
chen ihn nunmehreo niemand <hi rendition="#aq">di&#x017F;putir</hi>lich ma-<lb/>
che, und al&#x017F;o auch <hi rendition="#aq">vi vocis</hi> die <hi rendition="#aq">Acatholici</hi> ge-<lb/>
nung&#x017F;am bekenneten, was fu&#x0364;r eine <hi rendition="#aq">Præcede</hi>ntz<lb/>
ihnen gebu&#x0364;hre.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head>
            <p>Hingegen wenden die Churfu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;a&#x0364;mtlich und &#x017F;onderlich ein,</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Daß wenn ein Cardinal nicht zugleich mit ei-<lb/>
nem Bi&#x017F;choffthum ver&#x017F;ehen, er nicht eines<lb/>
Fußbreits Landes be&#x017F;itze, und zwar auch die-<lb/>
&#x017F;es, wenn er es hat, nicht als &#x017F;ein Eigenthum,<lb/>
&#x017F;ondern nur <hi rendition="#aq">u&#x017F;ufructuario modo.</hi></item><lb/>
              <item>2. Daß &#x017F;ie keine Ge&#x017F;andten, weder <hi rendition="#aq">&#x017F;ecundi</hi> noch<lb/><hi rendition="#aq">primi ordinis,</hi> das i&#x017F;t, weder <hi rendition="#aq">Envoyes</hi> noch<lb/><hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeurs</hi> ab&#x017F;enden, oder auch ab&#x017F;enden<lb/>
ko&#x0364;nten, &#x017F;ondern &#x017F;ich vielmehr, &#x017F;o wohl von Ko&#x0364;-<lb/>
nigen als dem Pab&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;ten, zu &#x017F;olchen Ver-<lb/>
richtungen gebrauchen lie&#x017F;&#x017F;en.</item><lb/>
              <item>3. <hi rendition="#aq">Formale</hi> Unterthanen des Pab&#x017F;tes wa&#x0364;ren, und<lb/>
nicht den minder&#x017F;ten Schein einiger <hi rendition="#aq">Souve-<lb/>
raineté</hi> oder auch &#x017F;o genennten <hi rendition="#aq">&#x017F;uperioritatis<lb/>
territorialis</hi> ha&#x0364;tten.</item><lb/>
              <item>4. Kein Ko&#x0364;nig oder Ko&#x0364;niglicher Erb-Printz einem<lb/>
Cardinal weiche, weil nun aber die Churfu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten den Ko&#x0364;nigen gleich geachtet, und nach ih-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">immediate</hi> die na&#x0364;ch&#x017F;ten wa&#x0364;ren, &#x017F;o ko&#x0364;nten<lb/>
&#x017F;ie den Cardina&#x0364;len &#x017F;o wenig den <hi rendition="#aq">Pas codi</hi>ren<lb/>
als die Ko&#x0364;nige &#x017F;elber.</item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">5. Daß</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0164] Europaͤiſches 3. Daß ſie den titulum eminentisſimorum durch eine Paͤbſtl. Bulla erhalten haͤtten, wel- chen ihn nunmehreo niemand diſputirlich ma- che, und alſo auch vi vocis die Acatholici ge- nungſam bekenneten, was fuͤr eine Præcedentz ihnen gebuͤhre. §. 3. Hingegen wenden die Churfuͤrſten ſaͤmtlich und ſonderlich ein, 1. Daß wenn ein Cardinal nicht zugleich mit ei- nem Biſchoffthum verſehen, er nicht eines Fußbreits Landes beſitze, und zwar auch die- ſes, wenn er es hat, nicht als ſein Eigenthum, ſondern nur uſufructuario modo. 2. Daß ſie keine Geſandten, weder ſecundi noch primi ordinis, das iſt, weder Envoyes noch Ambaſſadeurs abſenden, oder auch abſenden koͤnten, ſondern ſich vielmehr, ſo wohl von Koͤ- nigen als dem Pabſt ſelbſten, zu ſolchen Ver- richtungen gebrauchen lieſſen. 3. Formale Unterthanen des Pabſtes waͤren, und nicht den minderſten Schein einiger Souve- raineté oder auch ſo genennten ſuperioritatis territorialis haͤtten. 4. Kein Koͤnig oder Koͤniglicher Erb-Printz einem Cardinal weiche, weil nun aber die Churfuͤr- ſten den Koͤnigen gleich geachtet, und nach ih- nen immediate die naͤchſten waͤren, ſo koͤnten ſie den Cardinaͤlen ſo wenig den Pas codiren als die Koͤnige ſelber. 5. Daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/164
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/164>, abgerufen am 25.11.2024.