die Königin Christina bey Ludovico dem XIV. Ansuchung thäte, eine neue und festere Alliance zu treffen, gabe sie ihme zur Antwort: Daß sie zwar gar geneigt und gerne sehen würde mit Franckreich in genauer Bündnüß und Freund- schafft zu treten, sie müste aber von dem Könige in Franckreich darumb ersuchet werden, weil es nicht Mode, daß ein Frauen-Zimmer ein Manns- Volck umb etwas anspreche, sondern es wäre des Manns-Volckes Schuldigkeit sich umb die Freundschafft des Frauen-Zimmers zu bemühen. Ob sie es im Schertz oder Ernst gemeinet, hat der gedachte Autor nicht angemercket, hingegen ist dieses sicher, daß Schweden in dem Westphäli- schen Frieden Franckreich, mit welchen es doch übrigens in sehr guter Verständnüß lebete, durch- aus den Rang nicht cediren, oder nur etwas zum Voraus geben wolte, so gar daß diese Compe- tentz eine Ursache mit war, daß die Schwedischen Plenipotentiarii zu Oßnabrüg, die Frantzösi- schen aber zu Münster sich aufhielten, wovon in dem fünfften Theil dieses Werckes, als welcher hierzu destiniret ist, etwas ausführlicher soll gehandelt werden.
Achtes
Europaͤiſches
die Koͤnigin Chriſtina bey Ludovico dem XIV. Anſuchung thaͤte, eine neue und feſtere Alliance zu treffen, gabe ſie ihme zur Antwort: Daß ſie zwar gar geneigt und gerne ſehen wuͤrde mit Franckreich in genauer Buͤndnuͤß und Freund- ſchafft zu treten, ſie muͤſte aber von dem Koͤnige in Franckreich darumb erſuchet werden, weil es nicht Mode, daß ein Frauen-Zimmer ein Manns- Volck umb etwas anſpreche, ſondern es waͤre des Manns-Volckes Schuldigkeit ſich umb die Freundſchafft des Frauen-Zimmers zu bemuͤhen. Ob ſie es im Schertz oder Ernſt gemeinet, hat der gedachte Autor nicht angemercket, hingegen iſt dieſes ſicher, daß Schweden in dem Weſtphaͤli- ſchen Frieden Franckreich, mit welchen es doch uͤbrigens in ſehr guter Verſtaͤndnuͤß lebete, durch- aus den Rang nicht cediren, oder nur etwas zum Voraus geben wolte, ſo gar daß dieſe Compe- tentz eine Urſache mit war, daß die Schwediſchen Plenipotentiarii zu Oßnabruͤg, die Frantzoͤſi- ſchen aber zu Muͤnſter ſich aufhielten, wovon in dem fuͤnfften Theil dieſes Werckes, als welcher hierzu deſtiniret iſt, etwas ausfuͤhrlicher ſoll gehandelt werden.
Achtes
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Europaͤiſches
die Koͤnigin Chriſtina bey Ludovico dem XIV.
Anſuchung thaͤte, eine neue und feſtere Alliance
zu treffen, gabe ſie ihme zur Antwort: Daß ſie
zwar gar geneigt und gerne ſehen wuͤrde mit
Franckreich in genauer Buͤndnuͤß und Freund-
ſchafft zu treten, ſie muͤſte aber von dem Koͤnige
in Franckreich darumb erſuchet werden, weil es
nicht Mode, daß ein Frauen-Zimmer ein Manns-
Volck umb etwas anſpreche, ſondern es waͤre des
Manns-Volckes Schuldigkeit ſich umb die
Freundſchafft des Frauen-Zimmers zu bemuͤhen.
Ob ſie es im Schertz oder Ernſt gemeinet, hat der
gedachte Autor nicht angemercket, hingegen iſt
dieſes ſicher, daß Schweden in dem Weſtphaͤli-
ſchen Frieden Franckreich, mit welchen es doch
uͤbrigens in ſehr guter Verſtaͤndnuͤß lebete, durch-
aus den Rang nicht cediren, oder nur etwas zum
Voraus geben wolte, ſo gar daß dieſe Compe-
tentz eine Urſache mit war, daß die Schwediſchen
Plenipotentiarii zu Oßnabruͤg, die Frantzoͤſi-
ſchen aber zu Muͤnſter ſich aufhielten, wovon
in dem fuͤnfften Theil dieſes Werckes, als
welcher hierzu deſtiniret iſt, etwas
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werden.
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/148>, abgerufen am 22.11.2024.
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