3. Daß er das Haupt der Englischen Kirchen sey. Diesen Titul und Praerogativam, welche kein anderer Christl. König in der Welt führet, ma- chen die Englischen Scriptores theils alt, theils jung. Die welche ihm das Ansehen des Alterthums beylegen wollen, sagen, daß schon für mehr als 1000. Jahren die Englischen Kö- nige, gleichwie die Hohen-Priester im Alten Testament, mit Oehl wären gesalbet, und in das Recht und Dignität der Hohen-Priester gesetzet worden, wie sie dann in ihren Rechten ein axioma haben: Rex Angliae est perso- na mixta cum sacerdote. Und Jacobus Usserius Ertz-Bischoff zu Armach in Jrland, in seinem Tractat de Ecclesiae Britannicae privilegiis, will erweisen, daß die Englische Kirche, ob sie gleich dem Catholischen Glau- ben zugethan gewesen, dennoch niemahlen von dem Pabst zu Rom einige Dependentz ge- habt, sondern stets unter dem Könige als Haupte gestanden, und führet vornehmlich an, daß man in Engelland zu keiner Zeit das Oster- Fest nach Gebrauch und Art, der Röm. oder Occidentalischen, sondern der Orientalischen Kirchen gefeyert. Andere wollen diese Engli- sche Kirchen-Freyheit auch dadurch behaupten:
1. Weil keine Legati a latere haben dürffen nach Engelland kommen, sondern sich zu Calais in Piccardie so lange aufhalten
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Hoff-Ceremoniel.
3. Daß er das Haupt der Engliſchen Kirchen ſey. Dieſen Titul und Prærogativam, welche kein anderer Chriſtl. Koͤnig in der Welt fuͤhret, ma- chen die Engliſchen Scriptores theils alt, theils jung. Die welche ihm das Anſehen des Alterthums beylegen wollen, ſagen, daß ſchon fuͤr mehr als 1000. Jahren die Engliſchen Koͤ- nige, gleichwie die Hohen-Prieſter im Alten Teſtament, mit Oehl waͤren geſalbet, und in das Recht und Dignitaͤt der Hohen-Prieſter geſetzet worden, wie ſie dann in ihren Rechten ein axioma haben: Rex Angliæ eſt perſo- na mixta cum ſacerdote. Und Jacobus Uſſerius Ertz-Biſchoff zu Armach in Jrland, in ſeinem Tractat de Eccleſiæ Britannicæ privilegiis, will erweiſen, daß die Engliſche Kirche, ob ſie gleich dem Catholiſchen Glau- ben zugethan geweſen, dennoch niemahlen von dem Pabſt zu Rom einige Dependentz ge- habt, ſondern ſtets unter dem Koͤnige als Haupte geſtanden, und fuͤhret vornehmlich an, daß man in Engelland zu keiner Zeit das Oſter- Feſt nach Gebrauch und Art, der Roͤm. oder Occidentaliſchen, ſondern der Orientaliſchen Kirchen gefeyert. Andere wollen dieſe Engli- ſche Kirchen-Freyheit auch dadurch behaupten:
1. Weil keine Legati a latere haben duͤrffen nach Engelland kommen, ſondern ſich zu Calais in Piccardie ſo lange aufhalten
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Hoff-Ceremoniel.
3. Daß er das Haupt der Engliſchen Kirchen ſey.
Dieſen Titul und Prærogativam, welche kein
anderer Chriſtl. Koͤnig in der Welt fuͤhret, ma-
chen die Engliſchen Scriptores theils alt,
theils jung. Die welche ihm das Anſehen des
Alterthums beylegen wollen, ſagen, daß ſchon
fuͤr mehr als 1000. Jahren die Engliſchen Koͤ-
nige, gleichwie die Hohen-Prieſter im Alten
Teſtament, mit Oehl waͤren geſalbet, und in
das Recht und Dignitaͤt der Hohen-Prieſter
geſetzet worden, wie ſie dann in ihren Rechten
ein axioma haben: Rex Angliæ eſt perſo-
na mixta cum ſacerdote. Und Jacobus
Uſſerius Ertz-Biſchoff zu Armach in Jrland,
in ſeinem Tractat de Eccleſiæ Britannicæ
privilegiis, will erweiſen, daß die Engliſche
Kirche, ob ſie gleich dem Catholiſchen Glau-
ben zugethan geweſen, dennoch niemahlen von
dem Pabſt zu Rom einige Dependentz ge-
habt, ſondern ſtets unter dem Koͤnige als
Haupte geſtanden, und fuͤhret vornehmlich an,
daß man in Engelland zu keiner Zeit das Oſter-
Feſt nach Gebrauch und Art, der Roͤm. oder
Occidentaliſchen, ſondern der Orientaliſchen
Kirchen gefeyert. Andere wollen dieſe Engli-
ſche Kirchen-Freyheit auch dadurch behaupten:
1. Weil keine Legati a latere haben duͤrffen
nach Engelland kommen, ſondern ſich zu
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/143>, abgerufen am 22.11.2024.
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