man alles Unheil und Zanck verhüten will, so bleibet man eben deswegen aussen, da- mit man sich kein Praejudicium in der Pos- session vel quasi, oder in der Praetension des Ranges machen, sondern die Compe- tentz biß zu gelegener Zeit in suspenso lassen könne. Allein Ludovicus der XIV. und Priolus de Reb. Gall. lib. 12. c. 3. mach- ten über dem Vortrag des Marquis de Fuentes eine gantz andere, und zuvor noch nicht bekante Explication, massen dieser angezogene autor also schreibet: Sic Phi- lippus Regiae dignitatis immemor in- duit genitorem, non inglorium putans illi cedere cui viscera cessisset, & juve- nili ambitioni non invidit senex & socer. Die Spanischen Könige haben zwar in folgenden Zeiten deutlich genug zu verstehen gegeben, daß sie mit der Explica- tion Ludovici XIV. und des Prioli nicht zu frieden, und haben auch in Wien und dem Röm. Reich den Rang für Franck- reich erhalten, in andern Höfen aber muß einer den andern etweder meiden, oder der eine einen Ambassadeur, der andere einen Envoye senden, wie wohl bey itzigen Con- juncturen, da der Duc d' Anjou die Spa- nische Monarchie in Possession hat, er als ein Enckel des Ludovici XIV. seinem
Herrn
Europaͤiſches
man alles Unheil und Zanck verhuͤten will, ſo bleibet man eben deswegen auſſen, da- mit man ſich kein Præjudicium in der Poſ- ſeſſion vel quaſi, oder in der Prætenſion des Ranges machen, ſondern die Compe- tentz biß zu gelegener Zeit in ſuſpenſo laſſen koͤnne. Allein Ludovicus der XIV. und Priolus de Reb. Gall. lib. 12. c. 3. mach- ten uͤber dem Vortrag des Marquis de Fuentes eine gantz andere, und zuvor noch nicht bekante Explication, maſſen dieſer angezogene autor alſo ſchreibet: Sic Phi- lippus Regiæ dignitatis immemor in- duit genitorem, non inglorium putans illi cedere cui viſcera ceſſiſſet, & juve- nili ambitioni non invidit ſenex & ſocer. Die Spaniſchen Koͤnige haben zwar in folgenden Zeiten deutlich genug zu verſtehen gegeben, daß ſie mit der Explica- tion Ludovici XIV. und des Prioli nicht zu frieden, und haben auch in Wien und dem Roͤm. Reich den Rang fuͤr Franck- reich erhalten, in andern Hoͤfen aber muß einer den andern etweder meiden, oder der eine einen Ambaſſadeur, der andere einen Envoyé ſenden, wie wohl bey itzigen Con- juncturen, da der Duc d’ Anjou die Spa- niſche Monarchie in Poſſeſſion hat, er als ein Enckel des Ludovici XIV. ſeinem
Herrn
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Europaͤiſches
man alles Unheil und Zanck verhuͤten will,
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mit man ſich kein Præjudicium in der Poſ-
ſeſſion vel quaſi, oder in der Prætenſion
des Ranges machen, ſondern die Compe-
tentz biß zu gelegener Zeit in ſuſpenſo laſſen
koͤnne. Allein Ludovicus der XIV. und
Priolus de Reb. Gall. lib. 12. c. 3. mach-
ten uͤber dem Vortrag des Marquis de
Fuentes eine gantz andere, und zuvor noch
nicht bekante Explication, maſſen dieſer
angezogene autor alſo ſchreibet: Sic Phi-
lippus Regiæ dignitatis immemor in-
duit genitorem, non inglorium putans
illi cedere cui viſcera ceſſiſſet, & juve-
nili ambitioni non invidit ſenex &
ſocer. Die Spaniſchen Koͤnige haben
zwar in folgenden Zeiten deutlich genug zu
verſtehen gegeben, daß ſie mit der Explica-
tion Ludovici XIV. und des Prioli nicht
zu frieden, und haben auch in Wien und
dem Roͤm. Reich den Rang fuͤr Franck-
reich erhalten, in andern Hoͤfen aber muß
einer den andern etweder meiden, oder der
eine einen Ambaſſadeur, der andere einen
Envoyé ſenden, wie wohl bey itzigen Con-
juncturen, da der Duc d’ Anjou die Spa-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/136>, abgerufen am 23.11.2024.
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