lib. 5. Epist. 6. als er an Childebertum Kö- nig in Franckreich geschrieben, sich dieser Ex- pression bedienet: que les Rois de France surpassent autant touts les autres Rois de la Terre, que la dignite Royale est releve par dessus le reste des hommes. Man sie- het aber gar leicht, daß diese Encomia keine Influentz zu der praerogativa dieser Könige haben können, und solche Argumenta sind, welche den unverständigen, und nur denen die blöden Gesichts, nicht aber scharff sehenden, einen Dunst für die Augen machen können.
6. Bodinus der Frantzösische Ictus und Politi- cus, von welchem die Gelehrten dieses Urtheil fällen: quod statuerit secum, licitum sibi suorum popularium dignitatem honesto mendacio tueri, will in seinem Buche de republica p. m. 208. seinen Königen darum den Vorzug für andern Königen zuerkennen, weil Franckreich jederzeit der Päbste Asylum gewesen, und ziehet deswegen das Exempel Ludovici des IX. und Pabst Innocentii des IV. an, welcher A. 1244. aus Furcht für dem Kayser Friderico II., von Rom nach Genua und von dar nach Franckreich flohe. Nun weiß man wohl, daß die Päbste zu unterschie- denen mahlen ihr Refugium nach Avignon genommen, und ihre Residentz daselbst ge- macht, wie denn von den Zeiten Pabst Cle-
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Europaͤiſches
lib. 5. Epiſt. 6. als er an Childebertum Koͤ- nig in Franckreich geſchrieben, ſich dieſer Ex- preſſion bedienet: que les Rois de France ſurpaſſent autant touts les autres Rois de la Terre, que la dignité Royale eſt relevé par deſſus le reſte des hommes. Man ſie- het aber gar leicht, daß dieſe Encomia keine Influentz zu der prærogativa dieſer Koͤnige haben koͤnnen, und ſolche Argumenta ſind, welche den unverſtaͤndigen, und nur denen die bloͤden Geſichts, nicht aber ſcharff ſehenden, einen Dunſt fuͤr die Augen machen koͤnnen.
6. Bodinus der Frantzoͤſiſche Ictus und Politi- cus, von welchem die Gelehrten dieſes Urtheil faͤllen: quod ſtatuerit ſecum, licitum ſibi ſuorum popularium dignitatem honeſto mendacio tueri, will in ſeinem Buche de republica p. m. 208. ſeinen Koͤnigen darum den Vorzug fuͤr andern Koͤnigen zuerkennen, weil Franckreich jederzeit der Paͤbſte Aſylum geweſen, und ziehet deswegen das Exempel Ludovici des IX. und Pabſt Innocentii des IV. an, welcher A. 1244. aus Furcht fuͤr dem Kayſer Friderico II., von Rom nach Genua und von dar nach Franckreich flohe. Nun weiß man wohl, daß die Paͤbſte zu unterſchie- denen mahlen ihr Refugium nach Avignon genommen, und ihre Reſidentz daſelbſt ge- macht, wie denn von den Zeiten Pabſt Cle-
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Europaͤiſches
lib. 5. Epiſt. 6. als er an Childebertum Koͤ-
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preſſion bedienet: que les Rois de France
ſurpaſſent autant touts les autres Rois de
la Terre, que la dignité Royale eſt relevé
par deſſus le reſte des hommes. Man ſie-
het aber gar leicht, daß dieſe Encomia keine
Influentz zu der prærogativa dieſer Koͤnige
haben koͤnnen, und ſolche Argumenta ſind,
welche den unverſtaͤndigen, und nur denen die
bloͤden Geſichts, nicht aber ſcharff ſehenden,
einen Dunſt fuͤr die Augen machen koͤnnen.
6. Bodinus der Frantzoͤſiſche Ictus und Politi-
cus, von welchem die Gelehrten dieſes Urtheil
faͤllen: quod ſtatuerit ſecum, licitum ſibi
ſuorum popularium dignitatem honeſto
mendacio tueri, will in ſeinem Buche de
republica p. m. 208. ſeinen Koͤnigen darum
den Vorzug fuͤr andern Koͤnigen zuerkennen,
weil Franckreich jederzeit der Paͤbſte Aſylum
geweſen, und ziehet deswegen das Exempel
Ludovici des IX. und Pabſt Innocentii des
IV. an, welcher A. 1244. aus Furcht fuͤr dem
Kayſer Friderico II., von Rom nach Genua
und von dar nach Franckreich flohe. Nun
weiß man wohl, daß die Paͤbſte zu unterſchie-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/128>, abgerufen am 16.02.2025.
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