welche der Röm. Kayserl. Majestät, gleich geach- tet seyn, und ihr nichts zum Voraus geben wollen, welche aber, was sie ambiret biß dato nicht er- halten.
Vierdtes Capitel. Von den Special-Fundamentis des Königes von Spanien.
§. 1.
Dieser Monarche gründet seine Praece- dentz darauf,
1. Daß seine Herrschafft so weitläufftig, daß auch in selbiger die Sonne niemahlen unterge- he, wie dann gewiß, daß Spanien zu den Zeiten Philippi I. Caroli V. und Philippi II. viel weitläufftiger gewesen, als die Röm. Monar- chie zu Zeiten Trajani, da sie doch im höchsten Flor gestanden: und es lässet sich leicht aus de- nen grossen und langen titulis, derer sich die Könige in Spanien bedienen, von der Menge ih- rer Reiche urtheilen, worauf aber die Könige in Franckreich zuweilen gar hönisch gewesen; wie denn bekandt, daß Franciscus I. in Franck- reich, als er von Carolo V. einen Brieff erhal- ten, auf welchem die lange series der Spani- schen Königreiche und Provintzien zu sehen war, in seiner Antwort sich nur König von Franckreich und Herr von Gonesse (welches ein schlechtes Dorff aux environs de Paris) nennete, dadurch anzeigende, se unicum (wie
Ri-
Hoff-Ceremoniel.
welche der Roͤm. Kayſerl. Majeſtaͤt, gleich geach- tet ſeyn, und ihr nichts zum Voraus geben wollen, welche aber, was ſie ambiret biß dato nicht er- halten.
Vierdtes Capitel. Von den Special-Fundamentis des Koͤniges von Spanien.
1. Daß ſeine Herrſchafft ſo weitlaͤufftig, daß auch in ſelbiger die Sonne niemahlen unterge- he, wie dann gewiß, daß Spanien zu den Zeiten Philippi I. Caroli V. und Philippi II. viel weitlaͤufftiger geweſen, als die Roͤm. Monar- chie zu Zeiten Trajani, da ſie doch im hoͤchſten Flor geſtanden: und es laͤſſet ſich leicht aus de- nen groſſen und langen titulis, derer ſich die Koͤnige in Spanien bedienen, von deꝛ Menge ih- rer Reiche urtheilen, worauf aber die Koͤnige in Franckreich zuweilen gar hoͤniſch geweſen; wie denn bekandt, daß Franciſcus I. in Franck- reich, als er von Carolo V. einen Brieff erhal- ten, auf welchem die lange ſeries der Spani- ſchen Koͤnigreiche und Provintzien zu ſehen war, in ſeiner Antwort ſich nur Koͤnig von Franckreich und Herr von Goneſſe (welches ein ſchlechtes Dorff aux environs de Paris) nennete, dadurch anzeigende, ſe unicum (wie
Ri-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0107"n="79"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Hoff-<hirendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
welche der Roͤm. Kayſerl. Majeſtaͤt, gleich geach-<lb/>
tet ſeyn, und ihr nichts zum Voraus geben wollen,<lb/>
welche aber, was ſie <hirendition="#aq">ambi</hi>ret biß <hirendition="#aq">dato</hi> nicht er-<lb/>
halten.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Vierdtes Capitel.</hi><lb/><hirendition="#b">Von den <hirendition="#aq">Special-Fundamentis</hi> des<lb/>
Koͤniges von Spanien.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 1.</head><p>Dieſer Monarche gruͤndet ſeine <hirendition="#aq">Præce-<lb/>
de</hi>ntz darauf,</p><lb/><list><item>1. Daß ſeine Herrſchafft ſo weitlaͤufftig, daß<lb/>
auch in ſelbiger die Sonne niemahlen unterge-<lb/>
he, wie dann gewiß, daß Spanien zu den Zeiten<lb/><hirendition="#aq">Philippi I. Caroli V.</hi> und <hirendition="#aq">Philippi II.</hi> viel<lb/>
weitlaͤufftiger geweſen, als die Roͤm. Monar-<lb/>
chie zu Zeiten <hirendition="#aq">Trajani,</hi> da ſie doch im hoͤchſten<lb/>
Flor geſtanden: und es laͤſſet ſich leicht aus de-<lb/>
nen groſſen und langen <hirendition="#aq">titulis,</hi> derer ſich die<lb/>
Koͤnige in Spanien bedienen, von deꝛ Menge ih-<lb/>
rer Reiche urtheilen, worauf aber die Koͤnige in<lb/>
Franckreich zuweilen gar hoͤniſch geweſen; wie<lb/>
denn bekandt, daß <hirendition="#aq">Franciſcus I.</hi> in Franck-<lb/>
reich, als er von <hirendition="#aq">Carolo V.</hi> einen Brieff erhal-<lb/>
ten, auf welchem die lange <hirendition="#aq">ſeries</hi> der Spani-<lb/>ſchen Koͤnigreiche und Provintzien zu ſehen<lb/>
war, in ſeiner Antwort ſich nur Koͤnig von<lb/>
Franckreich und Herr von <hirendition="#aq">Goneſſe</hi> (welches<lb/>
ein ſchlechtes Dorff <hirendition="#aq">aux environs de Paris</hi>)<lb/>
nennete, dadurch anzeigende, <hirendition="#aq">ſe unicum</hi> (wie<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Ri-</hi></fw><lb/></item></list></div></div></div></body></text></TEI>
[79/0107]
Hoff-Ceremoniel.
welche der Roͤm. Kayſerl. Majeſtaͤt, gleich geach-
tet ſeyn, und ihr nichts zum Voraus geben wollen,
welche aber, was ſie ambiret biß dato nicht er-
halten.
Vierdtes Capitel.
Von den Special-Fundamentis des
Koͤniges von Spanien.
§. 1. Dieſer Monarche gruͤndet ſeine Præce-
dentz darauf,
1. Daß ſeine Herrſchafft ſo weitlaͤufftig, daß
auch in ſelbiger die Sonne niemahlen unterge-
he, wie dann gewiß, daß Spanien zu den Zeiten
Philippi I. Caroli V. und Philippi II. viel
weitlaͤufftiger geweſen, als die Roͤm. Monar-
chie zu Zeiten Trajani, da ſie doch im hoͤchſten
Flor geſtanden: und es laͤſſet ſich leicht aus de-
nen groſſen und langen titulis, derer ſich die
Koͤnige in Spanien bedienen, von deꝛ Menge ih-
rer Reiche urtheilen, worauf aber die Koͤnige in
Franckreich zuweilen gar hoͤniſch geweſen; wie
denn bekandt, daß Franciſcus I. in Franck-
reich, als er von Carolo V. einen Brieff erhal-
ten, auf welchem die lange ſeries der Spani-
ſchen Koͤnigreiche und Provintzien zu ſehen
war, in ſeiner Antwort ſich nur Koͤnig von
Franckreich und Herr von Goneſſe (welches
ein ſchlechtes Dorff aux environs de Paris)
nennete, dadurch anzeigende, ſe unicum (wie
Ri-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/107>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.