Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Zehen.
1.
WEnn mich mein Kind wil traurig sehn
und Blut auß meinem Herzen pressen
so spricht sie: Du wirst mich vergessen
so bald du wirst von hinnen gehn.

Sag/ Rosilis/ Ach! meine Fromme:
Woher dir doch der Argwohn komme.
2.
Hat ein verbooßter Läster-Mund
mich irgend bey dir angegeben:
Bekenn es/ Rosilis/ mein Leben/
thu mir die falschen Lügen kund.
Durch offenbahrung/ Red' und Frage
wird offt gewehrt der bösen Sage.
3.
Jch bin ja mir wol nicht bewust
daß ich mich wor vergriffen hätte.
So lang ich hang' an deine Kette/
und deine Gunst rührt meine Brust:
Jst nichts geschehn mit meinem wissen
drauß du was böses köntest schliessen.
4.
Kein einger Mund hat mich gerührt
seit ich den deinen dürffen herzen.

Hastu mich wo mit einer scherzen
gesehn?
Erſtes Zehen.
1.
WEnn mich mein Kind wil traurig ſehn
und Blut auß meinem Herzen preſſen
ſo ſpricht ſie: Du wirſt mich vergeſſen
ſo bald du wirſt von hinnen gehn.

Sag/ Roſilis/ Ach! meine Fromme:
Woher dir doch der Argwohn komme.
2.
Hat ein verbooßter Laͤſter-Mund
mich irgend bey dir angegeben:
Bekenn es/ Roſilis/ mein Leben/
thu mir die falſchen Luͤgen kund.
Durch offenbahrung/ Red’ und Frage
wird offt gewehrt der boͤſen Sage.
3.
Jch bin ja mir wol nicht bewuſt
daß ich mich wor vergriffen haͤtte.
So lang ich hang’ an deine Kette/
und deine Gunſt ruͤhrt meine Bruſt:
Jſt nichts geſchehn mit meinem wiſſen
drauß du was boͤſes koͤnteſt ſchlieſſen.
4.
Kein einger Mund hat mich geruͤhrt
ſeit ich den deinen duͤrffen herzen.

Haſtu mich wo mit einer ſcherzen
geſehn?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0065" n="33"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Zehen.</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <head>1.</head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">W</hi>Enn mich mein Kind wil traurig &#x017F;ehn</l><lb/>
              <l>und Blut auß meinem Herzen pre&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;o &#x017F;pricht &#x017F;ie: Du wir&#x017F;t mich verge&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;o bald du wir&#x017F;t von hinnen gehn.</l><lb/>
              <l>Sag/ Ro&#x017F;ilis/ Ach! meine Fromme:</l><lb/>
              <l>Woher dir doch der Argwohn komme.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <head>2.</head><lb/>
              <l>Hat ein verbooßter La&#x0364;&#x017F;ter-Mund</l><lb/>
              <l>mich irgend bey dir angegeben:</l><lb/>
              <l>Bekenn es/ Ro&#x017F;ilis/ mein Leben/</l><lb/>
              <l>thu mir die fal&#x017F;chen Lu&#x0364;gen kund.</l><lb/>
              <l>Durch offenbahrung/ Red&#x2019; und Frage</l><lb/>
              <l>wird offt gewehrt der bo&#x0364;&#x017F;en Sage.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <head>3.</head><lb/>
              <l>Jch bin ja mir wol nicht bewu&#x017F;t</l><lb/>
              <l>daß ich mich wor vergriffen ha&#x0364;tte.</l><lb/>
              <l>So lang ich hang&#x2019; an deine Kette/</l><lb/>
              <l>und deine Gun&#x017F;t ru&#x0364;hrt meine Bru&#x017F;t:</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t nichts ge&#x017F;chehn mit meinem wi&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
              <l>drauß du was bo&#x0364;&#x017F;es ko&#x0364;nte&#x017F;t &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <head>4.</head><lb/>
              <l>Kein einger Mund hat mich geru&#x0364;hrt<lb/>
&#x017F;eit ich den deinen du&#x0364;rffen herzen.</l><lb/>
              <l>Ha&#x017F;tu mich wo mit einer &#x017F;cherzen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge&#x017F;ehn?</fw><lb/></l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0065] Erſtes Zehen. 1. WEnn mich mein Kind wil traurig ſehn und Blut auß meinem Herzen preſſen ſo ſpricht ſie: Du wirſt mich vergeſſen ſo bald du wirſt von hinnen gehn. Sag/ Roſilis/ Ach! meine Fromme: Woher dir doch der Argwohn komme. 2. Hat ein verbooßter Laͤſter-Mund mich irgend bey dir angegeben: Bekenn es/ Roſilis/ mein Leben/ thu mir die falſchen Luͤgen kund. Durch offenbahrung/ Red’ und Frage wird offt gewehrt der boͤſen Sage. 3. Jch bin ja mir wol nicht bewuſt daß ich mich wor vergriffen haͤtte. So lang ich hang’ an deine Kette/ und deine Gunſt ruͤhrt meine Bruſt: Jſt nichts geſchehn mit meinem wiſſen drauß du was boͤſes koͤnteſt ſchlieſſen. 4. Kein einger Mund hat mich geruͤhrt ſeit ich den deinen duͤrffen herzen. Haſtu mich wo mit einer ſcherzen geſehn?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/65
Zitationshilfe: Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/65>, abgerufen am 24.11.2024.