Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.Zuschrifft. daß du stets üm mich gewesen: Eine Stubenahm uns ein/ eine Tafelreicht' uns Speise/ Kreuz und Glükk war uns gemein. Was für lehr-bereichte Lust hab' ich dar bey dir genossen! Mein Apollo trug sich hoch; merket' er von dir sich preisen: Meinen armen Hirten-Musen ward der Lorber fast zu schlecht/ wenn sie deinen Beyfall hörten: Selbst ich ringer Schäfer Knecht bildte mir den Adel ein/ lobstu meiner Flöte Weisen. Als ich nu[n de]n lezten Griff fast auf Rohr u[nd] Pfeiffe tähte; wie hastu dich dar betrübt! dein Gemüht und Freundes-Sinn gieng auff das erhaltne Leben deines Fili- dors nur hin. Von der Sonnen frühen Tritt biß zur andern Abend-röhte hieltstu wachend bey mir aus. Keine Wur- zel war so ferne/ kein berühmtes Kraut so selzam/ daß auch mitten in der Nacht wenn die Wolken-brüche rissen/ und der Luft Geschüzz' erkracht' Zuſchrifft. daß du ſtets uͤm mich geweſen: Eine Stubenahm uns ein/ eine Tafelreicht’ uns Speiſe/ Kreuz und Gluͤkk war uns gemein. Was fuͤr lehr-bereichte Luſt hab’ ich dar bey dir genoſſen! Mein Apollo trug ſich hoch; merket’ er von dir ſich preiſen: Meinen armen Hirten-Muſen ward der Lorber faſt zu ſchlecht/ wenn ſie deinen Beyfall hoͤrten: Selbſt ich ringer Schaͤfer Knecht bildte mir den Adel ein/ lobſtu meiner Floͤte Weiſen. Als ich nu[n de]n lezten Griff faſt auf Rohr u[nd] Pfeiffe taͤhte; wie haſtu dich dar betruͤbt! dein Gemuͤht und Freundes-Sinn gieng auff das erhaltne Leben deines Fili- dors nur hin. Von der Sonnen fruͤhen Tritt biß zur andern Abend-roͤhte hieltſtu wachend bey mir aus. Keine Wur- zel war ſo ferne/ kein beruͤhmtes Kraut ſo ſelzam/ daß auch mitten in der Nacht wenn die Wolken-bruͤche riſſen/ und der Luft Geſchuͤzz’ erkracht’ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0031"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zuſchrifft.</hi> </fw><lb/> <l>daß du ſtets uͤm mich geweſen: Eine Stube</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nahm uns ein/</hi> </l><lb/> <l>eine Tafelreicht’ uns Speiſe/ Kreuz und</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Gluͤkk war uns gemein.</hi> </l><lb/> <l>Was fuͤr lehr-bereichte Luſt hab’ ich dar bey</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">dir genoſſen!</hi> </l><lb/> <l>Mein Apollo trug ſich hoch; merket’ er von dir</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſich preiſen:</hi> </l><lb/> <l>Meinen armen Hirten-Muſen ward der</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Lorber faſt zu ſchlecht/</hi> </l><lb/> <l>wenn ſie deinen Beyfall hoͤrten: Selbſt ich</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ringer Schaͤfer Knecht</hi> </l><lb/> <l>bildte mir den Adel ein/ lobſtu meiner Floͤte</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Weiſen.</hi> </l><lb/> <l>Als ich nu<supplied>n de</supplied>n lezten Griff faſt auf Rohr u<supplied>nd</supplied></l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Pfeiffe taͤhte;</hi> </l><lb/> <l>wie haſtu dich dar betruͤbt! dein Gemuͤht</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">und Freundes-Sinn</hi> </l><lb/> <l>gieng auff das erhaltne Leben deines Fili-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">dors nur hin.</hi> </l><lb/> <l>Von der Sonnen fruͤhen Tritt biß zur andern</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Abend-roͤhte</hi> </l><lb/> <l>hieltſtu wachend bey mir aus. Keine Wur-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">zel war ſo ferne/</hi> </l><lb/> <l>kein beruͤhmtes Kraut ſo ſelzam/ daß auch</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">mitten in der Nacht</hi> </l><lb/> <l>wenn die Wolken-bruͤche riſſen/ und der</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Luft Geſchuͤzz’ erkracht’</hi> </l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0031]
Zuſchrifft.
daß du ſtets uͤm mich geweſen: Eine Stube
nahm uns ein/
eine Tafelreicht’ uns Speiſe/ Kreuz und
Gluͤkk war uns gemein.
Was fuͤr lehr-bereichte Luſt hab’ ich dar bey
dir genoſſen!
Mein Apollo trug ſich hoch; merket’ er von dir
ſich preiſen:
Meinen armen Hirten-Muſen ward der
Lorber faſt zu ſchlecht/
wenn ſie deinen Beyfall hoͤrten: Selbſt ich
ringer Schaͤfer Knecht
bildte mir den Adel ein/ lobſtu meiner Floͤte
Weiſen.
Als ich nun den lezten Griff faſt auf Rohr und
Pfeiffe taͤhte;
wie haſtu dich dar betruͤbt! dein Gemuͤht
und Freundes-Sinn
gieng auff das erhaltne Leben deines Fili-
dors nur hin.
Von der Sonnen fruͤhen Tritt biß zur andern
Abend-roͤhte
hieltſtu wachend bey mir aus. Keine Wur-
zel war ſo ferne/
kein beruͤhmtes Kraut ſo ſelzam/ daß auch
mitten in der Nacht
wenn die Wolken-bruͤche riſſen/ und der
Luft Geſchuͤzz’ erkracht’
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