Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.Geharnschter Venus 2. Alter schimpfft zwar niemand nicht/wo es nu den Jungen traute/ wo sein sorgliches Gesicht/ so nicht alles Ding beschaute. Meiner Schönen zarter Mund fiel auff mich mit tausend Küssen/ was mir weiter war vergunnt/ muß ich um der Alten missen. 3. Kunnstu denn nicht dißmahl ruhn/daß du uns zerreist die Karten? hastu weiter nichts zu tuhn/ nicht der Spindel abzuwarten? Flikk den alten Belz vielmehr und bestell das Todten-Hemde. Was verbeusstu/ daß wol ehr dir nicht ist gewesen fremde. 4. Laß die Jugend frölich sein/weil die Geister noch sich rühren. Wenn die Wangen fallen ein und die Zähne sich verlieren/ wenn
Geharnſchter Venus 2. Alter ſchimpfft zwar niemand nicht/wo es nu den Jungen traute/ wo ſein ſorgliches Geſicht/ ſo nicht alles Ding beſchaute. Meiner Schoͤnen zarter Mund fiel auff mich mit tauſend Kuͤſſen/ was mir weiter war vergunnt/ muß ich um der Alten miſſen. 3. Kunnſtu denn nicht dißmahl ruhn/daß du uns zerreiſt die Karten? haſtu weiter nichts zu tuhn/ nicht der Spindel abzuwarten? Flikk den alten Belz vielmehr und beſtell das Todten-Hemde. Was verbeusſtu/ daß wol ehr dir nicht iſt geweſen fremde. 4. Laß die Jugend froͤlich ſein/weil die Geiſter noch ſich ruͤhren. Wenn die Wangen fallen ein und die Zaͤhne ſich verlieren/ wenn
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Geharnſchter Venus
2.
Alter ſchimpfft zwar niemand nicht/
wo es nu den Jungen traute/
wo ſein ſorgliches Geſicht/
ſo nicht alles Ding beſchaute.
Meiner Schoͤnen zarter Mund
fiel auff mich mit tauſend Kuͤſſen/
was mir weiter war vergunnt/
muß ich um der Alten miſſen.
3.
Kunnſtu denn nicht dißmahl ruhn/
daß du uns zerreiſt die Karten?
haſtu weiter nichts zu tuhn/
nicht der Spindel abzuwarten?
Flikk den alten Belz vielmehr
und beſtell das Todten-Hemde.
Was verbeusſtu/ daß wol ehr
dir nicht iſt geweſen fremde.
4.
Laß die Jugend froͤlich ſein/
weil die Geiſter noch ſich ruͤhren.
Wenn die Wangen fallen ein
und die Zaͤhne ſich verlieren/
wenn
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