Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.
9. Doch schlug sie Feuer an. Der Argwohn rührt siesehr. sie lieff die Stiegen ab und gukket hin und her/ biß Sie zur Kammer kahm/ da/ wo die Fillis schlieff der sie auß Zorn entbrannt diß harte Wort zurieff: 10. Was machstu/ Raben-aaß? wer lieget hie bey dir?schämstu dich/ Schandbalg/ nicht zutreiben solches hier/ wordurch diß ganze Hauß in Spott und Unehr fällt/ Schämstu dich nicht für Gott/ so fürchte doch die Welt. 11. Was solt' auff solchen Fang begehn das arme Kind?bald kroch sie ein/ bald auß. Nicht Mars und Venus sind mit solcher Schaam ertappt/ wie diß verliebte Paar/ in seiner besten Lust so schlau betroffen war. 12. Der sonst beherzte Held war selbst ohn alles Herz/kein Sedel schrekkt' ihn nie so sehr als hier die Kerz so diese Kloris trug. Hier stritte Zorn und Schaam biß endlich Ehr und Glimpff die oberhand bekahm. Die
9. Doch ſchlug ſie Feuer an. Der Argwohn ruͤhrt ſieſehr. ſie lieff die Stiegen ab und gukket hin und her/ biß Sie zur Kammer kahm/ da/ wo die Fillis ſchlieff der ſie auß Zorn entbrannt diß harte Wort zurieff: 10. Was machſtu/ Raben-aaß? wer lieget hie bey dir?ſchaͤmſtu dich/ Schandbalg/ nicht zutreiben ſolches hier/ wordurch diß ganze Hauß in Spott und Unehr faͤllt/ Schaͤmſtu dich nicht fuͤr Gott/ ſo fuͤrchte doch die Welt. 11. Was ſolt’ auff ſolchen Fang begehn das arme Kind?bald kroch ſie ein/ bald auß. Nicht Mars und Venus ſind mit ſolcher Schaam ertappt/ wie diß verliebte Paar/ in ſeiner beſten Luſt ſo ſchlau betroffen war. 12. Der ſonſt beherzte Held war ſelbſt ohn alles Herz/kein Sedel ſchrekkt’ ihn nie ſo ſehr als hier die Kerz ſo dieſe Kloris trug. Hier ſtritte Zorn und Schaam biß endlich Ehr und Glimpff die oberhand bekahm. Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="8"> <l> <pb facs="#f0292" n="238"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Geharnſchter Venus</hi> </fw> </l><lb/> <l>die Tochter nierkte bald/ es haͤtte nicht Gefahr</l><lb/> <l>dieweil ſie ziemlich ſonſt auch mit Katoliſch war.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <head>9.</head><lb/> <l>Doch ſchlug ſie Feuer an. Der Argwohn ruͤhrt ſie<lb/><hi rendition="#et">ſehr.</hi><lb/> ſie lieff die Stiegen ab und gukket hin und her/</l><lb/> <l>biß Sie zur Kammer kahm/ da/ wo die Fillis<lb/><hi rendition="#et">ſchlieff</hi></l><lb/> <l>der ſie auß Zorn entbrannt diß harte Wort zurieff:</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <head>10.</head><lb/> <l>Was machſtu/ Raben-aaß? wer lieget hie bey dir?<lb/> ſchaͤmſtu dich/ Schandbalg/ nicht zutreiben ſolches<lb/><hi rendition="#et">hier/</hi></l><lb/> <l>wordurch diß ganze Hauß in Spott und Unehr<lb/><hi rendition="#et">faͤllt/</hi></l><lb/> <l>Schaͤmſtu dich nicht fuͤr Gott/ ſo fuͤrchte doch die<lb/><hi rendition="#et">Welt.</hi></l> </lg><lb/> <lg n="11"> <head>11.</head><lb/> <l>Was ſolt’ auff ſolchen Fang begehn das arme Kind?</l><lb/> <l>bald kroch ſie ein/ bald auß. Nicht Mars und Venus<lb/><hi rendition="#et">ſind</hi></l><lb/> <l>mit ſolcher Schaam ertappt/ wie diß verliebte<lb/><hi rendition="#et">Paar/</hi></l><lb/> <l>in ſeiner beſten Luſt ſo ſchlau betroffen war.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <head>12.</head><lb/> <l>Der ſonſt beherzte Held war ſelbſt ohn alles Herz/</l><lb/> <l>kein Sedel ſchrekkt’ ihn nie ſo ſehr als hier die Kerz<lb/> ſo dieſe Kloris trug. Hier ſtritte Zorn und<lb/><hi rendition="#et">Schaam</hi></l><lb/> <l>biß endlich Ehr und Glimpff die oberhand bekahm.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0292]
Geharnſchter Venus
die Tochter nierkte bald/ es haͤtte nicht Gefahr
dieweil ſie ziemlich ſonſt auch mit Katoliſch war.
9.
Doch ſchlug ſie Feuer an. Der Argwohn ruͤhrt ſie
ſehr.
ſie lieff die Stiegen ab und gukket hin und her/
biß Sie zur Kammer kahm/ da/ wo die Fillis
ſchlieff
der ſie auß Zorn entbrannt diß harte Wort zurieff:
10.
Was machſtu/ Raben-aaß? wer lieget hie bey dir?
ſchaͤmſtu dich/ Schandbalg/ nicht zutreiben ſolches
hier/
wordurch diß ganze Hauß in Spott und Unehr
faͤllt/
Schaͤmſtu dich nicht fuͤr Gott/ ſo fuͤrchte doch die
Welt.
11.
Was ſolt’ auff ſolchen Fang begehn das arme Kind?
bald kroch ſie ein/ bald auß. Nicht Mars und Venus
ſind
mit ſolcher Schaam ertappt/ wie diß verliebte
Paar/
in ſeiner beſten Luſt ſo ſchlau betroffen war.
12.
Der ſonſt beherzte Held war ſelbſt ohn alles Herz/
kein Sedel ſchrekkt’ ihn nie ſo ſehr als hier die Kerz
ſo dieſe Kloris trug. Hier ſtritte Zorn und
Schaam
biß endlich Ehr und Glimpff die oberhand bekahm.
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |