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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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darum ist die Atmosphäre etwas dumpf und sticklich. Man sieht darin auch so ähnliche Gestalten, wie den Barbarossa im Kyffhäuser, gute, ehrliche, mitunter auch kräftige, edle, deutsche Häupter, die da in langen ständischen Reihen ruhig sitzen und schlafen, die Ritter, die Bürger, die Bauern, nicht ohne manchen guten Traum, der einmal in Erfüllung gehen kann, - während auf der Prälatenbank alles gleichsam wach ist und sich über den süßen Schlummer der Landsleute freut und eine leise, summende, wiegenliedartige Litanei über sie ergehen läßt.

Nun kommt aber vielleicht auch einmal der Tag, wo die Fenster, zumal jene gegen Deutschland hin wieder aufgethan werden, und ein frischer, angenehmer Luftzug wird wieder durch den Saal gehen und es wird wieder verschiedenes Leben geben in der alten großen Bergeshalle. Die alten Helme werden wieder neu erglänzen und die alten Wappen erblühen in frischen Farben und die Stadtbanner wieder lustig wehen in dem Saal. Auch den Inseln und den Krummstäben wird der Wohlgesinnte eine fröhliche Motion im neuen Luftzuge nicht verübeln, wenn sie auch die Dreschflegel und Heugabeln sich etwas rühren und schütteln lassen wollen. Dann aber, wenn das Belebende des frischen Nordwinds verspürt ist, dann werden auch die biderben Schlummerer erwachen und zuletzt wohl alle zusammen treten, die Geistlichkeit, die Herren, die Bürger und die Bauern, und sich freudig die Hand reichen und sich gestehen, daß das Zurückbleiben und das Hinterlegen des Geistes ins abgestorbene Herbarium, so gut es auch jeweils einem oder dem andern Stande thun möchte, gleichwohl der Gesammtheit nicht recht zuträglich und für diese nichts besser und heilsamer sey als Bewegung, Vorwärtsstreben, Weiterkommen. Und der Kaiser, der schon lange merkt, daß es mit der mechanischen Drillung und dem chiliastischen Schlafe seiner Landeskinder doch nicht mehr gehen will, der wird milde seinen Segen dazu geben. Dann wird sich auch die wehmüthige Devise: Es heißt halt a nicht mehr - in den ermunternden Wahlspruch ändern: Es geht jetzt alm besser.

darum ist die Atmosphäre etwas dumpf und sticklich. Man sieht darin auch so ähnliche Gestalten, wie den Barbarossa im Kyffhäuser, gute, ehrliche, mitunter auch kräftige, edle, deutsche Häupter, die da in langen ständischen Reihen ruhig sitzen und schlafen, die Ritter, die Bürger, die Bauern, nicht ohne manchen guten Traum, der einmal in Erfüllung gehen kann, – während auf der Prälatenbank alles gleichsam wach ist und sich über den süßen Schlummer der Landsleute freut und eine leise, summende, wiegenliedartige Litanei über sie ergehen läßt.

Nun kommt aber vielleicht auch einmal der Tag, wo die Fenster, zumal jene gegen Deutschland hin wieder aufgethan werden, und ein frischer, angenehmer Luftzug wird wieder durch den Saal gehen und es wird wieder verschiedenes Leben geben in der alten großen Bergeshalle. Die alten Helme werden wieder neu erglänzen und die alten Wappen erblühen in frischen Farben und die Stadtbanner wieder lustig wehen in dem Saal. Auch den Inseln und den Krummstäben wird der Wohlgesinnte eine fröhliche Motion im neuen Luftzuge nicht verübeln, wenn sie auch die Dreschflegel und Heugabeln sich etwas rühren und schütteln lassen wollen. Dann aber, wenn das Belebende des frischen Nordwinds verspürt ist, dann werden auch die biderben Schlummerer erwachen und zuletzt wohl alle zusammen treten, die Geistlichkeit, die Herren, die Bürger und die Bauern, und sich freudig die Hand reichen und sich gestehen, daß das Zurückbleiben und das Hinterlegen des Geistes ins abgestorbene Herbarium, so gut es auch jeweils einem oder dem andern Stande thun möchte, gleichwohl der Gesammtheit nicht recht zuträglich und für diese nichts besser und heilsamer sey als Bewegung, Vorwärtsstreben, Weiterkommen. Und der Kaiser, der schon lange merkt, daß es mit der mechanischen Drillung und dem chiliastischen Schlafe seiner Landeskinder doch nicht mehr gehen will, der wird milde seinen Segen dazu geben. Dann wird sich auch die wehmüthige Devise: Es heißt halt a nicht mehr – in den ermunternden Wahlspruch ändern: Es geht jetzt alm besser.

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darum ist die Atmosphäre etwas dumpf und sticklich. Man sieht darin auch so ähnliche Gestalten, wie den Barbarossa im Kyffhäuser, gute, ehrliche, mitunter auch kräftige, edle, deutsche Häupter, die da in langen ständischen Reihen ruhig sitzen und schlafen, die Ritter, die Bürger, die Bauern, nicht ohne manchen guten Traum, der einmal in Erfüllung gehen kann, &#x2013; während auf der Prälatenbank alles gleichsam wach ist und sich über den süßen Schlummer der Landsleute freut und eine leise, summende, wiegenliedartige Litanei über sie ergehen läßt.</p>
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[664/0668] darum ist die Atmosphäre etwas dumpf und sticklich. Man sieht darin auch so ähnliche Gestalten, wie den Barbarossa im Kyffhäuser, gute, ehrliche, mitunter auch kräftige, edle, deutsche Häupter, die da in langen ständischen Reihen ruhig sitzen und schlafen, die Ritter, die Bürger, die Bauern, nicht ohne manchen guten Traum, der einmal in Erfüllung gehen kann, – während auf der Prälatenbank alles gleichsam wach ist und sich über den süßen Schlummer der Landsleute freut und eine leise, summende, wiegenliedartige Litanei über sie ergehen läßt. Nun kommt aber vielleicht auch einmal der Tag, wo die Fenster, zumal jene gegen Deutschland hin wieder aufgethan werden, und ein frischer, angenehmer Luftzug wird wieder durch den Saal gehen und es wird wieder verschiedenes Leben geben in der alten großen Bergeshalle. Die alten Helme werden wieder neu erglänzen und die alten Wappen erblühen in frischen Farben und die Stadtbanner wieder lustig wehen in dem Saal. Auch den Inseln und den Krummstäben wird der Wohlgesinnte eine fröhliche Motion im neuen Luftzuge nicht verübeln, wenn sie auch die Dreschflegel und Heugabeln sich etwas rühren und schütteln lassen wollen. Dann aber, wenn das Belebende des frischen Nordwinds verspürt ist, dann werden auch die biderben Schlummerer erwachen und zuletzt wohl alle zusammen treten, die Geistlichkeit, die Herren, die Bürger und die Bauern, und sich freudig die Hand reichen und sich gestehen, daß das Zurückbleiben und das Hinterlegen des Geistes ins abgestorbene Herbarium, so gut es auch jeweils einem oder dem andern Stande thun möchte, gleichwohl der Gesammtheit nicht recht zuträglich und für diese nichts besser und heilsamer sey als Bewegung, Vorwärtsstreben, Weiterkommen. Und der Kaiser, der schon lange merkt, daß es mit der mechanischen Drillung und dem chiliastischen Schlafe seiner Landeskinder doch nicht mehr gehen will, der wird milde seinen Segen dazu geben. Dann wird sich auch die wehmüthige Devise: Es heißt halt a nicht mehr – in den ermunternden Wahlspruch ändern: Es geht jetzt alm besser.

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/668>, abgerufen am 21.11.2024.