Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.Es wird von der Regierung manches gethan, um die wehrsame Geschicklichkeit der Schützen im Frieden nicht verloren gehen zu lassen. Zu Erhaltung derselben sind vorzüglich die privilegirten Schießstände bestimmt, welche vom Landesfürsten kleine aufmunternde Schießgaben erhalten zu Preisen für die besten Treffer. Es ist dem Lande Tirol dafür ein jährlicher Betrag von 1757 fl. C. M. ausgesetzt. Der privilegirten Schießstände finden sich in Tirol ohne Vorarlberg hundertzweiunddreißig, und zwar in den deutschen Kreisen hundertfünfundzwanzig, in den beiden wälschen, Trient und Noveredo, nur sieben. Außerdem ist aber das Scheibenschießen ein Nationalvergnügen und wird weniger zwar in den ärmern Hochthälern desto lebhafter aber in den wohlhabendern Gegenden am Lande betrieben. Dort steht fast neben jedem Dorfe, neben jedem Schlosse oder Ansitz eine eigene Schießstätte. Neues Leben hat diese fast einzig übergebliebene Volksbelustigung durch eine in diesem Jahre ergangene Verordnung erhalten, die mit großer Freude aufgenommen wurde. Bis ins vorige Jahrhundert herein waren alle Zugänge Tirols mit Vesten, Klausen und Schanzen bewahrt. Mehrere bestanden nur aus einem festen Thurme mit etlichen Zugebäuden; manche waren sehr ansehnlich und müssen viel Geld gekostet haben. An der Scharniz zumal hatte die Erzherzogin Claudia (+ 1648) viele tausend Gulden verbaut und sie deßwegen auch mit dem Namen Porta Claudia beehrt. Kriegsläufe und geflissentliches Aufgeben haben jetzt alle diese Gränzwehren in Trümmer fallen lassen, bis auf die Veste Kufstein, an der bayerischen Gränze über dem Inn gelegen, welche noch in gutem Stande erhalten wird. Statt solcher Befestigungen an den Landesmarken hat es neuere Kriegsweisheit räthlich gefunden, im Herzen von Tirol zwei neue anzulegen und zwar die eine oberhalb Brixen auf dem Wege nach dem Brenner, die andere bei Finstermünz. Diese sperrt die obere Straße, jene die untere, und so hat man sich denn vollkommen in Stand gesetzt, jede Vereinigung feindlicher Heere, die aus Italien und von Deutschland her eine Verbindung Es wird von der Regierung manches gethan, um die wehrsame Geschicklichkeit der Schützen im Frieden nicht verloren gehen zu lassen. Zu Erhaltung derselben sind vorzüglich die privilegirten Schießstände bestimmt, welche vom Landesfürsten kleine aufmunternde Schießgaben erhalten zu Preisen für die besten Treffer. Es ist dem Lande Tirol dafür ein jährlicher Betrag von 1757 fl. C. M. ausgesetzt. Der privilegirten Schießstände finden sich in Tirol ohne Vorarlberg hundertzweiunddreißig, und zwar in den deutschen Kreisen hundertfünfundzwanzig, in den beiden wälschen, Trient und Noveredo, nur sieben. Außerdem ist aber das Scheibenschießen ein Nationalvergnügen und wird weniger zwar in den ärmern Hochthälern desto lebhafter aber in den wohlhabendern Gegenden am Lande betrieben. Dort steht fast neben jedem Dorfe, neben jedem Schlosse oder Ansitz eine eigene Schießstätte. Neues Leben hat diese fast einzig übergebliebene Volksbelustigung durch eine in diesem Jahre ergangene Verordnung erhalten, die mit großer Freude aufgenommen wurde. Bis ins vorige Jahrhundert herein waren alle Zugänge Tirols mit Vesten, Klausen und Schanzen bewahrt. Mehrere bestanden nur aus einem festen Thurme mit etlichen Zugebäuden; manche waren sehr ansehnlich und müssen viel Geld gekostet haben. An der Scharniz zumal hatte die Erzherzogin Claudia († 1648) viele tausend Gulden verbaut und sie deßwegen auch mit dem Namen Porta Claudia beehrt. Kriegsläufe und geflissentliches Aufgeben haben jetzt alle diese Gränzwehren in Trümmer fallen lassen, bis auf die Veste Kufstein, an der bayerischen Gränze über dem Inn gelegen, welche noch in gutem Stande erhalten wird. Statt solcher Befestigungen an den Landesmarken hat es neuere Kriegsweisheit räthlich gefunden, im Herzen von Tirol zwei neue anzulegen und zwar die eine oberhalb Brixen auf dem Wege nach dem Brenner, die andere bei Finstermünz. Diese sperrt die obere Straße, jene die untere, und so hat man sich denn vollkommen in Stand gesetzt, jede Vereinigung feindlicher Heere, die aus Italien und von Deutschland her eine Verbindung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0616" n="612"/> <p>Es wird von der Regierung manches gethan, um die wehrsame Geschicklichkeit der Schützen im Frieden nicht verloren gehen zu lassen. Zu Erhaltung derselben sind vorzüglich die privilegirten Schießstände bestimmt, welche vom Landesfürsten kleine aufmunternde Schießgaben erhalten zu Preisen für die besten Treffer. Es ist dem Lande Tirol dafür ein jährlicher Betrag von 1757 fl. C. M. ausgesetzt. Der privilegirten Schießstände finden sich in Tirol ohne Vorarlberg hundertzweiunddreißig, und zwar in den deutschen Kreisen hundertfünfundzwanzig, in den beiden wälschen, Trient und Noveredo, nur sieben. Außerdem ist aber das Scheibenschießen ein Nationalvergnügen und wird weniger zwar in den ärmern Hochthälern desto lebhafter aber in den wohlhabendern Gegenden am Lande betrieben. Dort steht fast neben jedem Dorfe, neben jedem Schlosse oder Ansitz eine eigene Schießstätte. Neues Leben hat diese fast einzig übergebliebene Volksbelustigung durch eine in diesem Jahre ergangene Verordnung erhalten, die mit großer Freude aufgenommen wurde.</p> <p>Bis ins vorige Jahrhundert herein waren alle Zugänge Tirols mit Vesten, Klausen und Schanzen bewahrt. Mehrere bestanden nur aus einem festen Thurme mit etlichen Zugebäuden; manche waren sehr ansehnlich und müssen viel Geld gekostet haben. An der Scharniz zumal hatte die Erzherzogin Claudia († 1648) viele tausend Gulden verbaut und sie deßwegen auch mit dem Namen <hi rendition="#aq">Porta Claudia</hi> beehrt. Kriegsläufe und geflissentliches Aufgeben haben jetzt alle diese Gränzwehren in Trümmer fallen lassen, bis auf die Veste Kufstein, an der bayerischen Gränze über dem Inn gelegen, welche noch in gutem Stande erhalten wird. Statt solcher Befestigungen an den Landesmarken hat es neuere Kriegsweisheit räthlich gefunden, im Herzen von Tirol zwei neue anzulegen und zwar die eine oberhalb Brixen auf dem Wege nach dem Brenner, die andere bei Finstermünz. Diese sperrt die obere Straße, jene die untere, und so hat man sich denn vollkommen in Stand gesetzt, jede Vereinigung feindlicher Heere, die aus Italien und von Deutschland her eine Verbindung </p> </div> </body> </text> </TEI> [612/0616]
Es wird von der Regierung manches gethan, um die wehrsame Geschicklichkeit der Schützen im Frieden nicht verloren gehen zu lassen. Zu Erhaltung derselben sind vorzüglich die privilegirten Schießstände bestimmt, welche vom Landesfürsten kleine aufmunternde Schießgaben erhalten zu Preisen für die besten Treffer. Es ist dem Lande Tirol dafür ein jährlicher Betrag von 1757 fl. C. M. ausgesetzt. Der privilegirten Schießstände finden sich in Tirol ohne Vorarlberg hundertzweiunddreißig, und zwar in den deutschen Kreisen hundertfünfundzwanzig, in den beiden wälschen, Trient und Noveredo, nur sieben. Außerdem ist aber das Scheibenschießen ein Nationalvergnügen und wird weniger zwar in den ärmern Hochthälern desto lebhafter aber in den wohlhabendern Gegenden am Lande betrieben. Dort steht fast neben jedem Dorfe, neben jedem Schlosse oder Ansitz eine eigene Schießstätte. Neues Leben hat diese fast einzig übergebliebene Volksbelustigung durch eine in diesem Jahre ergangene Verordnung erhalten, die mit großer Freude aufgenommen wurde.
Bis ins vorige Jahrhundert herein waren alle Zugänge Tirols mit Vesten, Klausen und Schanzen bewahrt. Mehrere bestanden nur aus einem festen Thurme mit etlichen Zugebäuden; manche waren sehr ansehnlich und müssen viel Geld gekostet haben. An der Scharniz zumal hatte die Erzherzogin Claudia († 1648) viele tausend Gulden verbaut und sie deßwegen auch mit dem Namen Porta Claudia beehrt. Kriegsläufe und geflissentliches Aufgeben haben jetzt alle diese Gränzwehren in Trümmer fallen lassen, bis auf die Veste Kufstein, an der bayerischen Gränze über dem Inn gelegen, welche noch in gutem Stande erhalten wird. Statt solcher Befestigungen an den Landesmarken hat es neuere Kriegsweisheit räthlich gefunden, im Herzen von Tirol zwei neue anzulegen und zwar die eine oberhalb Brixen auf dem Wege nach dem Brenner, die andere bei Finstermünz. Diese sperrt die obere Straße, jene die untere, und so hat man sich denn vollkommen in Stand gesetzt, jede Vereinigung feindlicher Heere, die aus Italien und von Deutschland her eine Verbindung
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