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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Freilich wird sich nach diesem Maßstabe seine Arbeit wohl erst im nächsten Decennium als geschlossen darstellen, indessen wer die Mühsal bedenkt, der kann auch die Zeit nicht zu weit gemessen finden.

Von den Merkwürdigkeiten dieser Stadt wollen wir keine nennen als die Bildersammlung des Herrn Johann von Vintler, der einem der ältesten Geschlechter des Landes entsprossen ist und die Fremden mit tirolischer Zuvorkommenheit aufnimmt. Man sieht bei ihm manches gute altdeutsche Stück, und zumal wird jeder mit Freuden das Conterfei Herrn Georgen von Frundsberg betrachten, des tapfern Feldobristen, der mit seinen tirolischen Landsknechten so viel auf Schlachtfeldern zu thun gehabt und seinem Vaterlande wie sich selbst nur Ruhm und Ehre gemacht. Auch besitzt Herr von Vintler eine alte Reimchronik, die mit Erschaffung der Welt beginnt und bis auf Kaiser Friedrich den Zweiten fortläuft. Sie ist laut der Nachschrift gefertigt von Heinz Sentlinger von München, an der Etsch auf dem Rungelstein bei seinem Herrn, Niclas dem Vintler, und vollendet in dem Monat Junius am dreizehnten Tag des Jahres 1394. Es ist ein sehr gut erhaltener, sehr lesbarer, schön geschriebener pergamentner Codex in Großfolio. Anfangs wird gesagt, daß Landgraf Heinrich von Thüringen den Dichter aufgefordert habe, dieses Werk aus Latein ins Deutsche zu dichten, und ebenda findet sich die Erwähnung Gottfrieds von Viterbo als des ersten Verfassers. Darnach wäre der deutsche Bearbeiter jener Doppelgänger des Herrn Rudolf von Ems, von welchem Franz Pfeiffer in der Vorrede zu Barlaam und Josaphat handelt,*) ein unbekannter Dichter, der gleich diesem Ritter eine Weltchronik verfaßt. Jedenfalls ist Heinz Sentlinger nur ein Fortsetzer. Die Handschrift blieb seit Herrn Niclas des Vintlers Zeiten immer in den Händen seiner Familie. Dieser Herr Nicolaus aber ist derselbe, welchem die Anschaffung der Malereien in dem Schlosse zu Rungelstein bei Bozen zugeschrieben wird, ein kunstsinniger und mit den Wissenschaften vertrauter

*) Dichtungen des deutschen Mittelalters. Dritter Band. Leipzig 1843.

Freilich wird sich nach diesem Maßstabe seine Arbeit wohl erst im nächsten Decennium als geschlossen darstellen, indessen wer die Mühsal bedenkt, der kann auch die Zeit nicht zu weit gemessen finden.

Von den Merkwürdigkeiten dieser Stadt wollen wir keine nennen als die Bildersammlung des Herrn Johann von Vintler, der einem der ältesten Geschlechter des Landes entsprossen ist und die Fremden mit tirolischer Zuvorkommenheit aufnimmt. Man sieht bei ihm manches gute altdeutsche Stück, und zumal wird jeder mit Freuden das Conterfei Herrn Georgen von Frundsberg betrachten, des tapfern Feldobristen, der mit seinen tirolischen Landsknechten so viel auf Schlachtfeldern zu thun gehabt und seinem Vaterlande wie sich selbst nur Ruhm und Ehre gemacht. Auch besitzt Herr von Vintler eine alte Reimchronik, die mit Erschaffung der Welt beginnt und bis auf Kaiser Friedrich den Zweiten fortläuft. Sie ist laut der Nachschrift gefertigt von Heinz Sentlinger von München, an der Etsch auf dem Rungelstein bei seinem Herrn, Niclas dem Vintler, und vollendet in dem Monat Junius am dreizehnten Tag des Jahres 1394. Es ist ein sehr gut erhaltener, sehr lesbarer, schön geschriebener pergamentner Codex in Großfolio. Anfangs wird gesagt, daß Landgraf Heinrich von Thüringen den Dichter aufgefordert habe, dieses Werk aus Latein ins Deutsche zu dichten, und ebenda findet sich die Erwähnung Gottfrieds von Viterbo als des ersten Verfassers. Darnach wäre der deutsche Bearbeiter jener Doppelgänger des Herrn Rudolf von Ems, von welchem Franz Pfeiffer in der Vorrede zu Barlaam und Josaphat handelt,*) ein unbekannter Dichter, der gleich diesem Ritter eine Weltchronik verfaßt. Jedenfalls ist Heinz Sentlinger nur ein Fortsetzer. Die Handschrift blieb seit Herrn Niclas des Vintlers Zeiten immer in den Händen seiner Familie. Dieser Herr Nicolaus aber ist derselbe, welchem die Anschaffung der Malereien in dem Schlosse zu Rungelstein bei Bozen zugeschrieben wird, ein kunstsinniger und mit den Wissenschaften vertrauter

*) Dichtungen des deutschen Mittelalters. Dritter Band. Leipzig 1843.
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[601/0605] Freilich wird sich nach diesem Maßstabe seine Arbeit wohl erst im nächsten Decennium als geschlossen darstellen, indessen wer die Mühsal bedenkt, der kann auch die Zeit nicht zu weit gemessen finden. Von den Merkwürdigkeiten dieser Stadt wollen wir keine nennen als die Bildersammlung des Herrn Johann von Vintler, der einem der ältesten Geschlechter des Landes entsprossen ist und die Fremden mit tirolischer Zuvorkommenheit aufnimmt. Man sieht bei ihm manches gute altdeutsche Stück, und zumal wird jeder mit Freuden das Conterfei Herrn Georgen von Frundsberg betrachten, des tapfern Feldobristen, der mit seinen tirolischen Landsknechten so viel auf Schlachtfeldern zu thun gehabt und seinem Vaterlande wie sich selbst nur Ruhm und Ehre gemacht. Auch besitzt Herr von Vintler eine alte Reimchronik, die mit Erschaffung der Welt beginnt und bis auf Kaiser Friedrich den Zweiten fortläuft. Sie ist laut der Nachschrift gefertigt von Heinz Sentlinger von München, an der Etsch auf dem Rungelstein bei seinem Herrn, Niclas dem Vintler, und vollendet in dem Monat Junius am dreizehnten Tag des Jahres 1394. Es ist ein sehr gut erhaltener, sehr lesbarer, schön geschriebener pergamentner Codex in Großfolio. Anfangs wird gesagt, daß Landgraf Heinrich von Thüringen den Dichter aufgefordert habe, dieses Werk aus Latein ins Deutsche zu dichten, und ebenda findet sich die Erwähnung Gottfrieds von Viterbo als des ersten Verfassers. Darnach wäre der deutsche Bearbeiter jener Doppelgänger des Herrn Rudolf von Ems, von welchem Franz Pfeiffer in der Vorrede zu Barlaam und Josaphat handelt, *) ein unbekannter Dichter, der gleich diesem Ritter eine Weltchronik verfaßt. Jedenfalls ist Heinz Sentlinger nur ein Fortsetzer. Die Handschrift blieb seit Herrn Niclas des Vintlers Zeiten immer in den Händen seiner Familie. Dieser Herr Nicolaus aber ist derselbe, welchem die Anschaffung der Malereien in dem Schlosse zu Rungelstein bei Bozen zugeschrieben wird, ein kunstsinniger und mit den Wissenschaften vertrauter *) Dichtungen des deutschen Mittelalters. Dritter Band. Leipzig 1843.

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/605>, abgerufen am 23.11.2024.